Komplementärmedizin: Evidenz gibt Sicherheit

Der Anlass zu dem Entschluss, eine „Leitlinie Komplementärmedizin für onkologische Patienten“ zu erarbeiten, war einerseits der verbreitete Einsatz komplementärer und alternativer Methoden in der Onkologie, andererseits die fehlende einschlägige Aus-, Fort- und Weiterbildung. Die 32 angeführten Indikationen, bei denen komplementäre Therapien evidenzbasiert zur Verbesserung von Symptomen und der Lebensqualität unter einer Tumortherapie beitragen können, reichen von Angst/Ängstlichkeit über Dermatitis und Ösophagitis bis zu zerebralen Ödemen.
Die komplementärmedizinischen Optionen sind in vier große Gruppen unterteilt, für deren einzelne Methoden die Datenlage detailliert dargestellt wird und evidenzbasierte Empfehlungen erarbeitet wurden:

  • Medizinische Systeme umfassen klassische Naturheilverfahren wie Akupunktur, Akupressur, anthroposophische Medizin und Homöopathie.
  • Mind-Body-Verfahren gründen auf dem wechselseitigen Einfluss von Psyche und Körper mit den zentralen Aspekten der Selbstwahrnehmung und Fürsorge. Eingeschlossen wurden verschiedene Formen der Meditation, Stressreduktion, Tai-Chi/Qigong, Yoga sowie multimodale Verfahren.
  • Manipulative Körpertherapien beinhalten verschiedene Verfahren zur Beeinflussung der Gewebe des Bewegungsapparats, die ihre Wirkung über spezielle Handgriffe (u. a. Osteopathie, Fußreflexzonen- und andere Massagetechniken) bzw. mit oder ohne Berührung erreichen sollen. Hyperthermie sowie Sport- und Bewegungstherapie wurden aufgenommen.
  • Biologische Therapien vereinen einerseits die Gabe von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen, die nur bei Mangelzustand erfolgen soll, und andererseits pflanzliche und tierische Enzyme, Heilpflanzen und extrahierte Pflanzenstoffe.

Die Leitlinie attestiert der subkutanen Gabe von Mistelgesamtextrakt enthaltenden Arzneimitteln Potenzial zur Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit soliden Tumoren.