Bereit für „Gesundheit 2020“

Die eidgenössischen Apotheker engagieren sich, wie die heimischen Kollegen, in der Prävention und Gesundheitsförderung. Sie beraten Akut- und begleiten chronische Patienten, führen Risikoanalysen, Screenings und Polymedikationschecks durch und sie ermitteln den Impfstatus. Einige Dienstleistungen, die in Österreich noch diskutiert werden, sind bereits gelebte Realität. So dürfen die Schweizer Apotheker in manchen Kantonen nach einer entsprechenden Ausbildung und unter gewissen zusätzlichen Konditionen impfen sowie Blut abnehmen. In Qualitätszirkeln beraten Apotheker Ärzte, die ihre Verschreibungspraxis optimieren wollen. Das nächste Ziel lautet: den niederschwelligen Zugang nutzen und die Triage übernehmen. Der Apotheker klärt ab und entscheidet, ob er dem Patienten ein Medikament aushändigt oder ihn an den Arzt weiterleitet.
Der Bedarf dafür ist gegeben. 80 % der Schweizer Bevölkerung sucht laut dem Apothekenmonitor (eine schweizweite, repräsentative Umfrage) immer dieselbe Vertrauensapotheke auf. 40 % könnten sich sogar vorstellen, in der Grundversicherung ein „Hausapotheker-Modell“ zu wählen, wobei der Stammapotheker die erste Anlaufstelle in Gesundheitsfragen wäre. In der Praxis suchen bei leichten Beschwerden bereits heute die meisten Schweizer zuerst eine Apotheke auf, überraschenderweise insbesondere junge Kunden. Diese schätzen niederschwellige Dienstleistungen wie die Erstabklärung bei gesundheitlichen Problemen, Gesundheitstests sowie die Kontrolle des Arztrezepts.

Klinische Ausbildung forciert

Voraussetzung für die Triage-Tätigkeit ist der Erwerb entsprechender Kompetenzen. Angehende Apotheker müssen ein fünfjähriges Studium inklusive eines praktischen Assistenzjahres absolvieren. Insbesondere in Letzterem werden die für die Triage notwendigen klinischen Kompetenzen vermittelt, um eine gründliche Anamnese durchführen zu können. Auch in Weiterbildung wird viel investiert. Die Schweiz ist seit 2013 das weltweit erste Land mit einer nationalen, staatlich anerkannten Pharmazie-Weiterbildung. Die berufsbegleitenden Lehrgänge dauern zwischen 2 und 6 Jahre. Erworben wird ein eidgenössischer Weiterbildungstitel in Offizin- oder Spitalpharmazie. Darin enthalten sind u. a. unterschiedliche Fähigkeitsausweise, die neue Kompetenzen vermitteln, bspw. „Impfen und Blutentnahme“. Ziel ist es, die niedrigen Durchimpfungsraten (v. a. Influenza und Masern) zu steigern und die Arztpraxen im Fall einer Pandemie zu entlasten. Übrigens ist diese Weiterbildung derzeit nicht obligatorisch – im Gegensatz zur Fortbildung: FPH-Titelträger, derzeit über 1.600, müssen pro Jahr mindestens 4 Tage Fortbildung und 6 Tage Selbststudium von berufsspezifischer Lektüre nachweisen.

Zusammenarbeit, nicht Konkurrenzdenken

Die breiten Dienstleistungsfelder der Schweizer Apotheker lassen Kompetenzstreitigkeiten mit anderen Gesundheitsberufen vermuten. Dazu Dominique Jordan, Präsident von pharmaSuisse, dem Verband der Schweizer Apotheker: „Natürlich gibt es teils unterschiedliche Blickwinkel und Meinungen, alle Berufsgruppen wollen aber das Gleiche: die bestmögliche medizinische Grundversorgung für die Patienten. Diese können wir nur gewährleisten, wenn alle Berufsgruppen zusammenarbeiten und die Kompetenzen der jeweils anderen respektieren. Das tut die Mehrheit der Ärzte und Apotheker in der Schweiz. Es geht also nicht darum, sich gegenseitig zu konkurrenzieren, jedoch muss es angesichts der aktuellen Entwicklungen auch möglich sein, die Rollen neu zu verteilen.“