Der akute und chronische Beckenschmerz

Die wichtigsten akuten Beckenschmerzen bei der Frau werden durch Eileiter-Schwangerschaft und andere extrauterine Schwangerschaften, Abortus, jedwede Infektion des Beckens, Stildrehung des Ovars bzw. des Eileiters, Ruptur einer Ovarialzyste und Perforation einer Spirale verursacht.
Bestehen die Beschwerden über 3 Monate, handelt es sich um chronische Schmerzen. Chronische Beckenschmerzen treten bei 4–16 % der Frauen im reproduktiven Alter auf.

Diagnostik

Die Diagnose lässt sich am einfachsten durch Erhebung der Anamnese, physikalische Untersuchung des Beckens, Ultraschall – eventuell mit Farbdoppler –, Computertomografie und Magnetresonanzuntersuchung stellen. Wenn sich allerdings keine eindeutige Diagnose finden lässt, muss eine Laparoskopie durchgeführt werden.
Eine der möglichen Ursachen für Beckenschmerzen ist eine Krampfaderbildung um den Uterus und die Eierstöcke – das Beckenvenensyndrom. Dieses Syndrom wurde erstmals von H. C. Taylor 1949 beschrieben. Man schätzt, dass bis zu 40 % der Frauen, die über Schmerzen im Becken klagen, davon betroffen sind. Auch Männer können am Beckenvenensyndrom leiden. Ausgehend vom Becken ziehen die Schmerzen in den Bauch und in die Beine. Am verlässlichsten wird die Diagnose durch Farbdoppler-Ultraschall bestätigt.

Symptomatik

Die Patientinnen weisen Schmerzen beim Liegen, Sitzen, Stehen und beim Geschlechtsverkehr auf. Ursache dieser Erkrankung ist eine Insuffizienz der tiefen Beckenvenen. Darüber hinaus sind linksseitig in der Vena ovarica weniger Venenklappen als rechts vorhanden, die infolge von Schwangerschaften eine Insuffizienz aufweisen. Außerdem kann linksseitig ein sogenanntes Nussknacker-Phänomen auftreten. Das ist die Einengung der linken Nierenvene einerseits durch die Aorta und andererseits die Arterie mesenterica superior. Die V. ovarica mündet in die linke Nierenvenen, und durch die Engstelle der Nierenvene staut sich das Blut in der Vena ovarica, und es entstehen Krampfadern, die den Schmerz verursachen (Abb. 1).

Interventionelle Therapieverfahren

Das gängigste Therapieverfahren ist dieEmbolisation der Vena ovarica links und falls notwendig auch rechts. Über einen Zugang in der Leistenvene wird die V. ovarica mit einem Katheter sondiert und mittels Coils (= kleine Metallspiralen) und einem Verödungsschaum verschlossen (Abb. 2). Der Eingriff erfolgt in lokaler Betäubung. Nach dem Eingriff wird ein Druckverband in der Leiste angelegt, und die Patientin kann das Krankenhaus bereits nach wenigen Stunden wieder verlassen.

Die zweite mögliche Therapie wäre der Verschluss der Venen durch Laparoskopie. Hier besteht das Problem, dass das Blut unter erhöhtem abdominellem Druck aus den Venen gepresst wird und man nichts mehr von der Varikositas sieht. Erst wenn der Druck nachlässt, kann man etwas sehen, dann sind jedoch die Ligaturen bzw. Koagulation der Venen gefährlich, da dann die Darmschlingen sich in der Nähe befinden. Nach beiden Eingriffen bleiben die Patientinnen lebenslang schmerzfrei.