Echinacea – Immunsystem stimulieren

Die Heilpflanze Sonnenhut erfreut sich großer Beliebtheit, wenn eine Infektneigung vorliegt. Gemäß Phytokodex soll die Behandlung mit Echinacea frühzeitig bei den ersten Symptomen einsetzen, denn dann entwickelt sich das Vollbild einer Erkältung seltener. Gemäß einer Metaanalyse kann Echinacea das Erkältungsrisiko um 58 % verringern.1 Bricht die Erkrankung dennoch aus, ist damit zu rechnen, dass sich die Symptome bereits nach vier Tagen bessern. Studien zeigen darüber hinaus eine Verkürzung der Erkältungsdauer um 1,4 Tage. Sollten die Symptome allerdings länger als 10 Tage anhalten, empfiehlt das HMPC* die Konsultation eines Arztes.

Unterschiedliche Zubereitungen

Beim Purpurfarbenen Sonnenhut wird sowohl das Kraut (Echinaceae purpureae herba), vorzugsweise der Saft des frischen Krauts, als auch die Wurzel (Echinaceae purpureae radix) verwendet. Beim Blassen Sonnenhut und beim Schmalblättrigen Sonnenhut werden hingegen nur die Wurzeln (Echinaceae pallidae radix, Echinaceae angustifoliae radix) arzneilich verwendet.
Die Wirkung des Sonnenhutes wird folgend am Beispiel des Presssaftes aus dem frischen, blühenden Kraut von Echinacea purpurea veranschaulicht, der zu den bekanntesten und meistgenutzten Zubereitungen zählt: Das Extrakt wirkt als unspezifisches Immunstimulans.2 Dies lässt sich nicht auf einen einzelnen Inhaltsstoff zurückführen, vielmehr zeichnet das enthaltene Vielstoffgemisch dafür verantwortlich: u. a. Polysaccharide – vor allem Heteroside aus der Gruppe der Arabinogalaktane3, 4 – und Glykoproteine sowie Alkamide und Cichoriensäure5.
Das Extrakt führt zu einer Aktivierung von Monozyten und Makrophagen, einer Steigerung der Phagozytose und einer gesteigerten Freisetzung von Zytokinen.6 Dadurch ist die Vermehrung immunkompetenter Zellen (u. a. Lymphozyten) gegeben. Außerdem wurde aufgezeigt, dass der Properdinspiegel erhöht und damit die körpereigene Abwehr in Gang gebracht wird4, 7 sowie eine örtliche Gewebswirkung stattfindet (Hemmung der Hyaluronidase, Anregung der Fibroblastenvermehrung)6.

Tipps für die Abgabe eines Arzneimittels

Generell gilt, dass der Sonnenhut als Fertigarzneimittel in der jeweils empfohlenen Dosierung angewendet werden soll. Von der Bereitung eines Teeaufgusses ist abzuraten. Vorsicht ist auf Grund des allergenen Potenzials geboten. Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) ist die Einnahme von Echinacea-Zubereitungen kontraindiziert, Allergikern wird von der Anwendung generell abgeraten (Kreuzallergien!).
Auf Grund des immunstimulierenden Effekts sollen Patienten mit schweren systemischen Erkrankungen, Autoimmun- und Immunschwächeerkrankungen sowie immunsupprimierte Patienten Echinacea nicht anwenden. Für die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Stillende Mütter dürfen zur Brustpflege jedenfalls keine Echinacea-Salbe verwenden.

 

Kraut des Purpurfarbenen Sonnenhutes (Echinaceae purpureae herba)

Hauptkomponenten:
Polysaccharide, Glykoproteine, Kaffeesäurederivate, Alkamide, Polyacetylene und ätherisches Öl

Indikation:
HMPC*: die innerliche kurzzeitige Prophylaxe und Behandlung von Erkältungskrankheiten wird als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“****, Vollzulassung*****) eingestuft.

ESCOP** und Kommission E***: innerlich zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte, u. a. im Bereich der Atemwege

 

Wurzel des Purpurfarbenen Sonnenhutes (Echinaceae purpureae radix)

Hauptkomponenten:
Polysaccharide, Glykoproteine, Kaffeesäurederivate, Alkamide, Polyacetylene und ätherisches Öl

Indikation:
HMPC*: traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung von banalen Erkältungskrankheiten

ESCOP**: innerlich zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte, u. a. im Bereich der Atemwege

 

Wurzel des Blassen Sonnenhutes (Echinaceae pallidae radix)

Hauptkomponenten:
Polysaccharide, Kaffeesäurederivate, Ketoalkene und Ketoalkine sowie ätherisches Öl

Indikation:
HMPC*: traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung von banalen Erkältungskrankheiten

ESCOP**: Zur unterstützenden Therapie und Prophylaxe wiederkehrender Infekte der oberen Atemwege

Kommission E***: zur unterstützenden Therapie grippeartiger Infekte

 

Wurzel des Schmalblättrigen Sonnenhutes (Echinaceae angustifoliae radix)

Hauptkomponenten:
Alkamide, Polysaccharide, Kaffeesäurederivate und ätherisches Öl

Indikation:
HMPC*: traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur unterstützenden Behandlung von banalen Erkältungskrankheiten

 

Literatur:

1 Shah SA et al., Lancet Infect Dis 2007, Vol.7, 473–80

2 Bauer R, Dtsch Apoth Z 1994; 134:18–27

3 Blascheck W et al., Z Phytother 1968:19:255–262

4 Reissmann G, Folia haematol 1966:85:125–131

5 Bauer R, Z Phytother 1997:18:270–276

6 Bauer R, Wagner H: Echinacea, Handbuch für Ärzte, Apotheker und andere Naturwissenschaftler. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 1990

7 Boll I, Granulozytopoese: Morphologie, Physiologie, Kinetik und Funktion. In Schwiegk (ed): Handbuch der Inneren Medizin. Bd 2, Teil 3. Heidelberg-Berlin, Springer, 1976

 

* HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products): Gremium der europäischen Zulassungsbehörde (EMA)

** Kommission E: Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)

*** ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy)

**** „well-established use“: es sind ausreichende Studiendaten zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit der aktiven Substanz vorhanden„traditional use“: es sind ausreichende Daten zur Unbedenklichkeit und Plausibilität der Verwendung vorhanden

*****eine Vollzulassung als Arzneimittel erhalten nur jene Präparate, die einen eindeutigen Beweis der Wirksamkeit und Verträglichkeit in groß angelegten klinischen Studien nachweisen

 

Empfehlungen für die Praxis

Statement von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kubelka, Department für Pharmakognosie, Universität Wien

Echinacea ist nicht gleich Echinacea: Unterschiedliche Stammpflanzen bzw. deren frische oder getrocknete Pflanzenteile werden nach verschiedenen Verfahren zu Handelsprodukten verarbeitet, die dementsprechend eine sehr unterschiedliche chemische Zusammensetzung aufweisen. Nicht für alle Präparate aus den verschiedenen Echinacea-Arten liegen so valide Prüfergebnisse vor wie für den Presssaft aus frischen, blühenden Pflanzen von Echinacea purpurea, für den in vielen Studien gute Wirksamkeit und ausgezeichnete Verträglichkeit gezeigt wurden. Die langjährige praktische Erfahrung wird damit, aber auch durch viele Untersuchungen in vitro, welche die pleiotropen Wirkungen auf das Immunsystem zeigen, gestützt.

Für die praktische Anwendung erscheint besonders bedeutsam, dass auch für Kinder geeignete Arzneiformen zur Verfügung stehen: Saft und Lutschpastillen ab dem 4. Lebensjahr sowie Tabletten und Tropfen ab dem 12. Lebensjahr.

Wichtig: bei Neigung zu rezidivierenden Infekten rechtzeitige prophylaktische Einnahme, bei ersten Symptomen einer Erkältung oder schon eingetretenem Infekt sofortige Anwendung in entsprechender Dosierung!