Lorazepam gehört zu den langwirksamen Benzodiazepinen. Es wirkt anxiolytisch, antikonvulsiv, muskelrelaxierend, sedierend und hypnotisch.
Angewendet wird Lorazepam vor allem bei Angst- und Panikattacken. Da es ein langwirksames Benzodiazepin ist, wird es für die Kurzzeitbehandlung von Durchschlafstörungen eingesetzt. Eine wichtige Rolle spielt es in der Notfallmedizin, denn ein Status epilepticus (ein sehr lang andauernder epileptischer Anfall) kann meist durch eine i. v. Gabe von Lorazepam gestoppt werden. Weiters wird es vor operativen Eingriffen als Tranquilizer gegeben.
Lorazepam wirkt dosisabhängig: in niedriger Dosierung vor allem anxiolytisch, in hoher Dosierung muskelrelaxierend und sedierend. Bei einem Status epilepticus wird die höchste Dosierung von 4 mg i. v. angewandt.1, 2 Wird Lorazepam bei Schlafstörungen eingenommen, sollte die Einzeldosis etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Weiters ist es ratsam, diese nicht auf vollen Magen einzunehmen, da es dadurch zu einem verzögerten Wirkungseintritt und einem eventuellen Hang-over-Effekt am nächsten Tag kommen kann. Lorazepam ist zur oralen, intravenösen und intramuskulären Anwendung zugelassen.2
Lorazepam ist ein Benzodiazepin und bindet an die Alpha-Untereinheit des Gamma-Aminobuttersäure-(GABA-)Rezeptors. Dadurch kommt es zu einer verstärkten Wirkung des Neurotransmitters GABA und zur Öffnung von Chlorid-Ionenkanälen. Als Folge depolarisiert die Zellmembran, und die Signalüberleitung und Erregung der Nerven sinkt.3
Lorazepam wird in der Leber metabolisiert und hat eine hohe Bioverfügbarkeit von 90 %. Drei Stunden nach der Einnahme wird die maximale Plasmakonzentration erreicht. Die Elimination erfolgt hauptsächlich über die Nieren. Eine verzögerte Metabolisierung kann bei Patienten mit Lebererkrankungen oder bei Älteren auftreten, was zu einer längeren Wirkdauer und einem ,,Hang-over“ am nächsten Morgen führen kann. Die Sturzgefahr ist dadurch vor allem bei älteren Patienten erhöht.2
Bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen müssen Dosisanpassungen erfolgen.
Patienten mit leichter bis schwerer Nieren- oder leichter bis mittlerer Leberfunktionsstörung müssen die Therapie mit der Hälfte der empfohlenen Dosis beginnen. Danach erfolgt je nach Ansprechen auf die Therapie individuell eine Dosisanpassung. Für Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen ist Lorazepam kontraindiziert, da das Risiko einer hepatischen Enzephalopathie erhöht ist.2, 4
Lorazepam sollte nicht mit Opioiden kombiniert werden. Schläfrigkeit, Atemdepression und sogar Koma bis hin zum Tod können die Folge dieser Kombination sein. Weiters verstärken sich Benzodiazepine untereinander und sollten nicht gemeinsam eingenommen werden. Bei Patienten, die an Depressionen leiden, kann Lorazepam die Symptomatik verschlimmern.
Lorazepam ist ein Substrat von CYP3A4, daher ist bei gleichzeitiger Anwendung von CYP3A4-Inhibitoren oder -Induktoren die Dosis anzupassen. Auch der Genuss von Grapefruitsaft kann die Lorazepam-Plasmakonzentration erhöhen.
Wird Lorazepam mit L-Dopa angewandt, kann es zu dessen Wirkverlust kommen.
Nicht angewandt werden darf Lorazepam bei Patienten mit Abhängigkeitsanamnese, Myasthenia gravis, spinalen oder zerebellaren Ataxien. Weiters auch nicht in Kombination mit anderen zentral dämpfenden Pharmaka und nicht bei Patienten mit Atemfunktionsstörungen wie Schlafapnoe oder COPD.2, 5
Als sehr häufige Nebenwirkungen werden Müdigkeit und Benommenheit beschrieben. Weiters kann es zu Ataxie, Verwirrtheit, Muskelschwäche oder auch Depressionen kommen.
Lorazepam sollte nicht abrupt abgesetzt werden. Vor allem nach längeren Behandlungen kann es zu Entzugssymptomen, wie Schlafstörungen, Halluzinationen oder in schweren Fällen sogar zu epileptischen Anfällen kommen. Es wird daher empfohlen, Lorazepam auszuschleichen und die Dosis schrittweise zu reduzieren.
Weiters kann es unter der Einnahme von Lorazepam oder auch anderen Benzodiazepinen zu Amnesien oder bei bestehender Benzodiazepin-Allergie zu schweren anaphylaktischen Reaktionen kommen.2, 5
Hinweise
Literatur: