COVID-Erkrankter – mehr als eine Fallzahl

Der Umgang mit der Pandemie verändert und beherrscht nicht nur unseren Alltag. COVID und die Pandemie sind in der öffentlichen Berichterstattung allgegenwärtig – und längst dominieren sie auch alle medizinischen und gesundheitlichen Themen. Und wenn wir nicht aufpassen, dann reduzieren sich Medizin und Gesundheit bald auf epidemiologische Fragestellungen, Seuchenprävention und öffentliche Gesundheit.

Denn während in epidemiologischer Hinsicht die Frage „COVID: Ja oder nein?“ im Vordergrund steht, haben die Menschen auch andere Erkrankungen, Symptome und Bedürfnisse. Denn auch andere Erkrankungen schlafen nicht. Die ÖGAM hat sich hier bereits zu einem Zeitpunkt, als andere noch in Schockstarre verharrten, zum Aufrechterhalten der Primärversorgung bekannt und explizit auch auf die Betreuung der vielen Menschen mit chronischen Erkrankungen hingewiesen. Daneben gibt es – mit und ohne COVID – auch viele akute Beratungs- und Behandlungsanlässe. Mit Sorge weisen Allgemeinmediziner bereits darauf hin, dass Patienten derzeit oft erst spät mit bereits fortgeschrittener Symptomatik medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

Dazu kommt, dass die gegenwärtige Situation vielleicht auch andere Erkrankungen und Beschwerden auslöst. In dieser Ausgabe haben wir uns ausführlich mit den psychischen Folgen der Quarantäne beschäftigt.

Und last, not least soll im Zusammenhang mit der Befundung „SARS-CoV-2-positiv: Ja oder nein“ darauf hingewiesen werden: Auch der SARS-CoV-2-Befundete ist nicht nur eine Fallzahl in der Statistik, sondern ein kranker Mensch. Die Frage ob jemand COVID hat oder nicht, ist auch für die behandelnden Hausärzte entscheidend – zur weiteren Behandlung des Betroffenen, aber auch zum eigenen Schutz. Umso unverständlicher ist es, dass (bezirksweise unterschiedlich) immer noch nicht flächendeckend gewährleistet ist, dass die Ärzte von der Behörde auch Rückmeldung erhalten und das Ergebnis der Testung erfahren.