Diabetiker brauchen mehr …

Diabetes mellitus geht mit einer veränderten Stoffwechselsituation einher. In weiterer Folge weisen die Patienten ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen insbesondere im vaskulären und neurologischen Bereich auf. Um den Blutzuckerspiegel so konstant wie möglich zu halten, helfen neben einer optimalen medikamentösen Einstellung auch ergänzende Maßnahmen.

… Beratung

Um die Compliance so hoch wie möglich zu halten, ist die individuelle Beratung des Diabetikers durch Arzt und Apotheker von großer Bedeutung. Dies betrifft vor allem die richtige Einnahme beziehungsweise Anwendung der verordneten Arzneimittel, die richtige Blutzuckermessung sowie nötigenfalls die Hilfestellung zu Gewichtsreduktion und Ernährungsverhalten. Denn sind Diabetiker gut eingestellt, so können Folgeerkrankungen deutlich minimiert werden. An der Tara ist selbstverständlich auch auf Wechselwirkungen mit anderen – auch rezeptfreien – Arzneimitteln zu achten.

… Mikronährstoffe

Der Stoffwechsel eines Diabetikers ist mit jenem gesunder Personen nicht vergleichbar. Der veränderte Kohlenhydratstoffwechsel führt zu einem Mehrbedarf an B-Vitaminen, gleichzeitig werden bei schlechter Blutzuckereinstellung renal vermehrt B-Vitamine infolge einer Glukosurie ausgeschieden. Bei der Substitution sind insbesondere die neurotropen Vitamine B1, B2, B6, B12 und Folsäure empfehlenswert, um Neuropathien vorzubeugen. Bei bereits bestehenden Neuropathien kann die zusätzliche Gabe von α-Liponsäure hilfreich sein. Die Vitamine B6, B12 und Folsäure wirken außerdem positiv auf einen erhöhten Homocysteinspiegel, welcher wiederum als Risikofaktor für Gefäßschäden und die Entstehung von Atherosklerose gilt. Ein Mangel an Vitamin B12 wird häufig unter Metformin-Medikation beobachtet.

Auch eine ausreichende Versorgung mit Zink ist entscheidend. Zink nimmt unter anderem eine wichtige Funktion im Rahmen der Insulinproduktion und -wirkung ein, erhöht die Glukosetoleranz und verbessert die Bioverfügbarkeit von Folsäure und Vitamin B6. Positive Effekte von Zink auf das Immunsystem und die Wundheilung sind ebenso bekannt und für Diabetiker von zentraler Bedeutung. Auch Magnesium und Chrom sollten substituiert werden. Für die Insulinproduktion ist Chrom ein unverzichtbares Spurenelement. Renale Magnesium-Verluste sind bei schlechter Blutzuckereinstellung nicht selten. Ein niedriger Magnesium-Spiegel kann außerdem das Risiko für vaskuläre Erkrankungen deutlich erhöhen.

Diabetiker sind durch die vermehrte Bildung freier Radikale einem erhöhten oxidativen Stress ausgesetzt. Außerdem wurde ein deutlich erniedrigter Vitamin-C-Blutspiegel festgestellt, was unter anderem auf ein konkurrierendes Verhalten von Glucose und Vitamin C beim Transport in die Zelle zurückgeführt wird. Durch die Gabe von antioxidativ wirkenden Substanzen wie Vitamin A, C, E, Q10 und Selen können Mängel ausgeglichen und freie Radikale unschädlich gemacht werden. Vitamin C verbessert auch die endothelabhängige Vasodilatation und reduziert somit das Risiko für vaskuläre Erkrankungen. Interessant scheint auch der protektive Effekt von Vitamin Q10 auf die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse.

Vitamin D3 spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Rahmen des Glukosestoffwechsels. Ein Vitamin-D-Mangel steigert unter anderem die Insulinresistenz und reduziert die Insulinsekretion aus den β-Zellen.

 

 

… Unterstützung für die Augengesundheit

Eine gefürchtete Komplikation des Diabetes mellitus ist die diabetische Retinopathie. Zur Prophylaxe eignen sich vor allem die Karotinoide Lutein, Zeaxanthin und Lycopin, welche idealerweise gemeinsam mit den genannten Antioxidanzien gegeben werden.

Während eine Retinopathie anfangs meist unbemerkt verläuft, zeigt sich ein anderes Problem weitaus deutlicher: Diabetiker klagen häufig über ein vermehrtes Trockenheitsgefühl der Augen beziehungsweise gilt Diabetes als Risikofaktor für ein Sicca-Syndrom.1 Die Ursache ist nicht gänzlich geklärt, eine mögliche Ursache könnte jedoch eine Schädigung der die Tränendrüsen steuernden Nervenbahnen sein. Neueste Studien deuten auch auf einen Zusammenhang der Funktion der Meibom-Drüsen und einem erhöhten Blutzuckerspiegel hin.2 Trockene Augen könnten somit ein früher Hinweis auf einen Prädiabetes sein. Zur Behandlung des Sicca-Syndroms steht eine Vielzahl an rezeptfreien Filmbildnern zur Verfügung. Ideal sind Produkte auf Hyaluronsäure-Basis, da die Hyaluronsäure eine hohe Wasserbindungsfähigkeit aufweist und den Tränenfilm stabilisiert.

… Unterstützung aus dem Pflanzenreich

Zur Unterstützung der medikamentösen Therapie und diätetischer Maßnahmen kann auf die Hilfe zahlreicher Arzneipflanzen zurückgegriffen werden. Wirksame Beispiele sind etwa die Bittermelone (Momordica charantia), die Scharlachranke (Coccinia indica), Bohnenschalen (Pericarpium Phaseoli sine semine) oder Gymnema sylvestre, welches vor allem in der ayurvedischen Medizin Anwendung findet. Auch Zimt-Präparate (Cinnamomum cassia) und Bockshornkleesamen (Trigonella foenum-graecum) scheinen den Blutzuckerspiegel positiv zu beeinflussen. Die Inhaltstoffe von Panax ginseng führen zu einer Stimulation der Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse, daher kann Ginseng ebenfalls unterstützend empfohlen werden.

 

Literatur:

1 Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft: Leitlinie Trockenes Auge. Stand: 8. 3. 2019

2 Endocrine Society, 20. März 2020: Loss of gland in eyelids may be a biomarker for elevated blood glucose diabetes.