Die Lebensqualität im Alter erhalten

Der Prozess des Alterns ist ein komplexer Vorgang, der mit tiefgreifenden organischen Veränderungen einhergeht und zu einer stetigen Abnahme der physiologischen Funktionen führt. Die Veränderungen sind individuell und auch unterschiedlich ausgeprägt. Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil der fettarmen, stoffwechselaktiven Körpermasse. Das betrifft vor allem die Skelettmuskulatur und die Knochenmasse. Die renale Durchblutung verringert sich nach einigen Jahrzehnten, und die Fähigkeit zur Harnkonzentration ist herabgesetzt, was zu größeren Wasserverlusten führen kann. Das Durstempfinden wird mit der Zeit etwas reduziert und ist dann bei älteren Menschen erheblich geringer als bei jüngeren.
Veränderungen im Bereich Hunger und Sättigung bewirken eine Reduktion der Nahrungsaufnahme. Die Nährstoffdichte der Nahrung wird damit umso wichtiger, um mit allen Mikronährstoffen gut versorgt zu sein. Problematisch ist mit steigendem Alter die Versorgung mit Vitamin B12, da es in vielen Fällen zu einer atrophischen Gastritis kommt, im Rahmen derer die Bildung des Intrinsic-Faktors (IF) vermindert ist. In der Folge ist die Absorption des Cobalamins verringert. Auch die Abwehrkräfte sollten im Auge behalten werden. Mit steigendem Alter nimmt die Zahl der Granulozyten, Makrophagen und natürlichen Killerzellen ab.1
Kritische Mikronährstoffe sind neben Vitamin B12 auch die Folsäure, das Vitamin D, Kalzium, Jod und Zink. Interventionsstudien zeigen daher positive Effekte einer Supplementierung mit Multinährstoffpräparate auf die Immunkompetenz. Besonders Zink scheint hier eine starke Wirkung zu haben. Auch auf ausreichende Flüssigkeits- und Ballaststoffzufuhr sollte besonderes Augenmerk gelegt werden.

Um die Lebensqualität im Alter zu erhalten, sind weiters soziale Faktoren und Umweltaspekte von Bedeutung. Die Pflege des Freundes- und Bekanntenkreises trägt Untersuchungen zufolge wesentlich zur Zufriedenheit und psychischen Gesundheit bei. Besonders bei Frauen spielt auch das Thema Eigenständigkeit eine immer wichtigere Rolle, wie die Arbeiterkammer publiziert hat.2
Ab 50 nimmt die sportliche Aktivität Studien zufolge immer mehr ab. Gerade Sport und Bewegung würden allerdings wesentlich zur Erhaltung der Lebensqualität beitragen. In einer Untersuchung hat man mögliche Barrieren herausgefunden. Während soziale und physische Gesundheit als Motive pro Sport ermittelt wurden, war eine angeschlagene körperliche Gesundheit eines der Haupthemmnisse. Oft mangelte es an den Möglichkeiten, gerade wenn es um Teams oder Sparring-Partner ging. Auch die Tatsache, dass sich viele Sportangebote sehr an Jüngere wenden, limitierte die Aktivität der Menschen in den reiferen Jahren.

 

Die Definition von Lebensqualität
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Lebensqualität als subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und zu den Wertsystemen, in denen sie lebt, und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Standards und Anliegen. definiert* Die Erhebung der Lebensqualität findet mittels des WHOQOL 100 (World Health Organization Quality of Life) statt.
Die Skala ist aus mehreren „Items“ zusammengesetzt:**
  • physische Gesundheit/Wohlbefinden
  • psychische Gesundheit/Wohlbefinden
  • Eigenständigkeit beziehungsweise Einschränkungsfreiheit
  • soziale Beziehungen
  • Umwelt (finanzielle Ressourcen, Freiheit und Sicherheit, Zugang zu sozialen und Gesundheitsdienstleistungen),
  • physische Umwelt (Schadstoffe, Lärm, Verkehr, Klima)
  • Wohnqualität, Zugang zu Informationen, Freizeit/Erholungsmöglichkeiten
  • Spiritualität/Lebenssinn: Religion, persönliche Überzeugungen/Weltanschauung

* Hochschule für angewandte Wissenschaft St. Gallen

** Reif M, Gesundheitsbezogene Lebensqualität und Gesundheitsdeterminanten. OÖ Gebietskrankenkasse 2012

 

Literatur:

1 Hahn A, Ströhle A, Wolters M, Ernährung, 3. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

2 Witt-Löw K, Breiter M, FRAUEN 50+. Gestalterinnen ihres Lebens. Arbeiterkammer Wien

3 Jenkin CR, Eime RM, Westerbeek H et al., Sport for Adults Aged 50+ Years: Participation Benefits and Barriers. Human Kinetics Journals 2017