Management der Hypercholesterinämie

Der Cholesterinverzehr in Österreich ist zu hoch. Dies hat der letzte Österreichische Ernährungsbericht 2017 gezeigt. Demnach nimmt die Hälfte der für den Ernährungsbericht untersuchten Personen mehr als die täglich maximal empfohlene Menge von 300 g auf. Das Fettsäuremuster in der heimischen Kost ist laut den Autoren insgesamt als ungünstig zu bewerten.1

Cholesterin erfüllt im Körper wichtige Funktionen: Es wird zur Bildung von ­Hormonen und Gallensäuren sowie zur Synthese von Vitamin D benötigt. Auch Nervengewebe, Fetttransport und Zellmembranen sind auf das ausreichende Vorhandensein angewiesen.2 Ein hoher Cholesterinspiegel gilt jedoch als bedeutender atherosklerotischer Risikofaktor, wie große Beobachtungsstudien wie die Framingham-Herz-Studie und die Seven Countries Study zeigten. Ab einer Serumcholesterinkonzentration von 200 mg/dl steigt das Risiko für koronarsklerotische Ereignisse linear an. Oxidierte LDL-Lipoproteine sind treibende Kraft der Atherogenese, besonders in Verbindung mit niedrigen HDL-Cholesterinwerten. Eine Senkung des Cholesterinspiegels kann das Fortschreiten atherosklerotischer Veränderungen vermindern und in einigen Fällen sogar zu einer Regression von Plaques führen.3

Zu den cholesterinreichen Lebensmitteln zählen Innereien, Speck (62 mg/100 g), Schlagobers (84 mg/100 g), fettreiche Fleischwaren und fettreiche Käsesorten. Eier sind aufgrund des Dotters sehr cholesterinreich (396 mg/100 g).2 Gesättigte Fettsäuren haben einen starken Effekt auf das LDL-Cholesterin (LDL-C). Je 1 % mehr Energiezufuhr steigt LDL-C um 0,8–1,6 mg/dl. Eine erhöhte Zufuhr von ungesättigten Fetten, gewonnen aus Sonnenblumen, Raps und Oliven, führt zu einer Reduktion von 0,26 bis 0,4 mg/dl.4 Der Austausch tierischer Fette gegen hochwertige pflanzliche Fette stellt eine sinnvolle Maßnahmen im Rahmen einer nichtmedikamentösen Cholesterinsenkung dar. Die Österreichische Athero­sklerosegesellschaft rät in ihren Empfehlungen zur natürlichen Senkung von Cholesterin, regelmäßig ungesalzene und ungeröstete Nüsse zu essen. Auch eine Ernährungsweise, wie sie in mediterranen Ländern praktiziert wird, kann helfen, das Lipidprofil zu verbessern.

Änderungen im Ess- und Trinkalltag sind bei einem erhöhten Cholesterinwert somit notwendig und sollten auch langfristig beibehalten werden.3 Vermehrte körperliche Bewegung bewirkt eine geringe Senkung des LDL-C-Wertes bei gleichzeitiger Steigerung der HDL-Werte (4 mg/dl bei minus 10 kg Körpergewicht).4

Ein Drittel Hyperresponder

Zu berücksichtigen ist jedoch auch der limitierte Einfluss des Nahrungscholesterins auf die Gesamtcholesterinkonzentration im Körper. Schätzungen gehen davon aus, dass rund ein Drittel der Bevölkerung eine erhöhte Cholesterinsensitivität hat. Diese Gruppe wird als Hyperresponder bezeichnet und reagiert schon bei moderater Zufuhr mit einer Erhöhung der Cholesterinwerte. Zwei Drittel der Bevölkerung reagieren jedoch unempfindlich auf die exogene Zufuhr. Nur bei sehr ­hoher alimentärer Zufuhr kommt es zur Erhöhung der Werte. Die Aufnahme ist aber auch bei diesem Kollektiv von Bedeutung, wie Untersuchungen an der Arteria carotis dokumentierten.3

Roter Hefereis, Berberin und Co.

Für die Senkung des Cholesterins stehen rezeptfreie Optionen zur Verfügung, für die es vielversprechende Ergebnisse aus Studien gibt. Eine Reihe von Untersuchungen zeigen, dass roter Hefereis (Rotschimmelreis) das LDL-Cholesterin und das Gesamtcholesterin senkt. Damit kann Rotschimmelreis beim Management von Dyslipidämien helfen.6 Roter Reis ist ein Fermentationsprodukt des auf dem Reis wachsenden Hefepilzes Monascus purpureus. Bei der Fermentation entsteht auf natürliche Weise Monacolin K (Lovastatin). Die Absorptionbeträgt 31 %. Die Wirkung beruht auf der Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase in einem frühen Schritt der Cholesterin-Biosynthese in der Leber.7

Weitere Optionen sind Berberin, Hafer-Beta-Glukane, Pflanzensterine und -sterole sowie Ballaststoffe. Berberin ist ein Alkaloid aus der Gruppe der Isochinolinalkaloide, das aus der Rinde von Berberis aristata (Berberitze) gewonnen wird. Die Substanz steigert die LDL-Rezeptor-Expression in Leberzellen auf mRNA-Ebene. Als Folge davon kommt es zur verbesserten Aufnahme von Cholesterin aus dem Plasma in die Leberzelle.5

Eine andere Substanzgruppe sind Beta-Glukane aus Getreide. Hafer-Beta-Glukan reduziert nachweislich den Cholesteringehalt im Blut. Drei Gramm pro Tag sind dafür laut einer EU-Verordnung erforderlich. Ein hoher Anteil an Beta-Glukan bindet Gallensäure im Darm und aktiviert die Bildung neuer Gallensäure aus Cholesterin in der Leber.
Pflanzliche Phytosterine können den Cholesterinspiegel senken, indem sie die Cholesterinabsorption reduzieren.2 Die Struktur der Pflanzensterole ist jener des Cholesterins sehr ähnlich, daher konkurrieren sie mit Nahrungs- und endogen produziertem Cholesterin im Darm um die Resorption.5

Ballaststoffe, vor allem lösliche Ballaststoffe, können den LDL-Cholesterinspiegel senken. Hafer und verschiedene Obstsorten wie Äpfel liefern ebenso wie die Guarbohne ausreichend Faserstoffe dieser Form, die sich über verschiedene Mechanismen als kardioprotektiv erwiesen haben.3 Eine Rolle können auch Omega-3-Fettsäuren spielen. Sie senken hepatisch die Aktivität der HMG-CoA-Reduktase und führen zu einer Erhöhung des HDL-Cholesterins.3