Unter primärer Dysmenorrhö versteht die Medizin Regelschmerzen, die ohne eine nachweisbare Krankheit, die für diese Art von krampfartigen Schmerzen ursächlich sein könnte, auftreten. Die Diagnose der primären Dysmenorrhö wird im Ausschlussverfahren gestellt; erst wenn alle möglichen schmerzverursachenden Pathologien ausgeschlossen werden, kann die Diagnose „primäre Dysmenorrhö“ gestellt werden.
Unter sekundärer Dysmenorrhö versteht man Regelschmerzen, denen eine Grunderkrankung zugrunde liegt. Dabei sind vor allem die Endometriose und Adenomyose zu nennen, aber auch eine Uterusfibrose kann zu dem typischen Schmerzmuster führen. Als wesentlicher Unterschied zur primären Dysmenorrhö sind neben den typischen Regelschmerzen auch krankheitsbezogene Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, typische Ultraschallbilder oder resistente Behandlungsverläufe bekannt.
Die Schmerzintensität ist sehr variabel und bedarf einer individuellen Therapieanpassung für jede Frau. Grundsätzlich gibt es in der Literatur einen Therapiealgorithmus, von dem aber jederzeit zur Individualisierung abgewichen werden kann. Dieser Therapiepfad beginnt mit einer Basistherapie, bei der nichtpharmakologische Interventionen wie beispielsweise Bewegung oder Wärmeapplikationen auf dem Unterbauch angewandt werden.
Als Alternative zu Schmerz- und hormoneller Therapie sind Akupunktur und Akupressur sowie chinesische Kräutermedizin zu nennen. Ebenso werden eine fettarme vegetarische Ernährung und eine Supplementierung mit Vitamin E, B1, B6 und D3 empfohlen.
Finden Frauen keine ausreichende Schmerzerleichterung mit der nichtpharmakologischen Basistherapie oder besteht der sofortige Wunsch nach einer pharmakologischen Schmerztherapie, dann hängt es davon ab, ob eine Empfängnisverhütung gewünscht ist oder nicht. Die First-Line-Schmerztherapie bei Dysmenorrhö besteht aus einem nichtsteroidalen entzündungshemmenden Antirheumatikum (NSAR) wie Mefenaminsäure, Phenylpropionsäurederivaten wie Ibuprofen oder Dexibuprofen oder Diclofenac – und/oder einer hormonellen Empfängnisverhütung.
Eine Metaanalyse aus über 80 Studien zeigte, dass die Anwendung von NSAR die Regelschmerzen im Vergleich zu Placebo signifikant senken konnte. Diese Metaanalyse stellte keinen Unterschied in der Wirksamkeit zwischen den verschiedenen NSAR-Substanzgruppen fest, andere Arbeiten zeigten jedoch, dass Mefenaminsäure eine verglichen mit Phenylpropionsäurederivaten wie Ibuprofen etwas bessere Schmerzreduktion hervorruft. Sowohl Mefenaminsäure als auch Phenylpropionsäurederivate blockieren die Prostaglandinsynthese, Mefenaminsäure aber blockiert zusätzlich auch noch die Wirkung von Prostaglandin und hat daher eine bessere Effektivität als Phenylpropionsäurederivate. Beide Substanzen reduzieren die Regelschmerzen signifikant besser verglichen mit Acetylsalicylsäure.
Alternativ dazu kann auch Paracetamol verwendet werden, das sich durch deutlich geringere gastrointestinale Nebenwirkungen – verglichen mit NSAR – auszeichnet und für Frauen geeignet ist, die eine Intoleranz gegen NSAR aufweisen. Studienergebnisse zeigen, dass nahezu ein Drittel aller Frauen unter 25 Jahren bei der Selbstmedikation der Dysmenorrhö Paracetamol anwenden. Die Therapie beginnt in der Regel kurz vor oder mit dem Beginn der Menstruation und dauert 3–5 Tage. Nach 2–3 Monaten empfiehlt es sich, eine Therapieevaluierung durchzuführen. Kommt es zu einer deutlichen Besserung der Schmerzsymptomatik, wird die Medikation beibehalten, kommt es nur zu einer leichten Besserung, wird die NSAR- bzw. Paracetamol-Therapie mit einer hormonellen Kontrazeption kombiniert. Kommt es jedoch zu gar keinem Ansprechen der Therapie (selbst bei dreimonatiger Kombinationstherapie), so ist von einer sekundären Dysmenorrhö auszugehen, die wie zuvor erwähnt je nach Ursache abgeklärt und therapiert wird.
Hier kommen Östrogen-Progesteron- oder reine Progesteronkontrazeptiva zur Anwendung. Eine Metaanalyse der Studien, die Östrogen-Progesteron-Kontrazeptiva in unterschiedlicher Zusammensetzung und Dosierung in Hinblick ihre schmerzreduzierende Wirkung bei Dysmenorrhö verglichen mit Placebo untersuchten, zeigte eine gleich gute, signifikante Schmerzreduktion. Ebenso wurden signifikant reduzierte Regelschmerzen bei Pflaster- oder Vaginalringanwendung festgestellt, wenngleich hier die Studienanzahl noch deutlich geringer ist.
Werden Kontrazeptiva angewendet, die ausschließlich Progesteronderivate enthalten, z. B. als Minipille, Depotgestagen oder Intrauterinpessar, so kommt es auch hier zu einer signifikanten Reduktion der Regelschmerzen. Grund dafür ist die Endometriumatrophie mit nachfolgender sekundärer Amenorrhö, die sich nach ca. 6 Monaten Therapieanwendung einstellt.
Die Therapie der Dysmenorrhö richtet sich nach den Symptomen – vor allem dann, wenn wie bei der primären Dysmenorrhö keine fassbare Erkrankung ursächlich für die Schmerzen ist. Es ist daher verständlich, dass bei der primären Dysmenorrhö auch kein Labortest, kein bildgebendes Verfahren oder keine Laparoskopie angewandt werden muss, wenn in einer exakten Anamnese und in einer gynäkologischen Untersuchung die zuvor genannten Erkrankungen ausgeschlossen werden konnten.
Erst wenn die primäre Schmerztherapie nicht oder nicht ausreichend zur Schmerzlinderung beiträgt, ist an eine sekundäre Dysmenorrhö zu denken und die Ursache, beispielsweise eine Endometriose oder Adenomyose, mit den geeigneten Verfahren festzustellen.
Haben Frauen nach 6 Monaten Therapie mit NSAR und/oder hormoneller Empfängnisverhütung immer noch Regelschmerzen, so empfiehlt sich eine Abklärung der nun vorliegenden sekundären Dysmenorrhö mittels diagnostischer Laparoskopie. Dabei findet sich laut Literatur in 70–80 % der Fälle Endometriose in unterschiedlichen Ausbreitungsgraden.
Leiden Frauen neben Dysmenorrhö auch unter massiver Hypermenorrhö und ist die Familienplanung abgeschlossen, ist die Endometriumablation ein wirksames Mittel, um beide Beschwerdebilder suffizient zu behandeln. Die Hysterektomie sollte nur als Ultima Ratio bei Versagen aller zuvor genannten Methoden angewendet werden.