Die folgenden 3 kardiologischen Erkrankungen unterschiedlicher Prävalenz präsentieren sich alle mit dem Leitsymptom „Belastungsdyspnoe und -intoleranz“ sowie unspezifischer Begleitsymptomatik und erfordern zur Diagnostik häufig Spezialuntersuchungen und Expertise. Obwohl dafür lebensqualitäts- und prognoseverbessernde Therapeutika existieren, bleiben sie oft unterdiagnostiziert. Dieser Artikel soll anhand deren Red Flags mehr Awareness bereits im frühen Patientenkontakt im niedergelassenen Bereich schaffen und somit helfen, eine Verdachtsdiagnose zu stellen.
Mehr als die Hälfte aller Herzinsuffizienzen (HI) zeigt eine erhaltene linksventrikuläre Pumpfunktion. Bei klassischen Herzinsuffizienzzeichen trotz erhaltener Pumpfunktion im Echokardiogramm, vor allem in Kombination mit folgenden Red Flags, muss an eine HFpEF gedacht werden:
Tipp: Anhand einer Auswahl von 6 obenstehenden Red Flags kann mittels des H2FpEF-Scores die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer HFpEF bei unerklärter Dyspnoe berechnet werden.
Durch Ablagerung fehlgefalteter und pathogener Transthyretin-Proteine kommt es zur Organdysfunktion. Je nach Pathophysiologie wird zwischen einer Wildtyp-Form (ATTRwt) mit spontaner Fehlfaltung im höheren Lebensalter und einer hereditären Form (ATTRv) mit autosomal-dominantem Erbgang unterschieden.
Die ATTRwt führt durch primär kardiale Ablagerung zur Kardiomyopathie, die sich häufig mit typischen Symptomen und Zeichen der HI präsentiert. Die Red Flags sind:
Wichtig: Differenzialdiagnose ist die AL-Amyloidose (systemische Zeichen wie Niereninsuffizienz, Hepatomegalie, Makroglossie, periorbitale Einblutungen). Eine rasche Zuweisung in ein spezialisiertes Zentrum ist wichtig, da die Erkrankung rasch progredient verläuft.
Die pulmonale Hypertonie (PH) ist durch einen mittleren pulmonalarteriellen Druck > 20 mmHg in Ruhe definiert. Je nach Ätiologie wird sie in 5 Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 umfasst die pulmonalarterielle Hypertonie (PAH), Gruppe 2 die PH assoziiert mit Linksherzerkrankungen (z. B. HFpEF), Gruppe 3 die PH assoziiert mit Lungenerkrankungen und/oder Hypoxie (z. B. COPD), Gruppe 4 die PH assoziiert mit pulmonalarterieller Obstruktion (z. B. chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie [CTEPH]) und Gruppe 5 die PH mit unklaren und/oder multifaktoriellen Ursachen.
Die Diagnose und Differenzierung erfordert eine Rechtsherzkatheteruntersuchung. Eine Abschätzung der Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer PH gelingt jedoch bereits mithilfe der Echokardiografie. Für die PAH und die CTEPH gibt es spezifische Therapien, sie werden jedoch häufig erst spät oder nicht diagnostiziert. Red Flags der präkapillären PH neben den typischen Symptomen und Zeichen der HI sind:
Spezifisch für die PAH bzw. CTEPH sind:
Bei unklarer Belastungsdyspnoe und -intoleranz sollte stets auf Red Flags geachtet werden. HFpEF, ATTR-CM und PAH/CTEPH sind beispielhafte Erkrankungen, die im Frühstadium leicht übersehen werden können, jedoch schon früh im Patientenkontakt Hinweise hinterlassen.
Das frühe Stellen einer Verdachtsdiagnose und die kardiologische Zuweisung sind bei Vorhandensein gezielter, prognose- und lebensqualitätsverbessernder Therapien essenziell.