Apothekerverband: Wirbel im Präsidium

Im Österreichischen Apothekerverband kracht es – und das offenbar schon länger. Nun wurden Konflikte in der Führung sichtbar: Mag. pharm. Christian Wurstbauer, 2. Vizepräsident des Verbandes und Vizepräsident der Apothekerkammer, tritt mit Jahresende von seiner Funktion im Verband zurück und will sich nur noch auf die Arbeit in der Kammer fokussieren. „Das Gegeneinander dominiert mittlerweile. Das ist auch der Grund, warum es seit heuer kaum gelingt, Projekte erfolgreich umzusetzen. Es fehlt an Leadership durch den Präsidenten, an Einsatz und Kontinuität. Entscheidungen werden nach Belieben gefällt – und auch wieder verändert. Stillstand ist die Folge“, formuliert Wurstbauer in einem Schreiben an die Vorstandsmitglieder, das der Apotheker Krone vorliegt. Eine vergleichbare Problematik im früheren Präsidium sei aber ein Hauptmotiv für sein Engagement gewesen, erklärt er seine Beweggründe zur ursprüngliche Kandidatur und warnt: „Stillstand ist das Letzte, was sich unser Berufsstand und der Apothekerverband in einem sich rasant entwickelnden Umfeld leisten kann.“

 

Es gab schon bessere Zeiten im Präsidium des Apothekerverbandes. Christian Wurstbauer (rechts), im Bild mit Thomas Veitschegger (links) und Jürgen Rehak, trat von seiner Funktion zurück (© Österreichischer Apothekerverband/David Pan)

 

Wer bei Wahlen antrete, gebe ein persönliches Versprechen ab, schreibt Wurstbauer. „Wer sie gewinnt und in einer Führungsfunktion Verantwortung übernimmt, ist diesem Vertrauen verpflichtet. Wer erkennt, dass zentrale Wahlversprechen nicht mehr eingelöst werden können, muss handeln.“ Vor drei Jahren sei er als Mitglied der Wahlplattform DNA (Die Neuen Apotheker) „gemeinsam mit Jürgen Rehak und Thomas Veitschegger angetreten, um die wirtschaftliche Zukunft der Apothekenunternehmen abzusichern und neue Geschäfts- und Tätigkeitsfelder zu entwickeln – kurz: um unseren Stand zukunftsfit zu machen. Wir haben dabei auch versprochen, transparent zu agieren“. Das sei nicht mehr möglich. „Aufgrund der immer massiver werdenden inhaltlichen Meinungsunterschiede, der völlig unterschiedlichen Auffassung von persönlichem Einsatz und auch der Art und Weise, wie meine Präsidiumskollegen und andere DNA-Mitglieder damit umgegangen sind, habe ich im März 2019 die DNA verlassen – in der Hoffnung, dass damit persönliche Reibungspunkte und Befindlichkeiten reduziert werden können.“ Wurstbauer will sich nun „mit aller Kraft auf meine Arbeit als Vizepräsident der Apothekerkammer konzentrieren“, um in seinen Zuständigkeitsbereichen Medikationscheck und Medikationsanalyse, Verhandlungen mit der Sozialversicherung, E-Rezept und E-Medikation, Fälschungsrichtlinie und Lieferengpässe „bestmögliche Ergebnisse für die Apothekerschaft“ zu erzielen.

Verbandspräsident Jürgen Rehak zeigte sich in einer ersten Reaktion überrascht: „Damit habe ich nicht gerechnet. Der Schritt tut mir auch leid.“ Wenn Wurstbauer denke, dass es für ihn der richtige Weg sei, müsse er ihn aber auch gehen. Nachsatz zur Kritik Wurstbauers: „Die Arbeit im Verband hat grundsätzlich immer gut funktioniert. Da gab es auch keine Auseinandersetzung. Es gibt aber sicher verschiedene Meinungen.“ Mit manchen Positionen und Vorstellungen komme man in demokratischen Gremien eben durch und mit anderen nicht, sagt Rehak. Der Posten Wurstbauers soll nun interimistisch mit dem ältesten Mitglied des Vorstandes besetzt werden – dem Wiener Apotheker Walter Janku. Am 15. 1. gebe es dann eine Sitzung der Wahlkommission, und da werde ein Nachfolger für Wurstbauer gewählt.