Weltpoliotag: Impfen schützt

Viele wünschen sich derzeit die rasche Entwicklung einer Impfung zum Schutz vor COVID-19. Gegen Polioviren kann schon seit dem Jahr 1955 geimpft werden, und dennoch werden nach Angaben des „Impfplans Österreich 2020“ Kinder nach wie vor nicht konsequent mit allen notwendigen Dosen oder zu spät grundimmunisiert. So hat etwa eine Analyse aus 2018 ergeben, dass 16 % der 2- bis 4-jährigen Kinder keine vollständige Grundimmunisierung haben. Bei den 5- bis 9-jährigen Kindern sind immer noch fast 6,5 % komplett ungeimpft.

Impfung auch im Erwachsenenalter

Nach der Entwicklung von sehr effizienten Tot- (IPV) und Lebendimpfstoffen (OPV) initiierte die WHO im Jahr 1988 auf der Basis des weltweiten Einsatzes der sogenannten „Schluckimpfung“ ein globales Impfprogramm, durch das die jährliche Fallzahl um mehr als 99 % gesenkt werden konnte. In Österreich ist der letzte Polio-Fall im Jahr 1980 aufgetreten, hierzulande gilt die Erkrankung aus ausgerottet.

Die Polio-Impfung ist im kostenfreien Impfprogramm enthalten und wird im Rahmen der 6-fach-Impfung im 3., 5. und 11. bis 12. Lebensmonat geimpft. Im Schulalter wird die Kombinationsimpfung Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio wiederholt. Nach dieser Grundimmunisierung sollen Auffrischungsimpfungen regelmäßig alle zehn Jahre – aber zumindest zweimal im Erwachsenenalter – erfolgen.

Krankheitsbild

Die Poliomyelitis, kurz „Polio“ und im Volksmund „Kinderlähmung“ genannt, ist eine hochinfektiöse Viruskrankheit. Sie kann in jedem Alter auftreten, betrifft jedoch hauptsächlich Kinder unter fünf Jahren.

Polioviren gelangen überwiegend von Darm oder über Fäkalien, meist über verunreinigtes Wasser, in den Mund. Auch eine Ansteckung über die Atemluft als Tröpfcheninfektion ist möglich. Die Inkubationszeit beträgt drei bis 35 Tage. Nach einer Infektion besteht lebenslange Immunität gegen diesen Virustyp. Mehr als 95 % der Infektionen verlaufen ohne Symptome, jedoch werden Antikörper gebildet.
Poliomyelitis kann durch Impfungen verhindert werden, ist aber nicht heilbar. Bei klinisch manifesten Krankheitsverläufen können unterschiedliche Krankheitsbilder auftreten:

  • Die abortive Poliomyelitis betrifft 4 bis 8 % der Betroffenen. Die Symptome sind ähnlich einer Grippe, das zentrale Nervensystem wird dabei nicht angegriffen.
  • Nichtparalytische Poliomyelitis oder aseptische Meningitis tritt bei 1 bis 2 % der Patienten auf. Es kommt zu hohem Fieber, Rückenschmerzen, Erbrechen Lichtempfindlichkeit, Nackensteifigkeit und Muskelkrämpfen. Das zentrale Nervensystem ist betroffen.
  • Symptome einer paralytischen Poliomyelitis zeigen sich bei 0,1 bis 1 % der Betroffenen. Zu den Symptomen der nichtparalytischen Poliomyelitis kommen zusätzlich schnelle oder schrittweise eintretende schlaffe Lähmungen.

Zu den Komplikationen der Polio zählen bleibende Lähmungen und dadurch auch Muskelschwund, vermindertes Knochenwachstum sowie Gelenkzerstörung. Noch Jahrzehnte nach der Infektion können erneut Muskelschmerzen und Lähmungen auftreten.