HPV: Erfolgsgeschichte einer Impfung

Bis der Effekt der Impfung zur Krebsprävention sichtbar ist, benötigt es viele Jahre bis Jahrzehnte.
In Australien wurden Genitalwarzen nach der Einführung des Impfprogrammes fast komplett zurückgedrängt. Da hier die Zeitspanne zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung nur wenige Monate beträgt, ist dies ein guter Indikator für die Wirksamkeit. „Mittlerweile belegen Daten aus Schweden, Dänemark und England, dass bis zu 90 % der Fälle von invasivem Zervixkarzinom durch die Impfung verhindert werden, sofern früh geimpft wird“, bringt es Univ.-Prof. Dr. Elmar Joura, MedUni Wien, in seinem Vortrag beim Österreichischen Impftag auf den Punkt. Auch zu einem späteren Zeitpunkt (17–30 Jahre) ist die Impfung noch sinnvoll, hier sinkt die Wirksamkeit auf etwa 50 %.

Schutz vor anderen Krebsarten

Frühe Impfungen verhindern genauso gut Krebs(-Vorstufen) an Vulva und Scheide sowie anale Dysplasien. Bei Männern stellt das oropharyngeale Karzinom, das durch den HPV-16-Stamm verursacht wird, die häufigste HPV-assoziierte Krebsart dar. Joura: „Die Inzidenzen in den USA und Europa nehmen dramatisch zu; in den USA haben die Erkrankungen bei Männern seit 2010 die Fälle von Zervixkarzinomen bei Frauen dort überholt, wo die Zahlen aufgrund der Vorsorge rückläufig sind.“
Da die Impfung orale Infektionen mit HPV 16 um 90 % reduziert, besteht eine realistische Hoffnung, dass sich damit auch diese Krebsart in Zukunft weitgehend verhindern lässt.

Präventionsmaßnahmen

Weltweit liegt die Inzidenz von Gebärmutterhalskrebs bei 600.000, die meisten Fälle betreffen Länder ohne Vorsorge. Die WHO hat Präventions- und Behandlungsziele festgelegt, die bis 2030 erreicht werden sollen. „Zur primären Prävention sollen 90 % aller Mädchen bis 15 Jahre geimpft werden, die Strukturen dafür wären auch in einkommensschwachen Ländern vorhanden“, wie Joura klarstellt. Mit dem HPV-Test steht auch ein probates Mittel zur sekundären Prävention zur Verfügung. Die WHO empfiehlt, 70 % aller Frauen zwischen 35 und 45 Jahren zu testen. Alternativ zum PAP-Test ließe sich mit dem HPV-Test die Inzidenz der invasiven Zervixkarzinome um weitere 2 Drittel reduzieren. Dies ist in Österreich bereits seit 2015 in den Leitlinien für Frauen ab 30 Jahren empfohlen, allerdings gibt es hierfür noch keine Finanzierung. Das Behandlungsziel, 90 % aller Diagnosen zu behandeln, ist in Österreich gut umgesetzt. Im Gegensatz zur WHO empfiehlt der Europe’s Beating Cancer Plan, auch die Durchimpfungsrate der Buben bis 2030 signifikant zu erhöhen. „Österreich war 2007 das 1. Land, das die Impfung geschlechtsneutral empfohlen hat“, wie der HPV-Experte anmerkt. Dies ist heute in vielen Ländern weltweit Standard.

Impfprogramm in Österreich

In Österreich wird empfohlen, alle Mädchen und Buben der 4. Schulstufe bzw. 1. Klasse der weiterführenden Schulen zu impfen. Im Impfschema sind 2 Dosen im Abstand von 6–12 Monaten vorgesehen. Seit letztem Jahr kann die Impfung bis zum 21. Geburtstag kostenlos nachgeholt werden. Laut Joura konnten seither erfreulicherweise in allen Bundesländern Steigerungen beobachtet werden. In ganz Österreich liegt die Durchimpfungsrate bei etwa 50 % und ist in der Altersgruppe der 14-Jährigen mit ca. 70 % am höchsten. Im Westen funktioniert das Impfprogramm besser als im Osten, Wien ist im Mittelfeld. Eine weitere Neuerung seit 2022 betrifft die kostenlose Impfung für Frauen, die von einer Konisation betroffen sind. Jährlich werden in Österreich rund 7.000 Eingriffe pro Jahr durchgeführt. Da die Impfung nach einer Konisation das Rezidivrisiko um 60 % reduziert, wurde das Impfprogramm für diese Personengruppe bis 45 Jahre erweitert. Die Impfung ist hier unmittelbar vor oder nach der Operation empfohlen.