Risikofaktor für Mortalität

Der Selenstatus (Serum-Selenoprotein P oder Selenspiegel im Serum oder Vollblut) dient u.a. als Marker für antioxidative Schutzmechanismen im Körper. Eine deutsche Studie konnte einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Selenstatus und dem Sterberisiko älterer Erwachsener aufzeigen: In der ESTHER-Studie1 wurde der Selenstatus von über 7.000 Personen im Alter von 50 bis 74 Jahren analysiert, ein niedriger Selenstatus war stark assoziiert mit erhöhter Gesamtsterblichkeit sowie Todesfällen durch Krebs, Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankungen. Unabhängig davon wurde im Rahmen der österreichischen CORSA-Studie2 (MedUni Wien) der Selenstatus bei Patient:innen mit Darmkrebs, Adenomen sowie bei gesunden Kontrollen untersucht. In die finale Analyse wurde eine Kohorte von 519 Proband:innen mit positivem FIT-Test aus über 13.500 Teilnehmenden eingeschlossen. Sie fanden bei allen Studiengruppen extrem niedrige Durchschnittsserumselenwerte von rund 66 µg/l (Referenzbereich: 80 µg/l bis 120µg/l). Die niedrigsten Selenwerte wiesen Darmkrebspatient:innen auf, die signifikant mit höherer Darmkrebssterblichkeit korrelierten, was die deutschen Ergebnisse bei der älteren Allgemeinbevölkerung direkt untermauert.

Fazit für die Praxis

Der Selenstatus sollte künftig zur frühzeitigen Risikoabschätzung nicht nur bei Schwangeren, sondern auch bei älteren Menschen sowie Krebspatient:innen erhoben werden. Die deutlich verringerten Werte in der österreichischen CORSA-Kohorte weisen auf mögliche regionale Risikofaktoren wie Boden- und Ernährungsspezifika hin. Sollte sich der Nutzen bestätigen, sollten Selenmessungen in Routineprogrammen verankert werden, besonders in Regionen mit bekannten Selendefiziten, wie Österreich oder Deutschland.