Rückenschmerz durch vertebrale Frakturen

Bei der Osteoporose kommt es zu Veränderungen im Knochenstoffwechsel, was in einer verminderten Knochenmasse und gestörten Mikroarchitektur des Knochens resultiert und in weiterer Folge das Frakturrisiko erhöht.1 Niedrigtraumatische Frakturen (v. a. hüftnahe Frakturen, klinisch vertebrale Frakturen, Unterarm- und Humerusfraktur) prägen das klinische Bild der Osteoporose und führen zu Schmerzen, Immobilisierung, Funktionseinschränkungen und erhöhter Mortalität. Im internationalen Vergleich weist Österreich eine der höchsten Inzidenzen und Prävalenzen osteoporoseassoziierter Frakturen auf.2

Vertebrale Frakturen oft unbemerkt

Die Inzidenz vertebraler Frakturen ist schwer zu bestimmen, da rund zwei Drittel ohne erinnerliches Trauma auftreten und schleichend durch Höhenminderung einzelner Wirbel entstehen. Diese Veränderungen verlaufen meist schmerzlos und bleiben radiologisch unerkannt. Erst sekundäre Weichteilschmerzen durch muskuläre Verkürzungen führen gelegentlich zur Abklärung. Daten zur Inzidenz sind daher meist nur für klinisch vertebrale Frakturen verfügbar.2

Management schmerzhafter vertebraler Frakturen

Nach niedrigtraumatischen stabilen osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen sollte schnellstmöglich eine Mobilisierung zur Vermeidung von Folgekomplikationen der Immobilität (Pneumonien, Thromboembolien, funktionelle Verluste) erfolgen. NSAR, Paracetamol, Metamizol und Opiate sind bei der Behandlung von Frakturschmerzen wirksam. Wegen Kontraindikationen oder nichttolerabler Nebenwirkungen muss oftmals vom WHO-Stufenschema der Schmerztherapie abgewichen werden. Die Grundsätze zur „Schmerztherapie beim älteren Menschen“, insbesondere Komorbiditäten und Komedikation, sollten berücksichtigt werden. Opiate sind mit einer erhöhten Sturz- und (vermutlich erhöhten) Frakturrate verbunden.3

Eine schwache analgetische Wirkung von Bisphosphonaten bei Wirbelkörperfrakturen wurde nur für intravenöse Hochdosisregime nachgewiesen; in Standarddosierung wirken sie vermutlich schmerzlindernd über die Reduktion neuer Frakturen im Langzeitverlauf.3 In der Prävention vertebraler Frakturen sind Teriparatid und Romosozumab bei postmenopausalen Frauen mit hohem Frakturrisiko Risedronat bzw. Alendronat überlegen.2

Hinweise für Osteoporose

Vor der ersten osteoporotischen Fraktur zeigt die Osteoporose keine spezifischen klinischen Symptome. Ein möglicher Hinweis auf eine manifeste Osteoporose mit einer Wirbelkörperfraktur ist eine Abnahme der Körpergröße von ≥ 4 cm. Bei postmenopausalen Frauen sowie bei Männern ab dem 50. Lebensjahr mit einem klinischen Risikofaktor (z. B. Diabetes, Rauchen, Alkohol, Glukokortikosteroide etc.) sollte das individuelle Frakturrisiko (FRAX®-Analyse) evaluiert werden, um bei einer daraus resultierenden Behandlungsindikation frühzeitig eine antiresorptive bzw. osteoanabole Therapie einzuleiten.2