„NOhep – für eine Welt ohne Hepatitis“

Einiges wurde bereits erreicht, vieles ist noch nötig – die InitiativeNOhep steht für das Ziel, Hepatitis B und C bis 2030 zu eliminieren. Die Hepatitis Hilfe Österreich (HHÖ) appelliert zur Aufklärung und fordert die Errichtungeines Maßnahmenkatalogs.
Weltweit leiden rund 180 Millionen Menschen an Hepatitis C, wobei die Dunkelziffer sehr wahrscheinlich höher ist. „In Österreich gehen wir derzeit von etwa 20.000 bis 40.000 Hepatitis-C-Betroffenen aus. Hepatitis B ist eine der größten Seuchen weltweit, rund 380 Millionen Menschen leiden daran“, erklärt Angelika Widhalm, Vorsitzende der Hepatitis Hilfe Österreich, anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages – und das obwohl es gegen Hepatitis B, durch die Schutzimpfung Hepatitis A und B, eine sehr effektive Prophylaxe gibt. Vor einem Jahr wurde deshalb von Europas führenden Experten, Fachärzten und Interessenvertretungen, wie der HHÖ, die globale Initiative NOhep ins Leben gerufen.

Hohe Heilungsraten

Seit mehr als zwei Jahren stehen Medikamente für die Therapie der chronischen Hepatitis C zur Verfügung, die ein günstiges Nebenwirkungsprofil aufweisen und nach wenigen Wochen bei einem Großteil der Patienten zu einer virologischen Heilung führen. Damit ist die Voraussetzung für die Eliminierung bis 2030 absolut gegeben. Seit März 2017 sind in Österreich auch fast alle Restriktionen hinsichtlich der Bezahlung der Therapie gefallen.
Um die Hepatitis jedoch gänzlich zu eliminieren, müssten die Betroffenen identifiziert und die Barrieren zur Therapie abgebaut werden. „Dadurch können wertvolle Lebensjahre gerettet und Todesfälle vermieden werden“, erklärt Prim. Doz. Dr. Andreas Maieron. Genau hier liegt aber das große Problem. Zwar besteht in Österreich die Vorschrift einer Meldepflicht laut § 1 des Epidemiegesetzes, oft wird dem aber nicht nachgekommen. Grund dafür könnte die noch immer andauernde Stigmatisierung und daraus resultierende Diskriminierung von Infizierten sein. „Der Grund für die Stigmatisierung ist für mich die Unwissenheit der Bevölkerung bezüglich Übertragungswege, der Erkrankung selbst oder den Therapiemöglichkeiten und natürlich der Prävention“, bekräftigt Widhalm.

Österreich braucht Strategieplan

Die WHO fordert seit Jahren von allen Ländern Strategiepläne zur Erreichung des NOhep-Ziels. „In Österreich schafft man das leider seit Jahren nicht, sondern unternimmt vielmehr alles, um einen solchen Strategieplan zu verhindern“, betont Widhalm. „Dieses Verhalten kann man nur als schwer fahrlässig bezeichnen, wenn es um die Gesundheitssicherung der Bevölkerung geht“, erklärt HHÖ-Generalsekretär Martin Prais.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist dieses Handeln bedenklich, im Hinblick auf Ressourcen sowie die Kosten, die aufgrund von Therapiezeiten, Folge- beziehungsweise Nebenerkrankungen entstehen. Zudem sind auch die Sozialfälle höher, als wenn sofort die effektivste Therapie zum Einsatz gebracht werden würde. Die HHÖ appelliert daher an die Gesundheitspolitik, langfristig lösungsorientiert und nicht kurzfristig problemorientiert zu handeln.

Hepatitis in der Praxis

Viele Krankheiten der Leber verlaufen schleichend und werden von Betroffenen erst spät wahrgenommen. Chronisch verlaufende Leberentzündungen können jahrelang unbemerkt bestehen bleiben, da die Beschwerden lange Zeit – wenn überhaupt – als sehr unspezifisch wahrgenommen werden. „Die Patienten klagen über Müdigkeit, Abgeschlagenheit, erhöhten Schlafbedarf, Lustlosigkeit, depressive und aggressive Stadien, Inappetenz, Nachlassen der Leistungsfähigkeit, Völlegefühl, Verdauungsstörungen und diverse unklare Schmerzen“, berichtet Dr. Helmut Schiel, Allgemeinmediziner in Wien. Für die Hausärzte sei vor allem eine gute Kooperation mit Hepatologen und den Fachgesellschaften, zum Beispiel der ÖGGH der Ärzte, wichtig. „Dadurch ist auch eine intensive Informationsmöglichkeit über Konsensuspapiere möglich“, führt Dr. Schiel aus. „Die Erstbefundung muss von Anfang an optimal sein. Regelmäßige Information auf dem Gebiet der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, wodurch die Aufmerksamkeit für Indikationen automatisch steigt, ist unerlässlich.“