Beratungsleitfaden: Husten

Laut S2k-Leitlinie zur Diagnose und Therapie von Husten bei Erwachsenen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin1, ist die Frage nach der Hustendauer das heißt eine Klassifizierung des Hustens in akut und chronisch für das therapeutische Vorgehen viel wichtiger und entscheidender.

Häufig können Betroffene die Frage nach der Art des Hustens ohnehin nicht so einfach beantworten. Außerdem sind die Grenzen zwischen trockenem und produktivem Husten meist fließend und nicht so leicht einzugrenzen.

Schwerpunkte der Leitlinie sind auch die Physiologie des Hustens und ­Husten, der durch Affektionen im Bereich der oberen Atemwege (Nasen-Rachen-Raum) oder durch einen gastroösophagealen Reflux ausgelöst wird. Besonderes Augenmerk wird auch auf jene Ursachen gelegt, die mittels ­klassischer Diagnostik oft unentdeckt bleiben (z. B. Pertussis).

Auf den ersten Blick – Wirksames für die Selbstmedikation

  • Bei unproduktivem, trockenem Husten helfen Wirkstoffe wie Dextromethorphan oder Pentoxyverin.
  • Ist der Husten produktiv, können ­Sektretolytika wie z. B. Myrtol, Cineol oder ­Speiköl eingesetzt werden. Extrakte aus Primelwurzel, Efeu, Senegawurzel und Süßholz erleichtern das Abhusten. Ambroxol, Acetylcystein verringern die Viskosität des Bronchialschleims. Schleimdrogen wie Eibisch, Isländisch Moos oder Königskerze mildern die ­hyperaktive mukoziliäre Aktivität.
  • Tritt nach 3 Wochen keine Besserung ein, ist ein Arzt aufzusuchen.

Empfehlungen für das Gespräch an der Tara

Wichtige Fragen zu Beginn der Beratung

  • Seit wann bestehen die Beschwerden?
  • Sind Begleitsymptome vorhanden, z. B. Atemnot, ­Abgeschlagenheit, Fieber?
  • Art des Hustens? Hat sich die Art des Hustens im Verlauf der Erkrankung verändert?
  • Gibt es andere gesundheitliche Probleme? Raucher? Chronische Erkrankungen? Welche Medikamente werden eingenommen, z. B. ACE-Hemmer ⇒ Husten als ­unerwünschte Arzneimittelwirkung)
  • Welche Mittel wurden bisher ausprobiert? Mit welchem Erfolg?

Laut Sk2 Leitlinie1 ist die Hustendauer entscheidend für die Therapie:
Akuter Husten ⇒ Beschwerden bis zu 3 Wochen, also deutlich länger als allgemein angenommen; meist klassischer „Erkältungshusten“ aufgrund einer viralen Infektion der oberen und/oder unteren Atemwege
Zu beachten! Bei schweren Verläufen bzw. Hinweise auf andere Ursachen (SARS-CoV-2) ⇒ Arztbesuch bzw. Kontaktaufnahme zu einem Arzt empfehlen.

Subakuter Husten

Erkältungshusten dauert 3–8 Wochen ⇒ aufgrund vorangegangener viraler Infekte (z. B. hartnäckige Adenoviren); seltener bakterielle Erkrankungen wie z. B. KeuchhustenHinweis: vermehrtes Auftreten von Pertussis durch fehlenden Impfschutz möglich

Chronischer Husten > 8 Wochen

Weiterführende Diagnostik notwendig; Ursachen abklären ⇒ Ausschluss von Rachen- und Kehlkopfentzündungen, gastroösophageale Refluxkrankheit, medikamentös induzierter Husten, Asthma, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Tumore u. a.

Chronische Bronchitis

Eine chronische Bronchitis liegt laut WHO dann vor, wenn die beiden charakteristischen Beschwerden wie Husten und Auswurf an den meisten Tagen während mindestens drei Monaten in zwei aufeinander folgenden Jahren bestehen; besonders häufig bei Rauchern; oft Vorstufe zur COPD ⇒ Husten, Auswurf und Atemnot über mehrere Jahre stellen die wichtigsten Symptome dar und sollten immer Anlass für einen Arztbesuch sein; je früher die COPD diagnostiziert wird, desto eher kann erfolgreich auf den Verlust der Lungenfunktion eingewirkt werden.

Weitere mögliche Ursachen:

  • Reizungen der oberen Atemwege durch Entzündungen der Nase und der Nebenhöhlen z. B. „Postnasal drip“ – Syndrom ⇒ Sekret läuft aus dem Nasenrachenraum in die Luftröhre und reizt die Hustenrezeptoren in Luftröhre und oberen Bronchien ⇒ hartnäckiger Reizhusten; zu beobachten bei Erkältungskrankheiten, Heuschnupfen oder anderen nichtallergischen Erkrankungen der Nase
  • gastroösophagealer Reflux
  • Schadstoffe und Reizstoffe ⇒ Tabakrauch, Dämpfe, Gase, Feinstaub
  • Medikamentös induzierter Husten ⇒ ACE-Hemmer, ­Methotrexat, Fentanyl, u. a.

Arztbesuch empfehlen:

  • Verdacht auf SARS-CoV-2 ⇒ Schnelltest anbieten oder Kontakt zu entsprechenden COVID-19-Testeinrichtungen herstellen
  • Atemnot, Bluthusten
  • Schmerzen beim Husten oder Atmen
  • Fieber > 39° C
  • schon länger anhaltender Reizhusten (> 8 Wochen)
  • erschwerte Atmung
  • Pfeif- oder Rasselgeräusche beim Atmen
  • Verdacht auf Asthma
  • gelblich-grünlicher oder eitriger oder mit Blut vermischter Auswurf
  • Kinder unter 2 Jahren
  • Senioren

Selbstmedikation

Erkältungsbedingter bzw. akuter Husten kann in der ­Selbstmedikation gut therapiert werden; laut Husten-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin1 ist der Einsatz von Phytopharmaka ein wichtiger Bestandteil der Hustentherapie z. B. Efeu-Extrakt (Wirksamkeit zuvor in doppelblinden, randomisierten und kontrollierten Studien nachgewiesen).
Es ist wichtig auf die Begleitsymptome des Hustens, seine Dauer, seine Regelmäßigkeiten und mögliche Ursachen zu achten, um eine optimale Therapie zu garantieren

Wichtig! Bessert sich der Husten nicht innerhalb von drei Wochen bzw. verschlimmert sich nach Absetzen des Husten­mittels, ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen ⇒ Bronchitis, Lungenentzündung, Reizhusten.

Zu beachten! Laut Leitlinie wird die Kombination einer sekretolytischen und antitussiven Therapie heute nicht mehr so kritisch gesehen ⇒ die zeitversetzte Einnahme aus Expektoranzien tagsüber und Hustenstillern in der Nacht das Abklingen der Beschwerden und verkürzt den Krankheitsverlauf.

Zentrale Antitussiva

Bei unproduktivem, trockenem Husten zur Unterdrückung bzw. Verminderung des Hustenreizes:

  • Dextromethorphan (ab dem 12. Lebensjahr)
  • Pentoxyverin (ab dem 6. Lebensjahr)

Peripher wirksame Hustentherapeutika

Bei produktivem Husten zur Unterstützung des Abhustens ⇒ Sekretolytika, Mukolytika, Sekretomotorika (die Wirkung der der verschiedenen Wirkstoffe überlappen sich häufig)

  • Sekretolytika zum „Verflüssigen“ des Schleims ⇒ ätherische Öle in Form von Kapseln (Myrtol, Cineol, Speiköl), Lösungen, Sirup, Einreibung, Badezusätze, Tee, Inhalationen z. B. Pfefferminz, Eukalyptus, Thymian, Myrte, Spitzwegerich u. a.
  • Sekretomotorika zum besseren Abhusten ⇒ Extrakte aus Pflanzen, die Saponine enthalten z. B. Primelwurzel, Efeu, Senegawurzel, Süßholz
  • Mukolytika verringern die Viskosität des Bronchialschleims ⇒ synthetische Wirkstoffe z. B. Ambroxol, Acetylcystein; zeigen auch antientzündliche und antioxidative Effekte
  • Mucilaginosa (Schleimdrogen) z. B. Eibisch, Isländisches Moos, Königskerze ⇒ überziehen die Schleimhaut mit einer Art Schutzfilm (bis etwa zum Larynx) und mildern die hyperaktive mukoziliäre Aktivität
  • Reizung des Hustenrezeptors reduzieren ⇒ Demulzenzien (reizlindernde Arzneimittel) wirken durch „Einhüllung“ der Hustenrezeptoren im Rachen ⇒ schützen kurzfristig vor einer Reizung, dazu gehören Säfte, Sirupe, Lösungen, Lutsch­tabletten, Honig und Hustenbonbons die Zucker enthalten; die Wirkdauer beschränkt sich auf die ­Verweildauer des Zuckers am Rezeptor und beträgt etwa 20 bis 30 Minuten.

Zu beachten:

  • Wechselwirkung von Acetylcystein mit Penicillinen, ­Cefalosporinen, Tetacyclinen ⇒ Einnahmeabstand von mindestens zwei Stunden
  • Hustentherapeutika mit ätherischen Ölen sollten bei ­entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen und Erkrankungen der Gallenwege mit Vorsicht eingenommen werden.

Weitere Optionen:

  • Homöopathie
  • Lutschpastillen mit Hyaluronsäure ⇒ durch die „Wasserbindungsfähigkeit“ von Hyaluronsäure werden die Schleimhäute in Hals und Rachen befeuchtet ⇒ Hustenreiz wird gemildert
  • Husten- und Bronchialtees ⇒ nicht zu heiß trinken, um einer Schädigung der Schleimhaut vorzubeugen
  • Externa mit ätherischen Ölen; Vorsicht Kinder ⇒ auf das Alter achten!
  • Erkältungsbad ⇒ nicht zu heiß!
  • „Kräuterzuckerl“ zur Linderung des Hustenreizes
  • Immunstimulantien ⇒ Echinacea, Zink, Kapland-Pelargonie, Vitamin D

Beratungstipps

  • Körperliche Anstrengungen meiden
  • Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Erhöhung der Luftfeuchtigkeit in den Räumen; Räume ausreichend lüften ⇒ öfter und immer nur kurz ist besser
  • Auf das Rauchen verzichten, möglichst auch verrauchte Räume meiden
  • Bei Fieber ⇒ Bettruhe einhalten
  • Physikalische Maßnahmen z. B. Dampfinhalationen, Hals-, Brust- und Wadenwickel, lokale Wärme
  • Hygiene einhalten z. B. in die Armbeuge und nicht in die Handinnenflächen husten

Epilog

Die Grenzen zwischen trockenem und produktivem Husten sind meist fließend, und so kann tagsüber bei produktivem Husten ein Expektorans und abends vor dem Schlafengehen ein Hustenstiller gegeben werden, denn auch ein produktiver Husten kann die Nachtruhe und den Schlaf empfindlich stören.

Die aktuelle S2k-Leitlinie1, empfiehlt erstmals die zeitversetzte Gabe von Expektoranzien und Antitussiva vor allem, wenn die Nachtruhe gestört ist.

Anwendungshinweise beachten

Es muss dem Kunden jedoch sehr klar kommuniziert werden, dass die Einnahme wirklich zeitversetzt erfolgen muss, denn eine gleichzeitige Einnahme von Antitussivum und Expektorans kann aufgrund des eingeschränkten Hustenreflexes zu einem gefährlichen Sekretstau führen.

Antitussiva werden häufig auch als „Hustenblocker“ bezeichnet. Bei Patienten entsteht dabei oft der Eindruck, dass dann „nichts mehr geht“ und das notwendige Abhusten von zähem Schleim nicht mehr möglich ist. Im Beratungsgespräch sollte unbedingt angesprochen werden, dass „Hustenblocker“ den Hustenreiz nicht vollständig blockieren und das notwendige Abhusten bei bestimmungsgemäßer Dosierung möglich bleibt. Der trockene Reizhusten ist für den Körper eher schädlich, da er keine Reinigungsfunktion hat. Ein geeignetes Antitussivum kann den Reizhusten dämpfen, ohne ein ebenfalls nötiges Abhusten zu verhindern.

Wichtig ist auch, in der Beratung auf den Unterschied zwischen „hustenstillender“ und „hustenreizlindernder“ Wirkung hinzuweisen. Einige Wirkstoffe (z. B. Isländisch Moos, Thymian etc.) lindern den Hustenreiz d. h. die Hustenfrequenz wird vermindert, währenddessen die „hustenstillenden“ Wirkstoffe den Hustenreiz dämpfen.

Weiters ist zu beachten, dass bei Phytotherapeutika eine klare Abtrennung zwischen Hustenstillern und Schleimlösern oft nicht möglich ist. Das liegt an der Vielzahl der Inhaltsstoffe, die pflanzliche Drogen enthalten und die das Wirkspektrum ausmachen.

Honig ist definitiv ein empfehlenswertes „Hustenmittel“2

Interessant ist, dass durch sogenannte Demulzenzien der Hustenreiz gelindert werden kann. Die für „süß“ zuständigen Geschmacksknospen der Zunge und Mundschleimhaut reizen parasympathisch sensible Nerven, wodurch die Bronchialsekretion angeregt wird. Weiters wird durch eine direkte „Einhüllung“ die Reizung der Hustenrezeptoren vermindert. Ein guter Grund warum Hustentees immer gesüßt werden sollten. Dieser Effekt zeigt sich auch bei Honig und allen Zubereitungen mit Zucker (Hustenbonbons, Sirupe etc.). Die Wirkdauer beschränkt sich auf die Verweildauer des Zuckers am Rezeptor und beträgt etwa 20 bis 30 Minuten. Auch das Lutschen von normalen „Hustenzuckerln“ (Spitzwegerich, Salbei, Isländisches Moos u. a.) hilft somit den Hustenreiz zu mildern.