Gepante. Rimegepant, ein oraler CGRP-Rezeptor-Antagonist, zeigt in der Akuttherapie bei Migräne hinsichtlich Schmerzfreiheit nach 2 Stunden sowie Besserung des am meisten störenden Symptoms eine bessere Wirksamkeit als Placebo und wurde als gut verträglich eingestuft. Gepante haben den Vorteil, dass sie keine vasokonstriktiven Eigenschaften aufweisen und somit eine Alternative für Patient:innen darstellen, bei denen Kontraindikationen gegen Triptane vorliegen. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass Rimegepant im Vergleich zu anderen Akuttherapeutika nicht das Risiko für die Entwicklung eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes erhöht (Medication Overuse Headache).
Ditane. Lasmiditan, ein Serotonin-1F-Rezeptor-Agonist, eine Weiterentwicklung zu den Triptanen, ist in Dosierungen von 50 mg, 100mg und 200 mg zur Behandlung akuter Migräneattacken zugelassen. Die Wirksamkeit im Vergleich zu Placebo hinsichtlich Schmerzfreiheit nach 2 Stunden konnte nachgewiesen werden, wobei zu beachten ist, dass zentrale Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindel auftreten können, die auch zur Empfehlung führen, für mindestens 8 Stunden nicht aktiv am Straßenverkehr teilzunehmen. Durch den selektiveren Mechanismus ist auch bei Ditanen von Sicherheit bei Patient:innen mit chronischen kardio- und zerebrovaskulärem Risikoprofil auszugehen.Beide Präparate können auch bei unzureichender Wirkung gegenüber den bisherigen Therapieoptionen als Alternative angewandt werden, wobei die Verordnung chefärztlich bewilligt werden muss. Direkte Vergleichsstudien zwischen den Präparaten sind noch ausständig.
Triptane. Im Bereich der altbekannten Triptane konnte die Entwicklung einen Neuzugang verzeichnen mit einem Kombinationspräparat aus Sumatriptan und Naproxen. Dieses soll durch eine veränderte Galenik einen schnellen Wirkeintritt bei zugleich langanhaltendem schmerzlinderndem Effekt erzielen.
Indikation und aktualisierte Empfehlungen. Insgesamt wird beobachtet, dass eine Migräneprophylaxe häufig erst zurückhaltend begonnen wird. Hierbei kann jedoch die einfache 6-A-Regel (Tab.) helfen, die Indikation zu stellen. Die aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft betonen die Bedeutung einer individualisierten Prophylaxe und räumen mit dem Dogma der zeitlichen Begrenzung auf.
Die aktualisierten Empfehlungen zur Migräneprophylaxe betonen nun stärker einen individualisierten Therapieansatz. So sollte die Entscheidung für eine vorbeugende Behandlung von der Schwere und Dauer der Erkrankung sowie den persönlichen Lebensumständen abhängig gemacht werden. Bei Patient:innen mit langjähriger Migräneanamnese, psychischen Komorbiditäten wie Depression oder Angststörungen oder bei refraktären Verläufen kann eine Prophylaxe über 12, 24 oder sogar mehr Monate notwendig sein. In diesen Fällen sprechen die gute Verträglichkeit und Sicherheit monoklonaler CGRP-Antikörper für eine längerfristige Anwendung.
Darüber hinaus wird Topiramat aufgrund neuerer Daten zu potenziellen Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen bei Frauen im gebärfähigen Alter ohne hochwirksame Verhütungsmethode sowie in der Schwangerschaft als kontraindiziert eingestuft.
Monoklonale Antikörper. Monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor haben sich als wirksam in der Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne erwiesen. Sie zeichnen sich durch ein gutes Verträglichkeitsprofil aus. Erenumab, ein monoklonaler Antikörper gegen den CGRP-Rezeptor, zeigte in einer Vergleichsstudie sogar eine bessere Wirksamkeit als das etablierte Prophylaktikum Topiramat. Insgesamt können die unterschiedlichen monoklonalen Antikörper als gleichwertig eingestuft werden, die Wahl des Präparates ist zumeist eine Frage des Dosierungsintervalls und Administration.
CGRP-Rezeptor-Antagonisten. Rimegepant hat nicht nur in der Akuttherapie, sondern auch in der Prophylaxe der episodischen Migräne Wirksamkeit gezeigt. Hierbei wird das Präparat jeden zweiten Tag verabreicht, kann jedoch weiterhin als Akutmedikament auch täglich einmalig verabreicht werden. Ein weiteres, von der europäischen Arzneimittelbehörde zugelassenes Präparat stellt Atogepant dar; Erfahrungen damit liegen in Österreich aber nur begrenzt vor. Rimegepant hat sich im Alltag mittlerweile als sehr gut verträglich erwiesen; aufgrund der aktuellen Erstattungssituation sind jedoch umfangreiche Erfahrungswerte rar.
Die zunehmend individualisierte Behandlung der Migräne bietet durch neue Wirkstoffklassen wie Gepante, Ditane und CGRP-Antikörper wirksame Optionen, auch für schwer behandelbare Fälle. Entscheidend bleibt eine regelmäßige Therapieanpassung an den Krankheitsverlauf und die Bedürfnisse der Patient:innen.
Praxismemo