Gedächtnisleistung im Alter erhalten

Schon ab dem 30. Lebensjahr soll es mit unseren kognitiven Funktionen bereits wieder bergab gehen, wenn man der Gehirnforschung Glauben schenkt. Viele merken in diesem Alter noch nichts davon, weil der Abbau sehr langsam erfolgt und man ständig Neues erfährt und dazulernt, das den Abbau gewissermaßen maskiert. So richtig bemerkbar wird die sinkende Gedächtnisleistung im Seniorenalter. Einer der Hauptgründe ist die zunehmende Inaktivität eines Gens, das über die Merkfähigkeit wacht und den Namen „RbAp48“ trägt. In Untersuchungen hat man festgestellt, dass eine Hemmung dieses Gens bei jungen Mäusen das Gedächtnis beeinträchtigt. Mit zunehmendem Alter wird das Gen im Hippocampus weniger oft abgelesen.1 Dieses Gen hat nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand übrigens nichts mit Alzheimer zu tun.

Einige Lebensstilfaktoren dürften einen entscheidenden Einfluss auf die Leistung des Gedächtnisses und dessen Abbau haben. Bewiesen ist ein guter Einfluss von Bewegung und Sport. Die mediterrane Kost hat Studien zufolge einen positiven Einfluss auf kognitive Funktionen. Dazu muss man aber nicht ans Mittelmeer fahren. Der regelmäßige Verzehr von Fisch sowie von Salat mit Olivenöl, drei Portionen Gemüse pro Tag, wenig rotem Fleisch und kaum Mehlspeisen ist auch in unseren Breiten praktizierbar. Außerdem ist die Versorgung mit Mikronährstoffen wichtig. Die Vitamine Biotin, Niacin, Vitamin B1, B2, B6 und B12 tragen zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei. Auch Pflanzen können helfen. Ginkgo biloba verbessert die Durchblutung der kleinen Gefäße und damit auch jene des Gehirns. Ginseng ist nicht nur ein körperliches, sondern auch ein geistiges Tonikum. Lecithin unterstützt die Gehirnfunktionen und hat sich auch bei zunehmender Vergesslichkeit bewährt. Ein Geheimtipp ist außerdem grüner Tee. Seine Inhaltsstoffe blockieren das Enzym Azetylcholinesterase (AChE), welches den für die Merkfähigkeit wichtigen Neurotransmitter Azetylcholin abbaut.2

Über Gehirntraining als Methode zur Erhaltung der Gedächtnisfunktionen wird viel geschrieben und diskutiert. Die regelmäßige geistige Herausforderung wirkt einem Abbau der Kognition sicher entgegen. Dabei sollte es sich stets auch um neue Aufgaben handeln, die man bewältigt, also Variationen beim Auflösen von Rätseln, eine neue Sprache lernen, verschiedene Gesellschafts- oder Brettspiele spielen und stets neue Sinneseindrücke sammeln und wiedergeben.

Literatur:
1 Pavlopoulos E et al., Sci Transl Med 2013, DOI: 10.1126/scitranslmed.3006373
2 University of Newcastle 2004