Konsensuspapier definiert neue Behandlungsstandards

Im Fokus des Updates 2025 liegt nicht nur die Gewichtsreduktion, sondern die Verbesserung von Gesundheit, Lebensqualität und metabolischem Risiko. Die aktualisierte Leitlinie ist an alle Ärzt:innen und das Personal in Gesundheitsberufen adressiert, das Menschen mit Adipositas betreut.

Lebensstilintervention als Basis

Lebensstiländerungen (Ernährung, Bewegung, Verhaltenstherapie) sind die erste und wichtigste Säule. Ziel ist eine Gewichtsabnahme um 0,25–1 kg pro Woche bzw. 5–10 % des Ausgangsgewichts innerhalb von 6 Monaten. Die Ernährungstherapie zielt auf ein Energiedefizit von etwa 500–600 kcal/Tag ab; erlaubt sind unterschiedliche Ernährungsformen, entscheidend ist die Nachhaltigkeit. Formula-Diäten (800–1200 kcal/Tag) dürfen nur ärztlich überwacht und zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Die Bewegungstherapie soll 150–300 Minuten pro Woche umfassen, idealerweise mit kombinierter Ausdauer- und Kraftkomponente. Auch moderate Alltagsaktivität verbessert kardiometabolische Parameter, unabhängig vom Gewichtsverlust. Die Verhaltenstherapie unterstützt die dauerhafte Integration neuer Gewohnheiten durch motivierende Gesprächsführung, Stimuluskontrolle und Rückfallprävention.

Medikamentöse Therapie

Erstmals wird die Pharmakotherapie als gleichwertige Ergänzung zur Lebensstilmodifikation positioniert. Eine medikamentöse Therapie ist indiziert ab einem BMI ≥ 30kg/m² oder ab einem BMI ≥ 27 kg/m² und Komorbiditäten. Zugelassene Wirkstoffe sind die GLP-1-Rezeptoragonisten(-RA) Liraglutid und Semaglutid, der GIP/GLP-1-RA Tirzepatid, der Lipasehemmer Orlistat sowie das Kombinationspräparat Bupropion/Naltrexon.
Die neuen GLP-1- und GIP/GLP-1-RA markieren einen Paradigmenwechsel, da sie Gewichtsverluste ermöglichen, die denen chirurgischer Eingriffe nahekommen und gleichzeitig kardiometabolische Risikofaktoren verbessern. Die medikamentöse Therapie ersetzt aber nicht die Lebensstilmaßnahmen und erfordert regelmäßige Kontrollen.

Bariatrische Chirurgie

Ab einem BMI ≥ 35 kg/m² mit Komorbiditäten sowie ab einem BMI ≥ 30 kg/m² mit metabolischen Erkrankungen nach Versagen der konservativen Therapie kann eine bariatrische Operation indiziert sein. Die chirurgische Behandlung ist kein Ersatz, sondern Teil eines Gesamtkonzeptes mit lebenslanger Nachsorge. Das Konsensuspapier betont die Notwendigkeit regelmäßiger Kontrollen, der Supplementation von Mikronährstoffen und des Managements möglicher Komplikationen wie des Dumping-Syndroms.

Adipositas und Schwangerschaft

Neu im Update 2025 ist erstmals ein Kapitel zu Adipositas und Schwangerschaft: Empfohlen werden eine präkonzeptionelle Beratung, engmaschige Betreuung und individuelle Gewichtskontrolle, um Komplikationen für Mutter und Kind zu vermeiden. Insbesondere im Falle eines bariatrischen Eingriffs ist eine Schwangerschaft vorab zu planen.