Das „weiße Gold“ im Laufe der Zeit

Salz. Das alltägliche Gift der hypertonischen Gesell­schaft und der Feind jedes Haubenkochs hat über die letzten Jahrzehnte eine unvergleichliche Kehrtwende vollzogen. Im Reich der Römer gab es für Soldaten noch zusätzlich eine Portion Salz, das „Salarium“, und die rei­chen Salzhändler entlang der Salzstraßen wurden um einen deftigen Zoll erleichtert. Es war dies eine Zeit, in der aus großen Salzvorkommen die Ware massenweise in salzar­me Gegenden geliefert wurde, wo es einer eigenen Steuer unterlag. So galt Salz als  Devise und konnte gegen Waren getauscht werden, die „for sale“ waren.

Entdeckt wurde die Nützlichkeit Jahrtausende vor Christi Geburt, zum Haltbarmachen und zum Verbessern von Speisen. Heute unterscheidet man Meersalz von Steinsalz für die Verwendung in Lebensmitteln, der Hauptbestand­teil ist jedoch natürlich immer Natriumchlorid. Besonders beliebt und teuer ist das sogenannte „Fleur de Sel“, sie hat wie Pyramiden- oder Flockensalz vor allem die besondere Eigenschaft, aufgrund ihrer plättchenartigen Struktur, sich zart und langsam auf der Zunge zu lösen und so ein verän­dertes Geschmackserlebnis hervorzurufen.

Natürlich gibt es neben Natriumchlorid noch weitere be­deutende Salze in unserem Alltag: (Speise-)Soda, Pott­asche, Glauber- und Bittersalz, diverse Magnesium- und Kalziumsalze, die auch bei physiologischen Vorgängen eine große Rolle spielen, ebenso wie manche Schwermetallsalze und unzählige Mineralsalzverbindungen.

Chemisch gesehen ist ein Salz das Produkt der Reaktion einer Säure mit einer Base. Ein Salz kann wasserfrei oder räumlich an ein Kristallgitter aus Wassermolekülen gebun­den sein. So gibt es beispielsweise vom Natriumsulfat in der Apotheke zwei Formen: das Glaubersalz, ein Dodeca­hydrat, und die wasserfreie Form. Diese beiden unterschei­den sich zwar in Löslichkeit, Säurestärke und Molekular­gewicht, jedoch wirken sie in gleicher Weise: durch die Aufnahme wird mehr Wasser im Dickdarm sezerniert, so­mit werden beide als Abführmittel eingesetzt.

Ohne Übertreibung ist aber selbstverständlich Natrium­chlorid unangefochtene Nummer eins unter den lebens­wichtigen Salzen, ja sogar unter den höchsten Rängen aller essenziellen Substanzen. Um ein physiologisches Milieu zu schaffen, verwendet man 0,9%ige Kochsalzlösung, die in etwa die gleiche Osmolarität wie das Blutplasma gesun­der Organismen hat. Somit ruft eine derartige Lösung nicht nur weniger Reizungen als salzfreies, Mineralstoffe entziehendes Wasser oder gar Konservierungsstoffe ent­haltende Grundlagen hervor, sondern hilft auch bei der Er­haltung der Feuchtigkeit gesunder Haut und Schleimhäute. Auch als Träger anderer Wirkstoffe bewirkt die isotone Lösung ein angenehmes Gefühl und vermindert Austrocknen und Juckreiz durch abschwellende Wirkstoffe, vor allem in Nasensprays.

Ein kurzfristiges „Zuviel“ von Natriumchlorid kann ein gesunder Körper ohne große Probleme über die Niere ausscheiden, solange man genug Wasser zu sich nimmt. Im Übrigen ist es weitaus gefährlicher, destilliertes, also mi­neralsalzarmes Wasser zu trinken, als Meerwasser.

In diesem Sinne: Es ist nicht alles Gold, was glänzt, aber auch das teilweise in Verruf geratene weiße Gold trägt sei­nen Namen mit Stolz und ist für unseren Körper wie das Salz in der Suppe.