Efeu – Expektorans mit Mehrwert

Erkältungskrankheiten (Common Cold) werden zu 90 % von Viren verursacht, weshalb die Behandlung meist nur symptomatisch gelingt. Insbesondere betroffen sind Säuglinge und Kinder, da ihre Abwehrkräfte noch nicht vollständig ausgebildet sind. Speziell für diese, aber auch für Erwachsene hat sich der Efeu als wirksam erwiesen. Daher sind Präparationen erhältlich, die ab dem ersten Lebensmonat in entsprechenden Dosierungen und nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt angewendet werden können. Empfohlen ist die Therapie bereits bei den ersten Signalen, wie Hustenreiz und Halskratzen sowie bei trockenem Husten. Aber auch bei folglichem sekrethaltigem Husten entfaltet der Efeu seine expektorierende Kraft. Warnsignale für einen Arztbesuch sind Atemnot, Fieber oder eitriger Auswurf bzw. das Anhalten der Symptome über eine Woche*. Auch eine gleichzeitige Anwendung von Antitussiva wie Codein oder Dextromethorphan bedarf einer ärztlichen Anweisung.*

 

Efeublätter (Hederae folium)

Hauptkomponenten:
Triterpensaponine (v. a. α-Hederin und Hederacosid C), Flavonoide (z. B. Rutosid), Phenolcarbonsäuren (u. a. Dicaffeoylchinasäure) und Sterole

Eigenschaften:
sekretolytisch, expektorierend, bronchospasmolytisch

Indikationen:
HMPC*: Die Anwendung als Expektorans bei produktivem Husten wird als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert. Efeublätter werden auch traditionell (langjährige Erfahrung) angewendet, als Expektorans bei erkältungsassoziiertem Husten.
Kommission E**: Bei Katarrhen der Luftwege bzw. zur symptomatischen Behandlung chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen
ESCOP***: Bei respiratorischen Infekten mit produktivem Husten und zähflüssigem Schleim sowie als ergänzende Therapie bei Bronchitis

 

 

Dosierungen im „well established use“:*

Erwachsene:
a) Einzeldosis (Trockenextrakt DEV 4–8:1): 15–65 mg, ein- bis zweimal täglich bis zu einer Tagesdosis von 45–105 mg (maximale Tagesdosis für ethanolhältige Zubereitungen: 67 mg).
b) Einzeldosis (Trockenextrakt DEV 6–7:1): 14–18 mg, dreimal täglich.
c) Einzeldosis (Trockenextrakt DEV 3–6:1): 33 mg, zweimal täglich
d) Einzeldosis (Fluidextrakt DEV 1:1): 100 mg, dreimal täglich.

Kinder zwischen 6 und 12 Jahre:
a) Einzeldosis (Trockenextrakt DEV 4–8:1): 11–33 mg, zwei- bis dreimal täglich bis zu einer Tagesdosis von 33–70 mg (maximale Tagesdosis für ethanolhältige Zubereitungen: 34 mg).
b) Einzeldosis (Trockenextrakt DEV 6–7:1): 9–18 mg, zwei- bis dreimal täglich bis zu einer Tagesdosis von 15–40 mg
c) Einzeldosis (Trockenextrakt DEV 3–6:1): 25 mg, zweimal täglich
d) Einzeldosis (Fluidextrakt DEV 1:1): 75 mg, dreimal täglich.

Kinder zwischen 2 und 12 Jahre:
a) Einzeldosis (Trockenextrakt DEV 4–8:1): 8–18 mg, zwei- bis dreimal täglich bis zu einer Tagesdosis von 24–36 mg (maximale Tagesdosis für ethanolhältige Zubereitungen: 24 mg).
b) Einzeldosis (Trockenextrakt DEV 6–7:1): 7–9 mg, zwei- bis dreimal täglich bis zu einer Tagesdosis von 17–27 mg
c) Einzeldosis (Trockenextrakt DEV 3–6:1): 17 mg, zweimal täglich

Hinweis:

Das HMPC gibt an, dass die Anwendung von Efeupräparaten bei Kindern unter zwei Jahren nicht indiziert ist. In Österreich besteht jedoch eine Zulassung ab dem 1. Lebensmonat für einen rezeptfreies Trockenextrakt (DEV 5–7,5:1). Angegebene Dosierung: ein- bis zweimal mal täglich 2,5 ml Saft (Fachinformation Prospan® Hustensaft; Stand: Oktober 2002).

 

Inhaltsstoffe

Je nach Autor unterscheidet man 5 bis 15 Efeuarten, die in Zentral- und Osteuropa sowie in Nordafrika beheimatet sind. Der Gattungsname Hedera stammt vermutlich vom griechischen Wort „hedra“ (das Sitzen), womit das Haften der Pflanze an Gemäuern und Bäumen zum Ausdruck gebracht wird. Das Artepitheton „helix“ (Gewundenes) beschreibt das Emporklettern des Efeus. Arzneilich verwendet werden die im Frühjahr geernteten, getrockneten Blätter. Als wirksame Inhaltsstoffe wurden Triterpensaponine (v. a. α-Hederin und Hederacosid C), Flavonoide (z. B. Rutosid), Phenolcarbonsäuren (u. a. Dicaffeoylchinasäure) und Sterole identifiziert.
Die Saponine und Phenolcarbonsäuren tragen am meisten zur spasmolytischen Wirkung des Efeuextrakts bei. Konkret zeigt α-Hederin einen indirekten Einfluss auf die Regulation von β2-Rezeptoren der Lunge wodurch sich die Ansprechbarkeit der β2-adrenergen Zellen erhöht wird. Folglich wird mehr Surfactant gebildet, das den zähen Bronchialschleim verflüssigt und eine Hustendämpfung tritt ein.1 Die sekretolytische Wirkung erfolgt über eine reflektorische Stimulation des Nervus vagus mit nachfolgende vermehrte Sekretproduktion in den Becherzellen der Bronchialschleimhaut. Als Drogenzubereitungen sind Trockenextrakte, Fluidextrakte, Tinkturen und Tees verfügbar.

Interessante Studien

Klinische Studien mit Efeublätter-Trockenextrakten belegen deutliche Verbesserungen der Lungenfunktion und des Wohlbefindens von Patienten, das sich in einer signifikant besseren Vitalkapazität, einem höheren Residualvolumen und einem niedrigeren Atemwiderstand widerspiegelt.2 Bemerkenswert ist eine retrospektive Studie zur Verträglichkeit eines Efeu-Hustensafts (DEV 5-7,5:1) mit über 52.000 Kindern. Lediglich in 0,22 % der Fälle traten unerwünschte Nebenwirkungen auf.3
Anwendung bei Bronchitis: In einer großen Postmarketing-Studie4 mit 9.657 Patienten (davon 5.181 Kinder) wurden die Verträglichkeit, Sicherheit und Wirksamkeit eines Efeu-Trockenextrakts (Sirup DEV 5–7.5:1) bei akuter und chronischer Bronchitis untersucht. Nach sieben Tagen zeigten 95 % der Patienten eine Verbesserung ihrer allgemeinen Symptomatik. Husten und Auswurf konnte in 93 % sowie Dyspnoe und Brustschmerz in 91 % der Patienten verbessert oder geheilt werden. Die Sicherheit beschreiben die Studienautoren mit einer Inzidenz von unerwünschten Nebenwirkungen von 2,1 % als „sehr gut“. In nur 1,5 % der Patienten traten gastrointestinale Beschwerden auf. Zusammenfassend erwies sich das Efeu-Trockenextrakt als effektiv und sicher in der Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit Bronchitis.

 

 

Empfehlungen für die Praxis

Statement von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kubelka, Department für Pharmakognosie, Universität Wien

Hedera – der Hustenhelfer

Efeu war schon im klassischen Altertum bekannt: Die Pflanze galt Bacchus als heilig und schmückte seine Statuen, und Efeukränze wurden als Symbol der Geselligkeit, Ausgelassenheit und Freundschaft getragen. Aber auch als Heilmittel bei den verschiedensten Krankheiten wendete man alle Teile der Pflanze bis in die Neuzeit an – mit sehr wechselndem Erfolg.

Der Einsatz von Efeu als wirksames, potentes Arzneimittel begann erst in den 1950er Jahren: Durch Extraktion der getrockneten Blätter nach standardisierten Verfahren erhielt man Produkte gleichbleibender Qualität, die in vielen Studien sehr gute Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Atemwegserkrankungen zeigten. In der Folge wurden Arzneiformen entwickelt, die eine „maßgeschneiderte“ Anwendung erlauben: flüssige, alkoholhältige Extrakte („Tropfen“), wässrige, alkoholfreie Lösungen („Säfte“), Brausetabletten, Lutschpastillen, Zäpfchen etc. Besonders wichtig erwiesen sich Studien, welche die Eignung von Efeu-Präparaten für Kinder, ja sogar für Säuglinge, belegen. Dabei wurden unerwünschte Wirkungen nach der Einnahme von Efeuzubereitungen äußerst selten beobachtet, das haben Beobachtungen an vielen tausend Kindern gezeigt.

Vorzug für Fertigpräparate

Frische Efeublätter bzw. Kontakt mit dem Blattsaft (z. B. beim Schneiden von Efeuhecken) können allergische Kontaktdermatitiden hervorrufen. Dafür werden die En-in-Substanzen Falcarinol u. ä. verantwortlich gemacht. Auch wenn gelegentlich die Frage gestellt wird, ob nicht der Efeu „vor der Haustür“ als Tee verwendet werden kann: Die Teebereitung (etwa 1 Teelöffel geschnittene Arzneidroge pro Tasse) ist kaum gebräuchlich; aus Geschmacks- und Dosierungsgründen ist beim Efeu den verschiedenen Fertigpräparaten eindeutig der Vorzug zu geben. Kombinationen mit Extrakten aus anderen Arzneidrogen (z. B. Thymian, Eibisch) erlauben eine differenzierte Anwendung bei unterschiedlichen Hustenformen.

Fazit: Efeuzubereitungen mit ihren expektorierenden, sekretolytischen und broncholytischen Wirkqualitäten sind wertvolle, unverzichtbare Helfer bei der Behandlung verschiedener Atemwegserkrankungen!

 

Literatur:

1 Runkel F, Prenner L, Häberlein H, Pharm Ztg 2005

2 Mansfeld HJ et al., Münch Med Wschr 1998; 140:26–30

3 Kraft K, Z Phytotherapie 2004; 25:179–181

4 Fazio S et al., Phytomedicine 2009; 16(1):17–24. DOI:10.1016/j.phymed.2006.05.003

* HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products): Gremium der europäischen Zulassungsbehörde (EMA)

** Kommission E: Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)

*** ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy)