Orale COVID-19-Therapien – Einsatz und Wirksamkeit

Neben der intravenösen Behandlungsoption mit der antiviralen Substanz Remdesivir beziehungsweise monoklonalen Antikörpern stehen seit einigen Monaten auch orale Therapiemöglichkeiten für COVID-19-Patient:innen zur Verfügung. Nirmatrelvir wirkt als Protease-Inhibitor in der Replikation von SARS-CoV-2 und ist mit Ritonavir kombiniert, welches als Booster fungiert und die hepatische Elimination von Nirmatrelvir hemmt. In der RCT (randomized controlled trial) EPIC-HR wurden symptomatische, ungeimpfte, nichthospitalisierte COVID-19-Patient:innen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf innerhalb der ersten 5 Krankheitstage inkludiert. Nirmatrelvir/Ritonavir hat das Eintreten des kombinierten Endpunktes Hospitalisierung oder Tod signifikant gesenkt.
Eine weitere orale Therapieoption stellt das Prodrug Molnupiravir dar, das nach Aktivierung in die Zelle aufgenommen und von der viralen RNA-Polymerase als Antimetabolit im Replikationsprozess eingebaut wird. Dadurch kommt es zu einer Anhäufung von Replikationsfehlern, wodurch die Vermehrung des Virus gehemmt wird. Die Wirksamkeit und Sicherheit wurde in der RCT MOVe-OUT bei symptomatischen, ungeimpften COVID-19-Patient:innen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf geprüft. Dabei konnte Molnupiravir im Vergleich zu Placebo das Risiko für den kombinierten Endpunkt Hospitalisierung oder Tod bei Gabe innerhalb der ersten 5 Krankheitstage signifikant senken.
Ein direkter Vergleich zwischen beiden Medikamenten ist nicht möglich, da bisher keine Head-to-Head-Studie durchgeführt wurde. Die Studien EPIC-HR (Nirmatrelvir/Ritonavir) und MOVe-OUT (Molnupiravir) wiesen unterschiedliche Einschlusskriterien auf (z. B. Risikofaktoren), was zu verschiedenen Patientenpopulationen führte.
Beide Substanzen zeichneten sich durch günstige, mit Placebo vergleichbare Nebenwirkungsprofile aus, wobei Ritonavir u. a. eine inhibierende Wirkung auf CYP3A4 aufweist und somit Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich sind. Beide Substanzen sind nicht für Schwangere geeignet. Frauen im gebärfähigen Alter müssen bis 5 Tage nach Ende der Therapie mit Molnupiravir auf Kontrazeption achten, Männer für 3 Monate.