Sichtbare Krankheit, unsichtbare Belastung

Die auch als Weißfleckenkrankheit bezeichnete Pigmentstörung betrifft Frauen und Männer gleichermaßen und weist einen Altersgipfel um das 10. Lebensjahr sowie einen um das 34. Lebensjahr auf.1
In einer Untersuchung erwies sich Vitiligo als die chronische Hauterkrankung mit der dritthöchsten Belastung bzw. Verminderung der Lebensqualität.2

Hohe psychosoziale Belastung

Betroffene sind in ihrem Alltag häufig eingeschränkt, z. B. durch die Kleiderwahl, um die Erkrankung zu verstecken bzw. die Haut vor der Sonne zu schützen, oder durch den Aufwand für das Abdecken der weißen Flecken. „Menschen mit Vitiligo fühlen sich gehemmt, ängstlich, niedergeschlagen und frustriert“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Josef Auböck, Dermatologe mit langjähriger Erfahrung und Wissen um die psychosoziale Belastung.

Eine internationale Studie aus dem Jahr 2023 zeigt: Über die Hälfte der Betroffenen vermeidet Schwimmbäder oder Strände, auch einfache soziale Interaktionen wie Händeschütteln oder Friseurbesuche werden als belastend empfunden.3 „Personen mit Vitiligo sind einem fünfmal höheren Risiko ausgesetzt, an einer Depression zu erkranken“, berichtet Auböck. Der Experte rät, unbedingt Fachärzt:innen zu konsultieren und die Möglichkeiten zur Behandlung zu nutzen. Leider erhält die Mehrheit der Patient:innen keine Therapie, wie eine Untersuchung aus Frankreich gezeigt hat.4

Zwei Säulen der Therapie

„Die Therapie der Vitiligo beruht auf 2 Säulen: Immunsuppression und UV-Belichtung – Immunsuppression allein führt nicht zum Erfolg. Mit topischen Steroiden, Calcineurin-Inhibitoren oder Januskinase-(JAK-)Inhibitoren wird die Autoimmunreaktion unterdrückt, während die Lichttherapie oder Sonnenlicht zusätzlich die Pigmentneubildung in der Haut fördert“, erklärt Univ.-Prof.in Dr.in Angelika Hofer, Dermatologin und Vorsitzende der ÖGDV-(Österreichische-Gesellschaft-für-Dermatologie-und-Venerologie-)Arbeitsgruppe Photomedizin.

Phototherapie

Die aktuellen Leitlinien5 empfehlen eine UVB-Bestrahlung (311 nm) 2- bis 3-mal pro Woche über mindestens 3 Monate, danach soll die Therapie evaluiert werden. Bei Ansprechen kann sie für 12–24 Monate weitergeführt werden, bei ungenügendem Ansprechen (<25% Repigmentierung) soll sie nach 6 Monaten beendet werden. „Nur mit Licht werden Melanozyten aus dem Reservepool hervorgelockt, zur Differenzierung gebracht und zur Melanogenese angeregt. Das Pigment wird dann an die umgebenden Zellen abgegeben. Das ist ein langer Prozess, weshalb eine Phototherapie bei Vitiligo mehrere Monate dauert“, führt Hofer aus. „Nachteil: Manche Ärzt:innen setzen die Lichttherapie zögerlich ein, aus Sorge vor einem theoretisch erhöhten Hautkrebsrisiko – das hat sich in Studien bislang allerdings nicht bestätigt“, weiß Hofer.

Immunsuppressive Lokaltherapien

Topische Kortikosteroide sind wirksam bei täglicher Anwendung über 3 Monate oder intermittierend über 6 Monate. Die Therapie ist auch für Kinder geeignet. Empfohlen werden potente Kortikosteroide (Klasse III); Klasse-IV-Steroide sind ähnlich wirksam, allerdings auch mit mehr Nebenwirkungen vergesellschaftet.5

Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus): Topische Calcineurin-Inhibitoren sind nur bei atopischer Dermatitis zugelassen und werden bei Vitiligo zwar Off-Label, aber mit langjähriger Erfahrung eingesetzt. Sie sind auch in der Langzeitanwendung sicher, da sie im Vergleich zu topischen Kortikosteroiden keine Hautatrophien hervorrufen.5 Zwar wird ein Sonnenschutz bzw. die Vermeidung von UV-Licht empfohlen, jedoch zeigen Calcineurin-Inhibitoren in Kombination mit Phototherapie deutlich bessere Repigmentierungsraten als unter Monotherapie.6

Einen neuen Therapieansatz bietet der topische JAK-Inhibitor Ruxolitinib, der ab 12 Jahren für die Behandlung der nichtsegmentalen Vitiligo zugelassen ist. Er zeigt gute Wirksamkeit und Verträglichkeit bei begrenztem Hautbefall (≥ 10 % der Körperoberfläche). In den Zulassungsstudien führte Ruxolitinib-Creme zu einer signifikant stärkeren Repigmentierung als Placebo: Nach 24 Wochen erreichten rund 30 % der Behandelten eine ≥75%ige Verbesserung im Vergleich zu 7–11 % in der Placebogruppe. Die Nebenwirkungen betrafen vor allem die Applikationsstelle und waren meist mild bis moderat.2

Fazit

Die Vitiligo-Therapie erfordert Ausdauer, ist aber mit den heutigen Mitteln – insbesondere bei Kombinationstherapie – häufig erfolgreich. Wichtig ist eine individualisierte, langfristige Betreuung durch erfahrene Fachärzt:innen.