FSME: Sinkende Durchimpfungsrate ist alarmierend!

Auch wenn 2012 mit 52 Fällen nur knapp halb so viele Österreicher wie im Jahr davor wegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) im Krankenhaus behandelt werden mussten, ist absolute Vorsicht geboten, warnt Dr. Rudolf Schmitzberger, Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer. Dieser Rückgang liegt innerhalb der normalen jährlichen Schwankungsbreite von zwei bis zehn Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.
Da Zecken extrem widerstandsfähig sind, ist auch nach einem so langen und schneereichen Winter wie heuer das Risiko nicht geringer. Der letzte FSME-Fall des Vorjahrs wurde erst im Dezember registriert. Auch Personen, die sich vermeintlich wenig in freier Natur bewegen, können sich nicht sicher fühlen: Zecken lauern nicht nur im Wald, sondern auch in Gastgärten oder städtischen Parks. Wie auch im vergangenen Jahr stammte der Großteil der Fälle aus Oberösterreich, der Steiermark und Tirol. Zwei der Betroffenen, ein neunjähriges Kind in Kärnten und ein 73-jähriger Mann in der Steiermark, verstarben.

Hausarztbesuch empfehlen

„Ich appelliere daher an alle, die über ihren FSME-Impfstatus nicht Bescheid wissen, mit ihrem Hausarzt zu sprechen und im Zweifelsfall eine neuerliche Grundimmunisierung oder Auffrischung vornehmen zu lassen. Impfskeptikern sei auch in Erinnerung gerufen: es existiert keine spezifische Therapie der FSME. Die Medizin kann lediglich versuchen, Symptome zu lindern. Die Gefahr einer ‚Überimpfung‘ besteht nicht. Nach aktuellen Berechnungen hat die ‚Zeckenimpfung‘ allein zwischen 2000 und 2011 mehr als 4.000 Österreicher vor den Folgen einer FSME-Infektion bewahrt“, so Schmitzberger.
„Echte Impfkomplikationen sind extrem selten“, so Prim. Univ.-Lektor DDr. Peter Voitl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde. Nicht geimpft werden soll bei akuten, fieberhaften Erkrankungen. Allergien gegen Komponenten des Impfstoffes stellen eine relative Gegenanzeige dar.

Alter schützt nicht!

„Bei 30–40 % der Infizierten kommt es auch tatsächlich zur Erkrankung, die typischerweise in zwei Phasen verläuft. Zunächst erfolgt eine grippeähnliche Phase mit hohem Fieber, nach deren Abklingen kommt es bei fast einem Drittel der Infizierten zur zweiten Phase. Hier ist die wichtigste Verlaufsform die ‚Zeckenmeningitis‘, berichtet Voitl. „Die Zeckenmeningitis ist eine gefährliche Erkrankung, 1–2 % der Patienten sterben, 3–11 % haben bleibende Schäden wie Lähmungen, und viele Patienten haben eine lange Rekonvaleszenz mit häufigen Kopfschmerzen oder Migräneanfällen. Es gilt: Je älter der Patient, desto schwerer verläuft die Erkrankung“, betont der Experte.
„Etwa die Hälfte der Infizierten sind 50 Jahre und älter. Auch im Alter gibt es keinen körpereigenen Schutz gegen FSME!“, erinnert Schmitzberger. Ältere FSME-Patienten müssen wegen der schwächeren Konstitution und chronischer Erkrankungen wie z. B. Diabetes oder Bluthochdruck mit besonders dramatischen Folgen rechnen, deshalb gilt auch für über 60-Jährige ein Auffrischungs-Impfintervall von drei Jahren.
Wie eine GFK-Studie zeigt, ist die FSME-Durchimpfungsrate (darin sind alle Personen erfasst, die irgendwann einmal geimpft wurden) von 2011 auf 2012 allgemein um einen Prozentpunkt auf 85 % gefallen. Das ist international zwar ein guter Wert, allerdings werden hier alle Personen erfasst, die irgendwann einmal geimpft wurden, selbst wenn sie nicht vollständig grundimmunisiert wurden oder die Auffrischung verpasst haben. Zusätzlich war die Durchimpfungsrate bzw. die regelmäßige Impfung zuletzt rückläufig. Ein besonderer Rückgang ist dabei bei Kindern bis sechs Jahren zu erkennen. Das hat zur Folge, dass nur 69 % dieser Altersgruppe korrekt geimpft wurden.

Ab 7° C ist der Holzbock aktiv

„Die heimischen Zecken treten zu unterschiedlichen Zeiten auf“, berichtet der Stv. Leiter des Institutes für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, Dr. Georg Duscher. Als Erste im Frühjahr taucht die Auwaldzecke auf, die auch schon zu finden ist, wenn noch Schnee liegt. Ab Temperaturen von etwa 7° C ist auch schon der Holzbock aktiv, der als häufigster Überträger der FSME bekannt ist und der im Herbst noch eine zweite Intensivphase erlebt. 2013 liegt der Schwerpunkt der Untersuchungen auf der Durchseuchung der Zecken mit Krankheitserregern wie FSME oder Borrelien. Dazu werden schon bestehende Kooperationen mit Deutschland und Tschechien ausgeweitet. „Wir haben neue Hinweise, dass möglicherweise die Durchseuchung der Zecken vor allem bei FSME etwas höher liegen könnte, als bisher angenommen. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass Durchseuchungsraten immer statistische Zahlen sind. Die Infektionsherde sind häufig ‚Nester‘ mit hoher Durchseuchung. Einige Meter weiter weg kann es sein, dass man keinen Erreger in den Zecken findet“, so Duscher.
Wichtig sei daher die FSME-Schutzimpfung, und der Experte empfiehlt: „Die Zecke so rasch wie möglich entfernen! Das FSME-Virus wird nämlich unmittelbar nach dem Stich der Zecke übertragen. Bei Borrelien bleibt mehr Zeit, da sie sich erst umwandeln müssen, um übertragen werden zu können. Dies dauert nach derzeit vorliegenden Daten zirka zwölf Stunden.“

Vorgehen bei ungeimpften bzw. teilgeimpften Personen nach Zeckenbiss

Prim. Voitl warnt: „Für die Impfung zum Schutz gegen eine FSME-Infektion durch die gerade entfernte Zecke ist es zu spät. Eine passive Immunisierung durch Gabe von Antikörpern gegen FSME steht nicht mehr zur Verfügung (WHO 2011). Vier Wochen nach dem Stich kann die FSME-Impfung durchgeführt werden, um bei zukünftigen Zeckenstichen geschützt zu sein.
Nach nur einer Impfung geht man vor wie bei Ungeimpften, wenn der Biss der Zecke innerhalb von 14 Tagen nach der ersten Impfung erfolgt. Erfolgt er später, so wird nur die zweite Impfung gegeben. Sind schon zwei Impfungen vorhanden, so geschieht bei Zeckenbiss innerhalb von sechs Monaten nach der zweiten Impfung nichts, danach wird die dritte Impfung einfach gegeben.“

Nur Impfen schützt!

„Der einzige Schutz vor einer Infektion mit FSME ist die Impfung“, erinnert auch der Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, Mag. pharm. Max Wellan. Im Sinne der Vorsorge bieten die österreichischen Apotheken auch heuer wieder die FSME-Impfstoffe von 1. März bis 31. Juli 2013 zu einem vergünstigten Preis an. „Apotheker und niedergelassene Ärzte leisten durch ihre konsequente Aufklärung und Information große Dienste für das Gesundheitswesen. Sie sind es, die ihre Patienten vor Krankheiten schützen, die unermüdlich Vorsorge und Aufklärung betreiben und sich dafür einsetzen, dass durch gezielte Impfungen erst gar keine ‚Katastrophen‘ entstehen“, so Wellan.

 

Zeckenschutz-Impfaktion 2013
Der vergünstigte Zeckenschutz-Impfstoff ist von 1. März bis 31. Juli 2013 in Apotheken bzw. bei Hausapotheken führenden Ärzten auf Rezept erhältlich:
  • der Impfstoff für Kinder und Jugendliche zum Preis von 25,90 Euro inkl. MwSt.
  • der Impfstoff für Erwachsene zum Preis von 30,70 Euro inkl. MwSt.

 

Quelle: Informationskampagne 2013 „Gefahr durch Zeckenstiche unvermindert hoch“, 14. 3. 2013, Wien