Antibiotikaresistenzen: Weltweit eine Herausforderung

Definition und Risikogruppen

Antibiotikaresistenz bezeichnet die Fähigkeit von Bakterien, gegenüber einer antibiotisch wirksamen Substanz unempfindlich zu sein und sich bei therapeutisch maximal erreichbaren Konzentrationen des Antibiotikums noch zu vermehren. Die Unwirksamkeit gegen diese weltweit sehr häufig verordnete Substanzgruppe zählt zu den größten Gesundheitsrisiken unserer Zeit, wobei als wichtiger Auslöser für Entwicklung und zunehmende Verbreitung von Resistenzen der Einsatz antimikrobieller Wirkstoffe in der Human- und Veterinärmedizin genannt wird.

Wenn ein Antibiotikum seine Wirkung verliert, lassen sich bakterielle Infektionen meist schwieriger behandeln und können einen komplizierteren Verlauf nehmen. Ein erhöhtes Risiko für solche Infektionen haben insbesondere Menschen mit einem schwachen Immunsystem oder Autoimmunerkrankungen, Kinder mit einer unreifen Immunabwehr sowie ältere Menschen, bei denen das ­Immunsystem nachlässt. Weitere Risikogruppen sind Organtransplantierte, Krebspatient:innen während einer Chemotherapie, Diabetiker:innen und Patient:innen, bei denen ein invasiver Eingriff durchgeführt wird.

Resistenzarten

Die Entstehung einer Resistenz gilt als natürliches Phänomen, da die Evolution antimikrobieller Substanzen zur Ausprägung von Mechanismen beigetragen hat, welche die Wirkung dieser Stoffe vermindern oder sogar zur Gänze aufheben. Es können folgende Arten von Resistenzen unterschieden werden:

Bei einer primären Resistenz ist eine bestimmte Gattung oder Art von Bakterium gegen ein Antibiotikum immun, da die genetisch fixierten Eigenschaften dieser Arten keinen Angriffspunkt für das Antibiotikum aufzeigen. Es handelt sich dabei um eine natürliche Wirkungslücke und somit eine permanent vorhandene Unempfindlichkeit des Bakteriums gegenüber spezifischen Antibiotika.

Die sekundäre Ausprägung gilt als erworbene Resistenz gegenüber einem Antibiotikum, das zu einem früheren Zeitpunkt einmal wirksam gegen das Bakterium war. Dieses Phänomen kann durch Mutation im Genom (spontan) oder Übertragung entstehen, d. h., Bakterien haben mobile genetische Elemente, die über Vorgänge der Transformation, Transduktion und Konjugation zwischen Bakterien ausgetauscht werden. Wenn diese Elemente Resistenzgene enthalten, wird die Resistenz von einem Bakterium auf das andere übertragen.

Eine Kreuzresistenz bezeichnet die Unempfindlichkeit einer Bakterienart gegenüber zwei oder mehreren Antibiotika aufgrund ähnlicher chemischer Struktur wie beispielsweise Penicilline und Cephalosporine.

Bei einer Multiresistenz kommt es zu einer Unempfindlichkeit gegenüber mehreren Antibiotikaklassen. Zu den potenziellen Auslösern von nosokomialen Infektionen zählen die Keime MRSA, MRGN, VRE, 3GCREB und XDR-Tb.

Phytotherapeutische Ansätze

Auch wenn Phytotherapeutika im Allgemeinen antibiotisch wirksame Präparate nicht komplett ersetzen können, eignet sich deren Anwendung bei bestimmten Erkrankungen, um Therapien synergistisch zu unterstützen oder einen überflüssigen Einsatz antimikrobieller Substanzen zu vermeiden.

So können beispielsweise die für ihre immunstimulierenden Effekte bekannten Echinacea-Präparate nicht nur die Dauer von viralen Infekten verkürzen, sondern auch dazu beitragen, den Antibiotikaverbrauch zu verringern, der infolge auftretender bakterieller Sekundärinfektionen benötigt wird.

Glucosinolate sind in Kapuzinerkresse und Krenwurzel für die antimikrobiellen Wirkmechanismen verantwortlich, aus denen nach oraler Einnahme die wirksamkeitsbestimmenden Isothiocyanate freigesetzt werden. Diese wirken bei Erkrankungen des Harn- und Respirationstraktes nachweislich sehr breit bakterizid gegen grampositive und gramnegative Bakterien und weisen auch virustatische sowie antimykotische Wirkung auf. Das antiinfektive Potenzial der Isothiocyanate beruht auf einer multimodalen Wirkungsweise, wodurch die Erreger auf mehreren Ebenen angegriffen werden. So konnten beispielsweise Reduktionen der bakteriellen Beweglichkeit und Zellanheftung sowie Invasionen des Bakteriums in die Wirtszelle und die Ausbildung von bakteriellen Biofilmen durch Hemmung der bakteriellen Kommunikation beobachtet werden.

Eine adjuvante Gabe von Sägepalmenextrakten zusätzlich zu Fluorchinolonen verstärkte in Untersuchungen die antibiotische Therapie und beschleunigte die Genesung der Patient:innen.

In der Eradikation von H. pylori konnte gezeigt werden, dass die Triple-Therapie in Kombination mit Süßholzwurzelgaben deutlich effektiver war als in der Vergleichsgruppe ohne den Pflanzenextrakt. Die rechtzeitig begonnene Anwendung bestimmter Heilpflanzen trägt wesentlich zum Therapieerfolg bei und kann aufgrund der zahlreichen pflanzeneigenen produzierten sekundären Inhaltsstoffen mit antimikrobieller Wirkung effektive Unterstützung bzw. Alternative zu einem Antibiotikum darstellen.