Impfstoffe ohne Patent?

Im weltweiten Kampf gegen das Coronavirus werden inzwischen 17 Impfstoffkandidaten an Menschen getestet. Am weitesten fortgeschritten ist ein Impfstoff, den die Universität Oxford entwickelt hat, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete. Der Impfstoff AZD1222 aus Oxford gehe nun als erster in die Phase III einer klinischen Studie. Doch die Frage, wer den Impfstoff zuerst erhalten soll, spaltet derzeit die Welt. Die USA, Großbritannien, die EU und China versuchen sich über Verträge, Forschungsförderungen oder Beteiligungen an Unternehmen, Liefermengen zu sichern. Gerade bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen COVID-19 sei ein gemeinsames europäisches Vorgehen von großer Bedeutung, sagt auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Es würden bereits Gespräche mit der Industrie laufen, damit später der Zugang zu dem Impfstoff, der noch zu entwickeln ist, auch gewährleistet sei, sagt er. Und er lässt aufhorchen: „Die Patentfreistellung eines Coronaimpfstoffes wäre sicher die beste Lösung.“

 

 

Apotheker drängen auf Impfung

Noch keine endgültige Meinung habe er sich bei der Frage gebildet, ob künftig auch Apotheken impfen können sollen. „Das war bisher noch nicht das zentrale Thema, das wir in Gesprächen mit den Apothekern diskutiert haben“, sagt er im Apotheker Krone-Interview. Die Apothekerkammer pocht weiterhin darauf, dass Impfen in Apotheken ermöglicht werden soll. Dadurch soll die Durchimpfungsrate steigen. Die Politik habe „völlig richtig erkannt, dass der Zugang zum Impfen vervielfacht und vereinfacht werden muss“, sagt Mag. pharm. Dr. Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer, und spielt damit auf Überlegungen der Gesundheitslandesräte an, das Impfsystem zu Gunsten der Apotheken ändern zu lassen. Aus Regierungskreisen hört man allerdings, dass das Thema nicht vorrangig ist und auch die ÖVP bei einer Lockerung auf der Bremse steht.

E-Impfpass soll rasch kommen

Die Regierung will stattdessen den elektronischen Impfpass vorantreiben. Ab Herbst soll ein Pilotprojekt in ganz Österreich starten. Die rechtlichen Grundlagen dafür schafft eine Novelle zum Gesundheitstelematikgesetz, die nun fixiert wurde. Nach der erforderlichen Notifikation durch die EU soll das Gesundheitstelematikgesetz im Herbst beschlossen werden und anschließend in die erste Pilotphase gehen. Ziel sei es, eine weitere Verbesserung des Ausbruchs- und Krisenmanagements zu erreichen, sagt Anschober. Das Pilotprojekt soll bis Herbst 2021 schrittweise bis zur Endversion ausgebaut werden. „In einem weiteren Schritt soll ein zentrales Impfregister unter strengsten Auflagen des Datenschutzes geschaffen werden, dass eine schnellere Verfügbarkeit von Impfinformationen schafft.“ Für Kritik unter Apothekern sorgt allerdings, dass nur Ärzte Einblick in das Register bekommen sollen.

Grippeimpfstoff könnte knapp werden

Die Regierung will insgesamt versuchen, die Durchimpfungsrate bei Influenza im Herbst zu erhöhen, um so das Gesundheitswesen präventiv vor einer zweiten Coronawelle entlasten zu können. Das Problem dabei: Aufgrund der langen Produktionszeit wird der Impfstoff jeweils ein Jahr im Voraus bestellt, und das war für den heurigen Herbst eben im Vorjahr. Anschober: „Das kann man nicht mehr vollends korrigieren, zumal andere Staaten nun auch eine Erhöhung wollen.“ Man habe in Einzelverhandlungen mit den Produzenten eine Erhöhung von 20 bis 30 % erreicht. Zudem werde man erstmals die Grippeimpfung ins Kinderimpfprogramm aufnehmen. „Hier haben wir zusätzliche 200.000 Dosen bestellt“, sagt der Minister.