Von vergleichsweise banalen trockenen oder tränenden Augen über allergische Reaktionen bis hin zu Reizungen der Bindehaut durch Staub, Sägespäne oder Verblitzen reicht die Palette jener Beschwerden, die tagtäglich vom Apotheker des Vertrauens gelindert werden sollen.
Zu Beginn jedes Beratungsgesprächs muss die Ursache und der mögliche Schweregrad der Verletzung abgeklärt werden (siehe Kasten 1). Sind die Beschwerden Folge eines Zusammenstoßes mit Gegenständen, muss immer bedacht werden, dass Fremdkörper im Auge zurückgeblieben oder Schäden an der Hornhaut entstanden sein könnten. Schnellster Handlungsbedarf ist bei Verätzungen erforderlich. Als umgehende Sofortmaßnahme muss das Auges mit Wasser oder jeder (!) anderen verfügbaren, nicht reizenden Flüssigkeit (im Notfall auch Bier oder Limonade) gespült werden. Vor allem Laugen (Zement) sind problematisch, da sie tief eindringen und mitunter bleibende Gewebeschäden verursachen. Verätzungen sind sehr schmerzhaft und können im schlimmsten Fall bis zur Erblindung führen. Dass solche Fälle umgehend an das nächste Krankenhaus verwiesen werden, ist selbstredend.
Kasten 1: Was abgeklärt werden muss
Ähnlich verhält man sich bei Kratzern und Fremdkörpern. Auch hier kann es zu schmerzhaften Ereignissen kommen, diese heilen in der Regel aber meist schneller ab. Symptome, die häufig bei Heimwerkern oder (Hobby-)Gärtnern auftreten, sind neben Fremdkörpergefühl und Schmerzen vor allem vermehrter Tränenfluss und Rötung sowie Lichtempfindlichkeit und verschwommenes Sehen. Vor allem der Kontakt mit Eisen (Rost) und infektiösem Material verdient besondere Beachtung. Als Sofortmaßnahme ist hier ebenfalls gründliches Ausspülen und danach stündliches Benetzen mit einer Tränenersatzflüssigkeit angezeigt. Bei Verletzung mit Metallsplittern, starkem Fremdkörpergefühl, eitrigem Sekret und persistierenden Schmerzen muss umgehend ein (Fach) Arzt aufgesucht werden.
Einen Sonderfall unter den Heimwerkerverletzungen (Profis verwenden einen Sichtschutz!) stellt die so genannte Schweißblende, auch bekannt als „Verblitzen“, dar. Dabei handelt es sich um eine Verletzung der Hornhaut, die meist erst Stunden nach dem Schweißen und vornehmlich nachts auftritt. Auch hier gilt als erste Hilfe die Versorgung mit Benetzungstropfen, Augengelen oder Salben. Nicht indiziert sind für solche Beschwerden gefäßverengende Wirkstoffe, auch wenn die so genannten „Weißmacher“ gerne dafür verlangt werden. Stellt sich bis zum nächsten Morgen keine Besserung ein, muss der Arzt konsultiert werden.
Sind die Beschwerden in keinen Zusammenhang mit Gewalteinwirkungen zu bringen, liegt meist entweder eine Bindehautentzündung oder eine allergische Reaktion vor. Bei Letzterer treten die Symptome immer beidseitig auf (außer es handelt sich um eine Kontaktallergie, und man ist mit dem kontaminierten Finger ins Auge gefahren). Nicht nur die gerade sehr angesagten Pollen, sondern auch Tierhaare, Schimmelpilze und nicht selten Kosmetika kommen als Auslöser in Frage. Neben der Empfehlung zur Allergenkarenz stehen eine ganze Menge an lokalen und systemischen Antihistaminika zur Verfügung. Bei der mastzellenstabilisierenden Cromoglizinsäure sollte der Anwender aber darauf hingewiesen werden, dass diese ihre Qualitäten vor allem in der Prävention ausspielt und deshalb möglichst frühzeitig oder bestenfalls sogar prophylaktisch eingesetzt wird.
Eine Bindehautentzündung manifestiert sich hingegen meist nur einseitig. Neben vergleichsweise banalen Noxen wie Rauch, Wind und Sonnenlicht können auch Bakterien, Pilze oder Viren die Ursache sein. Während banale Entzündungen leicht mit Benetzungstropfen oder Euphrasia-Präparaten in den Griff zu bekommen sind, führt bei mikrobiellen Infektionen kein Weg am Arzt vorbei. Vor allem bakterielle Entzündungen sind hoch ansteckend und erfordern daher ein gesteigertes Maß an Hygiene. Nebst regelmäßigem Händewaschen zum Schutz der Mitmenschen sollte auch nach jedem Abtrocknen des Gesichts das Handtuch gewechselt werden, um Reinfektionen zu vermeiden. Bei den häufig auftretenden Augeninfektionen von Säuglingen ist als erste Behandlung das vorsichtige Abwischen des geschlossenen Auges mit lauwarmem Wasser oder wahlweise Augentrosttee und einem weichen, nicht fasernden Tuch (keine Watte) anzuraten. Der Griff zum Antibiotikum ist erst als zweitbeste Lösung anzusehen, da durch häufigen Einsatz der keimtötenden Tropfen nicht nur die Bildung von Resistenzen begünstigt, sondern auch die Hornhaut angegriffen wird.
Geplatzte Äderchen treten akut auf, sind in der Regel aber als harmlos einzustufen. Die Ursachen sind mannigfaltig und reichen von körperlicher Anstrengung bis hin zu hohem Blutdruck. Normalerweise ist das Beschwerdebild sonst symptomfrei. Schnelle Abhilfe können hier – wenn gewünscht, aber nicht erforderlich – gefäßverengende Wirkstoffe wie Phenylephrin oder Naphazolin leisten. Handelt es sich beim geplatzten Äderchen jedoch um eine persistierende Erscheinung oder ist es von Symptomen wie Schmerzen, Sehstörungen oder Sichteinbußen begleitet, muss jedenfalls zum Arzt verwiesen werden.
Kasten 2: Allgemeine Tipps:
Vorbeugen statt Heilen ist das Motto bei der mittlerweile weit verbreiteten altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Die Inzidenz dieser Erkrankung ist stark steigend, die Behandlungsmöglichkeiten sind aber nach wie vor relativ begrenzt. Die AMD verläuft schmerzlos und macht sich anfangs nur als verschwommener Fleck im Sichtfeld bemerkbar. Im schlimmsten Fall entwickelt sich daraus eine schleichende, aber unvollständige Erblindung, bei der im Endstadium nur noch Umrisse erkannt werden. Durch den Einsatz von hoch dosierten Antioxidantien, Carotinoiden und Mineralstoffen kann das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden. Ein frühestmöglicher Einsatz spezieller Mikronährstoffpräparate ist daher für alle Personen über 50 Jahre empfehlenswert. Bei ersten Anzeichen von verschwommenem Sehen von Linien, Fehlen von Buchstaben oder veränderter Farbwahrnehmungen sollte jedenfalls ein Arzt konsultiert werden.