Influenza, grippaler Infekt oder RSV?

Halsschmerzen, Fieber, Husten und Schnupfen – auch wenn die Symptome oft relativ ähnlich sind, ist die Diagnose dennoch nicht automatisch dieselbe.
Eines haben Grippe, grippaler Infekt und RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) jedoch gemeinsam: Es handelt sich um Viruserkrankungen, wodurch Antibiotika nicht indiziert sind. Erst nach Auftreten von etwaigen bakteriellen Sekundärinfektionen, wie zum Beispiel Mittelohrentzündung, wird deren Einsatz nötig. Die Therapie der drei viral bedingten Erkrankungen richtet sich in erster Linie nach der vorherrschenden Symptomatik und ist zum überwiegenden Teil im OTC-Bereich angesiedelt, wodurch die Beratung in der Apotheke einen hohen Stellenwert hat.

Influenza

Auch wenn in Österreich Symptome wie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen gemeinhin unter dem Begriff „Grippe“ zusammengefasst werden, so wird nur die „echte Grippe“, die Influenza, von Influenzaviren ausgelöst. Diese gehören zur Gruppe der Orthomyxoviren (RNA-Viren) und werden in Influenza-A-Viren, -B-Viren und -C-Viren eingeteilt. Das Influenza-A-Virus besteht aus 8 Segmenten und weist eine sehr hohe Mutationsfähigkeit auf. Die Untergruppen des Virus werden nach den Oberflächenantigenen H (Hämagglutinin) und N (Neuraminidase) eingeteilt, zum Beispiel Influenza-A-H5N1-Virus. Viren der B-Gruppe mutieren weniger häufig und sorgen in der Regel für weniger schwere Krankheitsverläufe, sie werden nach ihren beiden Stammlinien kategorisiert: B/Yamagata und B/Victoria. Der C-Stamm spielt bei Infektionen im Menschen nur eine untergeordnete Rolle mit sehr milden Verläufen. Influenza wird hauptsächlich durch feine Tröpfchen übertragen, die beim Husten und Niesen ausgestoßen und in der Luft verteilt werden. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel zwischen 1 und 4 Tagen, die ersten Symptome treten nach durchschnittlich 48 Stunden auf. Im Vergleich zu einer Erkältung setzen die Symptome plötzlich und heftig ein, wobei (hohes) Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und Ermattung in der Anfangsphase dominieren. Erst im späteren Verlauf treten Husten, Schnupfen und Halsschmerzen auf. Besonders bei polymorbiden Patient:innen, Kindern, Schwangeren und Personen mit Vorerkrankungen im Bereich der Atemwege können teilweise schwere Komplikationen wie Pneumonien oder seltener Myokarditis oder Enzephalitis hinzukommen. Durch die saisonale Impfung kann eine Ansteckung verhindert oder zumindest ein schwerer Verlauf abgewendet werden. Zur medikamentösen Therapie stehen die Neuraminidasehemmer Oseltamivir und Zanamivir zur Verfügung, die die Virusfreisetzung und -vermehrung hemmen. Die erste Einnahme sollte allerdings innerhalb der ersten 48 Stunden nach Symptombeginn erfolgen. Abgesehen davon stehen NSAR wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Mefenaminsäure und Naproxen sowie Paracetamol zur Senkung des Fiebers und gegen die vor allem anfänglich vorherrschenden Kopf- und Gliederschmerzen zur Verfügung. Bei nichtausreichender fiebersenkender Wirkung der genannten Substanzen kommt Metamizol zum Einsatz.

Grippaler Infekt

Im Gegensatz zur Grippe wird ein grippaler Infekt (Erkältung) nicht von Influenzaviren, sondern vorrangig von Rhinoviren, aber auch von Parainfluenza-, Corona-, Adeno- oder Enteroviren ausgelöst. Auch wenn im Wort „Erkältung“ Kälte steckt, hat diese Theorien zufolge wahrscheinlich nur bedingt mit der Entstehung der Infektionskrankheit zu tun. Durch eingeatmete kalte Luft ziehen sich die Blutgefäße der oberen Atemwege zusammen, woraufhin die Durchblutung der Schleimhäute abnimmt und weniger Immunglobuline und Antikörper an die entsprechenden Stellen gelangen. Das Eindringen von Krankheitserregern ist somit leichter möglich. Ebenso wie die Influenza wird der grippale Infekt über Aerosole verbreitet bzw. über das Sekret infizierter Personen. Zu den möglichen Symptomen zählen Halskratzen, -schmerzen und Heiserkeit, (Erkältungs-)Schnupfen mit rinnender und später verstopfter Nase, Husten, Kopfschmerzen und erhöhte Temperatur. Die Dauer der Erkältung liegt bei 7 bis 10 Tagen, sofern keine Komplikationen wie Bronchitis, Pneumonie, Neben- und Stirnhöhlenentzündung oder Mittelohrentzündung hinzukommen. Die Therapie richtet sich hier ebenfalls nach der Symptomatik, dem Allgemeinzustand der Patient:innen und der etwaigen Dauermedikation. Besonders zu achten ist auf das Interaktionspotenzial von systemisch wirkenden Arzneistoffen, wie zum Beispiel Pseudoephedrin und Antihypertonika. Bei Schnupfen eignen sich abschwellende Nasensprays und iso- bzw. hypertone Kochsalzlösungen und -spülungen zur Befeuchtung der Nasenschleimhaut. Laut aktuell gültiger S3-Leitlinie „Akuter und chronischer Husten“ wird Phytopharmaka der Vorzug in der Therapie des Reizhustens gegenüber synthetischen Arzneistoffen wie Codein und Dextromethorphan gegeben. Demulzenzien wie Eibisch, Süßholz und Isländisches Moos bilden einen Schutzfilm auf der Schleimhaut der oberen Atemwege und verhindern so ein Ansprechen der Hustenrezeptoren auf weitere Reize. Expektoranzien wie Thymian, Primel, Königskerze und Efeu werden vorzugsweise tagsüber eingesetzt, um zähes Sekret aus den Bronchien zu lösen.

Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV)

RS-Viren zählen zu den Pneumoviren und sind für teilweise schwere Infektionen der oberen Atemwege vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern sowie bei älteren Personen speziell mit Vorerkrankungen verantwortlich. Die Übertragung erfolgt ebenso über Tröpfchen und kontaminierte Gegenstände und Körperteile (Hände, Lip-pen …). Die Inkubationszeit kann bis zu einer Woche betragen, wobei auch symptomlose Personen das Virus übertragen können. Das Virus dringt in die Epithelzellen des Flimmerepithels ein, vermehrt sich dort und schädigt Zellen und Gewebe. Die vorherrschenden Symptome ähneln denen der Erkältung, wobei das RS-Virus auch die unteren Atemwege befallen kann. Dort entsteht in der Folge eine Pneumonie oder eine Bronchiolitis mit Sauerstoffmangel, Zyanose und Atemnot, die im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. RSV-Erkrankungen haben mitunter die höchste Hospitalisierungsrate. Die meisten Kinder haben ab dem 3./4. Lebensjahr bereits eine Infektion – meist mit milderem Verlauf – durchgemacht, wobei Reinfektionen nicht ausgeschlossen sind, vor allem wenn das Immunsystem geschwächt ist. Die Therapie richtet sich auch hier nach der Symptomatik und ist mit der Erkältung vergleichbar. Seit dem Sommer 2023 sind zwei Impfstoffe zur aktiven Immunisierung gegen RSV in Österreich zugelassen.