OTC-Rückblick zeigt leichte Erholung

 

Mit einem wertmäßigen Volumen von knapp 5,6 Milliarden Euro hat der gesamte Apothekenmarkt im Vorjahr doch deutlich stärker zugelegt als zuletzt. Gab es 2018 nur ein Plus von 1,6 %, so war es 2019 ein Zuwachs von immerhin 3,6 %, hat das Marktforschungsinstitut IQVIA™ für die Apotheker Krone errechnet. Allerdings war 2019 auch die Inflation höher. Unter dem Strich bleibt also ein durchwachsenes Jahr für die Apotheken – nicht zuletzt aufgrund von Patentabläufen wichtiger Rx-Produkte. Etwas schwächer als der Gesamtmarkt hat sich auch das OTC-Geschäft mit einem Wertplus von 2,7 % entwickelt.

Unverändert geblieben sind hier die jeweiligen Märkte: Der Erkältungsmarkt liegt weiterhin vor dem Verdauungsmarkt, Schmerz- und Rheumamitteln und dem Vitamin- und Nahrungsergänzungsgeschäft. Die stärksten Neueinführungen kamen allerdings aus anderen Bereichen, wie etwa Dr. Böhm® Gedächtnis aktiv oder Hyaluron-ratiopharm® Augentropfen. Der Generikariese punktete auch im Bereich der Wachstumsprodukte insgesamt mit einem Nasenspray. Hier wiederum zeigte sich, dass der Erkältungsmarkt wertmäßig insgesamt um 5,1 % gewachsen ist. Eine Entwicklung, die auch Kosan Pharma mit dem Hustenstiller Stilaxx® stark mitgeprägt hat. Stark verkauft haben sich im Erkältungssegment neben Halsschmerzmitteln auch Immunstimulantia und – mengenmäßig – Schmerzmittel und Fiebersenker wie Nurofen® oder die Neueinführung ThomaDuo® von Sanofi, die auch wertmäßig zu den stärksten OTC-Wachstumsprodukten gehörte.

In Summe spiegeln sich diese Entwicklungen auch bei den OTC-Marken wider, wo wertmäßig Dr. Böhm®, OMNi-BiOTiC® und Bepanthen® an der Spitze liegen. Bei den abgesetzten Mengen schiebt sich hier auch noch Dr. Kottas in die Spitze nach vorn und kann sogar einen Platz gutmachen, indem man sich von 3 auf 2 nach vorne schiebt. Die Entwicklung bei Dr. Böhm®, Bepanthen® und Dr. Kottas sowie den anderen starken Marken (siehe Tabelle) zeigt wie schon in den Vorjahren, dass die Apothekenkunden auf bewährte Marken und Produkte setzen. Hier punkten die Unternehmen zudem mit einer fokussierten Kundenorientierung, die offenbar auch bei den Apotheken ihren Niederschlag findet. Das ist umso erstaunlicher, als dass der OTC-Markt mengenmäßig im zu Ende gehenden Jahr im Vergleich zum Jahr davor stagniert hat und die Unternehmen damit doch auch Preiserhöhungen am Markt durchbringen konnten. Das Problem für die Apotheken dabei: Der Wertzuwachs bei OTC-Produkten blieb mit 2,7 % bei einer Inflation von durchschnittlich 2 % mager. Nicht zuletzt deshalb drängen Arzneimittelhersteller im OTC-Bereich, aber vor allem auch im niedrigpreisigen Rx-Segment auf nachhaltige Preiserhöhungen. Ob der Markt das 2020 hergeben wird und die neugeordneten Krankenversicherungen hier mitspielen, wird sich noch zeigen. Im OTC-Jahr 2019 konnten jedenfalls auch jene Produkte wertmäßig punkten, die schon mengenmäßig vorne liegen: Dr. Böhm®, OMNi-BiOTiC®, Bepanthen® oder Pure Encapsulations®.

 

 

 

 

 

Für das Jahr 2020 erwarten Beobachter ähnliche Entwicklungen wie schon 2019. Vor allem der Druck im Onlinehandel wird weiter zunehmen. Offen ist auch, welche Möglichkeiten der Drogerie-Sektor und letztlich sogar der Lebensmitteleinzelhandel vorfinden, um ins OTC-Geschäft vorzudringen. Wie berichtet hat ja beispielsweise die Drogeriekette dm erneut eine Klage beim Verfassungsgerichtshof eingebracht, um auch OTC-Arzneimittel verkaufen zu dürfen. Zwei Mal ist der Konzern aufgrund von Formalfehlern bisher abgeblitzt, wie die dritte Runde ausgeht, wird sich zeigen. Entscheidend wird hier allerdings auch sein, welche Regierungskoalition sich am Ende bildet. Beobachter rechnen damit, dass Türkis-Grün noch keine ausgemachte Sache ist und sich die Verhandlungen bis in den Jänner hinein ziehen werden. Eine Herausforderung für die Apotheken wird 2020 zudem der endgültige Start der Fälschungsrichtlinie sein, die ab Februar scharfgestellt ist. Zusätzliches Potenzial könnte die Ausrollung eines elektronischen Impfpasses bieten, der 2020 in die Erprobung gehen soll. Am Ende muss sich aber auch jede Apotheke je nach Standort auf die Entwicklungen einstellen, ist IQVIA™-Geschäftsführer Mag. Stefan Baumgartner überzeugt. „Es gibt nicht die Apotheke, sondern 1.400 Einzelunternehmen. Es ist sehr standortabhängig, ob und in welche Richtung eine Apotheke das Sortiment sinnvoll ausweiten kann. Je nachdem, wie viel Platz die Apotheke für Ergänzungssortimente hat, gibt es bereits die verschiedensten Dinge, die jetzt schon angeboten werden: von Pflegeprodukten und Hygieneartikeln, die über das übliche Apothekenkosmetik-Sortiment hinausgehen, bis hin zu TCM-Kräutern, die eine besondere Kompetenz des Apothekers erfordern“, sagt er im Interview.