Pflanzliche Hilfe bei Schlafstörungen

Einschlafdauer und Durchschlafvermögen können die individuelle Schlafqualität beeinträchtigen, den Nachtschlaf stören sowie Einfluss auf die Tagesbefindlichkeit nehmen – und sich in andauernder Müdigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit äußern.
Liegen die Beschwerden mindestens drei Mal pro Woche und länger als einen Monat vor, spricht man laut ICD-10 bereits von einer Schlafstörung, einer primären Insomnie. Bei leichteren Fällen ist unter Berücksichtigung adäquater Schlafhygiene aber nichts gegen Selbsttherapie mit pflanzlichen Sedativa einzuwenden.

Baldrianwurzel (Valerianae radix)

In Europa heimisch, enthält die Baldrianwurzel ätherisches Öl bestehend aus Mono- und Sesquiterpenen (Valerensäuren, meist sind Bornylacetat, Myrtenylisovalerianat und -acetat die Hauptbestandteile), weiters Valepotriate, Lignane, Alkaloide, freie Aminosäuren, Flavonoide, Stärke und verschiedene Zucker. Als Trockenextrakt, wässriges, ethanolisches oder methanolisches Extrakt, Teepräparat oder Kombinationspräparat mit Melisse und Passionsblumenkraut verfügbar, wird eine äquivalente Dosis von 600 mg Trockenextrakt pro Tag empfohlen.

Passionsblumenkraut (Passiflorae herba)

Die Passionsblume kommt in Nord-, Mittel- und Südamerika vor, als Droge besteht sie aus den getrockneten, oberirdischen Pflanzenteilen. Inhaltsstoffe sind Flavonoide, verschiedene Zucker, Polysaccharide, freie Aminosäuren (GABA), Glykoproteine, kleine Mengen ­ätherisches Öl und cyanogenes Glykosid (Gynokadin). Passionsblumenkraut und seine Extrakte werden meist als Kombinationspräparat mit Baldrian und Hopfen eingesetzt, der Genuss als Monodroge in Form eines Teeaufgusses ermöglicht vor allem eine bessere Schlafqualität und gilt traditionell als Einschlafhilfe.

Hopfenzapfen, Hopfendrüsen (Lupuli flos/glandula)

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der in den gemäßigten Zonen aller Kontinente kultivierten Pflanzen sind die „Hopfenharze“ (prenylierte Phloroglucin-Derivate, Hopfenbitterstoffe). Hauptkomponente des „α-Weichharzes“ ist Humulon, die des „β-Weichharzes“ Lupulon. Daneben finden sich weitere Phloroglucin-Derivate, ätherisches Öl (vor allem Mono- und Sesquiterpene), 2-Methyl-3-buten-2-ol, Flavonoide und Gerbstoffe. Hopfenzapfen-Extrakte sind in zahlreichen Kombinationspräparaten enthalten, gemeinsam mit Baldrian verkürzt sich die Einschlafzeit, die Schlafqualität verbessert sich.

Melissenblätter (Melissae folium)

Die Melisse wird gebietsweise in ganz Europa angebaut. Ihre Blätter enthalten Hydroxyzimtsäure-Derivate (Hauptkomponente: Rosmarinsäure), Flavonoide, Triterpene, stark antioxidativ wirkendes 1,3-Benzodioxoaldehyd, ätherisches Öl (v. a. aus Citral, R-[+-]Citronellal und β-Caryophyllen), Monoterpenglykoside sowie Glykoside mit flüchtigen Aglykonen, wobei Zusammensetzung und Gehalt des Melissenöls stark variieren. Traditionell werden Melissenblätter zur Linderung leichter krampfartiger Magen-Darm-Beschwerden, Stresssymptome und als Einschlafhilfe verwendet, heute finden sich Extrakte in vielen Sedativa, Spasmolytika und Grippemitteln.