Metabolisches Syndrom: Ansatzpunkt Darmmikrobiom

Entsprechend der NCEP-ATP-III-Definition (National Cholesterol Education Program [NCEP] Adult Treatment Panel III) müssen für die Diagnose eines metabolischen Syndroms (MetS) mindestens drei der folgenden Kriterien erfüllt sein:1, 2

  • abdominelle Adipositas (Taillenumfang Frauen ≥ 88 cm, Taillenumfang Männer ≥ 102 cm, Werte der European Cardiovascular Societies)
  • vermindertes HDL-Cholesterin (≤ 50 mg/dl bei Frauen, ≤ 40 mg/dl bei Männern)
  • erhöhte Triglyzeride: ≥ 150 mg/dl
  • Hypertonie
  • erhöhte Nüchternglukose: ≥ 100 mg/dl

Therapieziele des metabolischen Syndroms sind eine Gewichtssenkung von 5–10 % mit langfristiger Stabilisierung, eine Verbesserung der adipositasassoziierten Risikofaktoren, eine Anpassung des Lebensstils, eine Stärkung der Selbstmanagementfähigkeit und die Prävention von Arbeitsunfähigkeit.3

Ein wesentlicher Ansatzpunkt scheint auch das Darmmikrobiom zu sein. „Das Mikrobiom von Menschen mit Adipositas, metabolischem Syndrom und Diabetes unterscheidet sich vom Mikrobiom schlanker, gesunder Kontrollpersonen“, sagt Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner von der Medizinischen Universität Graz. „Typische Veränderungen sind eine verringerte Diversität, ein Mangel an Kommensalen – zum Beispiel Akkermansia muciniphila, Faecalibacterium prausnitzii – und ein vermehrtes Vorkommen potenziell pathogener Keime, zum Beispiel Desulfovibrio.“ Diese Veränderungen können laut Stadlbauer-Köllner Folgen einer Fehlernährung mit zu viel Fett und Zucker sein, gleichzeitig gebe es aber auch Hinweise, dass genetische Faktoren über die Beeinflussung des Darmimmunsystems (IgA-Produktion) die Mikrobiomzusammensetzung beeinflussen und dieses gestörte Mikrobiom dann beispielsweise die Fettaufnahme erhöhen könne.

Die Modulation inflammatorischer Signalwege scheint eine Rolle im Zusammenhang Mikrobiom-MetS zu spielen. Dabei kommt probiotischen Bakterien eine wichtige Rolle zu, wie Stadlbauer-Köllner erklärt: „Probiotika können die Darmbarriere verbessern, zum Beispiel über die Regulation der Tight Junctions. Sie beeinflussen das Darmimmunsystem, zum Beispiel über die IgA-Produktion, und wirken sich durch die Produktion antibakterieller Substanzen, zum Beispiel der alkalischen Phosphatase und Bacteriocinen, positiv auf das Darmmikrobiom aus. Dadurch kann die Translokation bakterieller Produkte wie Endotoxinen und damit die Inflammationsreaktion verringert werden. Probiotika können beim metabolischen Syndrom Marker des Glukose- und Fettstoffwechsels, aber auch Inflammationsmarker verbessern.“

 

Literatur:

1 Hahn S, Das metabolische Syndrom. Ernährungs Umschau 4/2009

2 Huang PL, A comprehensive definition for metabolic syndrome. Dis Model Mech. 2009 May–Jun; 2(5–6): 231–237

3 Hahn A, Ströhle A, Wolters M, Ernährung, 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016