Husten bei Kindern: Was hilft, was schadet?

Husten ist eigentlich etwas Gutes: Er hält als wichtiger Schutzreflex Lunge und Atemwege von Fremdkörpern und Schleim frei, selbst gesunde Kinder können bis zu 34-mal am Tag husten.
Trotzdem sollte der Husten als Symptom nicht bagatellisiert werden. Bei starken oder länger andauernden Beschwerden steigt nicht nur der Leidensdruck für die kleinen Patient:innen und deren Familien, man muss auch ernsthafte Ursachen identifizieren, fortführende Maßnahmen einleiten und Chronifizierung nach Möglichkeit verhindern.

Stadien und Ursachen

In den allermeisten Fällen (zu 95 %) wird der akute Husten bei Kindern durch die klassische Erkältung, eine Rhinosinusitis viraler Genese, ausgelöst. Sie ist in der Regel selbstlimitierend, nach 2 Wochen sind 75 % der Kinder wieder hustenfrei. Gelblicher und grünlicher Schnupfen kommt übrigens häufig begleitend vor, ist aber kein Indiz für eine bakterielle Beteiligung. Der (vorschnelle) Einsatz von Antibiotika ist daher nicht zielführend und wegen der Gefahr von Resistenzbildung sogar kontraindiziert. Weitere Ursachen für akuten Husten bei ­Kindern können Bronchiolitis, COVID-19, ­Pseudokrupp, lungenschädigende Schadstoffe (Tabakrauch, Parfum u. a.), Pneumonie, Sinusitis und eine Infektion der oberen Atemwege sein, selten Epiglottitis oder bakterielle Tracheitis. Vor allem bei kleineren Kindern muss man bei plötzlichem Husten in Kombination mit Würgen und ev. Speichelfluss auch an Fremdkörperaspiration denken.

Als „subakuten Husten“ kann man zum Beispiel einen prolongierten benignen postviralen Husten bezeichnen.
Von „chronischem Husten“ spricht man bei ­Kindern nicht wie bei Erwachsenen ab 8, ­sondern bereits ab 4 Wochen. Gründe können Atemwegsläsionen (Tracheomalazie, Tracheoösophagealfisteln), Asthma, atypische ­Pneumonien (Mykoplasmen, Chlamydien), Geburtsdefekte der Lunge (z. B. kongenitale adenomatoide Missbildung), Mukoviszidose, gastroösophagealer Reflux, Pertussis, Parapertussis, Allergien (Heuschnupfen, Tierhaare etc.) Infektionen der unteren Atemwege (z. B. post­infektiöse chronische Bronchitis mit bronchialer Hyperreagibilität), primäre Ziliendyskinesie, psychogener Husten, Tuberkulose, Aspergillose und bei Babys RSV sein.

Hustenarten

Die Einteilung des Hustens in produktiv (schleimig) und nichtproduktiv (trocken, Reizhusten) ist vor allem bei Säuglingen und sehr kleinen Kindern schwierig, da sie selten expektorieren und das Sputum eher abschlucken. Die Bezeichnung „feuchter“ Husten ist daher für den produktiven wohl treffender, trockener Husten tritt etwa zu Beginn einer Infektion oder bei allergischem Asthma auf. Man kann den Husten aber hinsichtlich seiner Klangqualität beschreiben und Rückschlüsse auf seine Ursache ziehen. So kommt stakkatoartiger Husten bei Keuchhusten vor, kann aber auch ein Hinweis auf eine virale oder atypische Pneumonie sein. Die teilweise heftigen, krampfartigen Hustenepisoden können bis zum Erbrechen und sogar zur Apnoe führen. Bellenden Husten findet man z. B. bei Pseudokrupp (Laryngotracheobronchitis), Tracheitis, persistierendem Husten nach einer Infektion der unteren Atemwege oder psychogenem Husten. Er wird manchmal auch als rau oder blechern beschrieben und kann von einem pfeifenden (Ein-)Atemgeräusch (Stridor) begleitet werden.

Wann zum Arzt?

Je jünger das Kind, je höher die Hustenintensität und je größer somit die Belastung, desto eher sollte man zur Abklärung und weiteren Behandlung die/den Ärzt:in aufsuchen. Eine intensive Störung des Nachtschlafes, Progression, Fieber, Schmerzen und Beeinträchtigung der Atmung sowie ein plötzliches, heftiges Auftreten (Fremdkörperverdacht) sprechen auf jeden Fall dafür, ebenso ein zu lange ausbleibender Behandlungserfolg bei Selbsttherapie. Eine kausale Behandlung steht immer im Vordergrund, bei der meist viralen Genese bleibt aber neben „watchful waiting“ nur der Versuch einer symptomatischen Therapie. Problematisch ist dabei, dass für die Anwendung von Schleimlösern (Ambroxol, N-Acetylcystein) und Antitussiva sowie Phytopharmaka bisher keine ausreichende Evidenz zur Besserung der Beschwerden vorliegt, ebenso wenig wie eine aktuelle Leitlinie für die Therapie von akutem und chronischem Husten bei Kindern. Letztere wird aber laut AWMF für Juni 2024 erwartet.

Bewährte, schnelle Hilfe

Allerdings haben sich viele Maßnahmen zur Linderung und Unterstützung der Abheilung bewährt. Der erste Schritt dazu kann schon zu Hause passieren. Zentrale Punkte sind die Anfeuchtung der Schleimhäute und die „Verflüssigung“ zähen Schleims zur Erleichterung des Abhustens (viel trinken, für ausreichende Luftfeuchtigkeit von 40–60 % sorgen, mit Wasserdampf oder Kochsalzlösung inhalieren). Mechanisch kann man das durch leichtes Abklopfen des Thorax unterstützen, auch Wärme in Form von Wickeln (Kartoffel-, Ingwermehl-, Senfmehl-, Topfenwickel) oder Bädern wirkt sich positiv aus.

Die meisten Phytopharmaka, die bei Husten eingesetzt werden, werden auch bei Kindern – abgesehen von Allergien – als unbedenklich angesehen. Für Myrtol®, Thymian/Efeu- oder Thymian/Primelwurzel-Präparate konnte eine Linderung auch nachgewiesen werden. Ätherische Öle als Essenz oder in Tees wirken hustenstillend, schleimlösend, antiphlogistisch, abschwellend und reizlindernd. Zur Verstärkung der Effekte beim Inhalieren, Baden, Einreiben, bei Kompressen und Wickeln nimmt man beispielsweise Cupressus sempervirens, Eucalyptus staigeriana oder Lavandula officinalis. Bei den Tees unterscheidet man zwischen solchen gegen Husten mit (Anis, Primel, Thymian, Holunder, Süßholz) oder ohne Auswurf (Lindenblüten, Spitzwegerich, Eisenkraut, Eibisch, Huflattich, Malve, Isländisch Moos, Königskerze). Genannte Drogen sind auch häufig Bestandteile von Fertigpräparaten wie Hustensäften, Hustensirupen oder Lutschpastillen. Dort ebenfalls enthaltener Zuckersirup und Schleimstoffe wirken außerdem als Demulzenzien, sie hüllen kurzzeitig (20–30 Minuten) die Hustenrezeptoren ein und stillen dadurch den Hustenreiz. Diesen Effekt macht man sich auch bei der Herstellung von hauseigenen Hustensäften aus Zwiebel und schwarzem Rettich mit Honig oder Kandis zunutze.

Honig wird wegen seiner antiphlogistischen Eigenschaft bei Kindern auch gerne als Honigmilch oder zur Steigerung der Akzeptanz in Tees eingesetzt, allerdings ist bei Säuglingen unter einem Jahr wegen Botulismusgefahr Vorsicht geboten!