Allergie in der Dermatologie – ein Update

Im Bereich der Insektengiftallergie sehen wir immer öfter verstärkte Lokalreaktionen auf neue bei uns mittlerweile auch endemische Stechmückenarten, wie die Tigermücke und andere. Echte Anaphylaxien sind zum Glück extrem selten. Auch der Lepidopterismus – die Eichenprozessionsspinnerdermatitis – wird zunehmend häufiger.

Die Awareness für Medikamentenreaktionen nimmt zu, wir erhalten immer mehr Zuweisungen zur Abklärung. Leider sind darunter auch zahlreiche Fälle, die sich bereits anamnestisch als pharmakologische Nebenwirkungen entpuppen.

Hier würden wir uns sehr freuen, wenn Zuweisungen selektiv erfolgen und zum Beispiel Übelkeit und Durchfälle während Antibiotikaeinnahme als nichtallergische Typ-A-Medikamenten-Nebenwirkungen schon im Vorfeld erkannt werden.

Durch die Zunahme der Verwendung von so genannten „super foods“ (zum Beispiel Chia-Samen) sehen wir auch hier vereinzelt Fälle von allergischen Reaktionen, wobei uns zu deren Abklärung keine serologischen spezifischen Antikörper zur Verfügung stehen, sondern immer noch der gute alte, aber leider nicht quantifizierbare Prick-to-Prick-Test angewendet werden muss.

Im Zusammenhang mit der Diagnostik von Kontaktekzemen hat eine aktuelle deutsche Statistik ergeben, dass Konservierungsmittelallergien gegen Allergene wie Methylisothiazolinon, die häufig in Kosmetika vorkommen, wieder leicht im Rückgang begriffen sind. Der Grund dafür ist, dass der Dachverband europäischer Kosmetikhersteller, Cosmetic Europe, den Mitgliedern empfahl, bei Leave-on-Produkten auf Methylisothiazolinon zu verzichten und bei Rinse-off-Produkten auf einen Gehalt von 100 ppm zu reduzieren. Dafür nehmen andere Konservierungsmittelallergien wie etwa gegen Iodpropinylcarbamat und Propylgallat entsprechend zu.

Neues aus Diagnostik und Prävalenz

Im Bereich der molekularen Allergiediagnostik wurden neue Allergenkomponenten entwickelt, wie etwa bei der Hausstaubmilbe (Der p 23). Teilweise stehen auch frühere Antikörper, die eine Zeit lang aufgrund diagnostischer Optimierungsprozesse nicht erhältlich waren (wie einige rekombinante Latexkomponenten und Ampicilloyl) wieder zur Verfügung.

Bezüglich der Prävalenz von Allergien sehen neue statistische Daten einen Zusammenhang zwischen Präsenz von Hunden im Haushalt im Säuglingsalter und Allergieentstehung: Hier dürfte sich Hundehaltung positiv auswirken – das heißt: Je mehr Hunde im Haushalt, desto seltener entstehen Allergien bei Kindern (außer natürlich bei schon bekannter beziehungsweise manifester Hundeallergie). Dies ist zwar vorerst nur eine statistische Beobachtung, die weiterer Abklärung bedarf, aber dennoch bemerkenswert.

Neue Therapiemöglichkeiten

Der schon Jahre erfolgreich in Verwendung befindliche Anti-IgE-Antikörper Omalizumab, der vor allem bei therapieresistenter chronisch spontaner Urtikaria und allergischem Asthma bronchiale zum Einsatz kommt, darf laut den aktualisierten Urtikaria-Leitlinien nun auch schon als Second-Line-Therapie angewendet werden, wenn Antihistaminika in vierfacher Standarddosis nicht mehr greifen. Zudem wurde vor kurzem auch die Selbstapplikation durch den Patienten zugelassen.

Zusätzlich steht uns seit letztem Jahr auch ein neuer monoklonaler Antikörper, der Interleukin-4- und -13-Hemmer Dupilumab zur Verfügung. Er hat in Fällen von schwerer, therapieresistenter atopischer Dermatitis sowohl in den Studien als auch in der Praxis seine hervorragende Wirksamkeit bewiesen. Derzeit läuft auch eine Phase-III-Studie mit Nemolizumab, einem Anti-IL-31-Antikörper, die ebenfalls vielversprechende Ergebnisse für diese Indikation zeigt.

Neuigkeiten gibt es auch an der Front des Hereditären Angioödems: Für Patienten mit besonders häufigen Attacken wurde mit Lanadelumab der erste monoklonale Antikörper, der spezifisch das Plasma-Kallikrein hemmt, für die Selbstanwendung nach Schulung zur Prophylaxe zugelassen.