Phytotherapeutika bei Husten einsetzen

Sowohl ein trockener Husten als auch eine Bronchitis mit Auswurf sind für die Betroffenen lästig und anstrengend. In der Regel ist die akute Bronchitis viral bedingt. Sie sollte möglichst frühzeitig behandelt werden – das gilt für den trockenen Husten ebenso wie für den produktiven. Sehr beliebt in der Bevölkerung und auch wissenschaftlich gut erforscht ist die Therapie mit Pflanzen. In einigen Fällen reicht sogar die alleinige Gabe eines Phytopharmakons aus, um die Beschwerden zu lindern. Zur Verfügung stehen Tees, Fertigpräparate in flüssiger Form als Saft, Sirup und Frischpflanzenauszug sowie Tabletten, Dragees und ätherische Öle für die Inhalation.

Bei trockenem Husten kommen Schleimstoffdrogen zum Einsatz. Sie zeichnen sich durch reizlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften aus. Zusätzlich erwünscht sind auch bronchospasmolytische Eigenschaften und – um eine bakterielle Superinfektion zu verhindern – antibakterielle Wirkungen.

Eine bedeutende Schleimdroge ist der Eibisch. „Die Inhaltsstoffe der Wurzel überziehen das Epithel mit einer Schleimschicht und mindern den Reiz. Hauptverantwortlich dafür sind Polysaccharide. Sie dringen in die Epithelzellen ein und erhöhen dann auch deren Aktivität. Das macht die Zellen insgesamt widerstandsfähiger. Außerdem sind damit positive Effekte auf das Flimmerepithel verbunden“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kubelka vom Department für Pharmakognosie der Universität Wien. Bei Schleimdrogen wurde früher generell ein Mazerat (Extraktion mit Wasser bei Zimmertemperatur) empfohlen, weil man von einer Spaltung der Polysaccharide bei der Heißextraktion ausging. „Mittlerweile haben Untersuchungen aber gezeigt, dass es bei der Infus-Bereitung zu keiner Spaltung kommt“, sagt Kubelka, „bei Radix Althaeae bringt allerdings die Kaltextraktion höhere Schleimausbeuten, daher ist bei Eibischwurzel als Monodroge das Mazerat vorzuziehen“. Bei Teegemischen, die neben anderen Arzneidrogen auch Schleimdrogen enthalten, kann ohne weiteres ein Infus in üblicher Weise hergestellt werden.

Eine weitere interessante Pflanze bei Bronchitis ist die Flechte Isländisches Moos – Lichen islandicus. Sie ist als Teedroge und in Pastillenform beliebt und lindert den Reiz in den Atemwegen. „Bei Verwendung als Einzeldroge für einen Tee empfiehlt sich ein Kaltauszug, weil dieser zu einem geringeren Gehalt an Bitterstoffen führt“, so Kubelka. Weitere bewährte Schleimstoffdrogen sind Lindenblüten, Malvenblätter und Spitzwegerich.

Die zweite große Gruppe der Phytopharmaka bei Husten ist jene der Expektoranzien. Eine dieser Pflanzen ist der Thymian, der sich durch sein ätherisches Öl mit Thymol und Carvacrol auszeichnet. Das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) der EMA beschreibt in der Monografie für Thymiankraut und Thymianöl den traditional use als Expektorans bei erkältungsbedingtem Husten. ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) empfiehlt die Anwendung innerlich bei Katarrhen der oberen Luftwege, Bronchialkatarrh und unterstützend bei Keuchhusten.* Thymian wird einzeln oder in Kombination mit anderen Pflanzen eingesetzt. Eine bewährte Kombination ist jene mit Efeu. „Diese Pflanze hat in Studien mit insgesamt etwa 60.000 Patienten ihre Wirkung als Expektorans bei Kindern und Erwachsenen unter Beweis gestellt“, so Kubelka. Prüfkriterien waren dabei Lungenfunktionsparameter wie die Vitalkapazität, forcierte Vitalkapazität, Hustenfrequenz und Sputumproduktion. Die eingesetzten Extrakte verbesserten diese Kenngrößen signifikant. Das HMPC hat in seiner Monografie Efeu zu einem well-established use als Expektorans bei produktivem Husten beschrieben.* „Verantwortlich für die Wirkungen sind neben Flavonoiden und Phenolcarbonsäuren die Efeu- Saponine. Ihr Wirkmechanismus ist in vitro gezeigt worden“, sagt Kubelka.

Auch Thymian und Primel werden erfolgreich kombiniert. Saponine aus der Primel-Wurzel senken durch Reduktion der Oberflächenspannung die Viskosität. Dadurch wird das Bronchialsekret flüssiger und kann besser abgehustet werden. Die Saponine erhöhen auch die mukoziliäre Aktivität. Das HMPC hat in der Monografie zu dieser Pflanze die Anwendung als Expektorans bei erkältungsbedingtem Husten beschrieben. ESCOP sieht die Anwendung bei produktivem Husten, Katarrhen der oberen Luftwege und chronischer Bronchitis.* Zu den Saponindrogen kann man auch Süßholz mit seinem süßen Geschmack zählen, das in einigen Hustenteemischungen enthalten ist. Generell wird empfohlen, Hustentees gesüßt zu trinken (empfohlen wird auch Honig), weil dadurch die Bronchialsekretion gesteigert werden soll. Interessant sind auch Senfölglykoside aus Kren und Kapuzinerkresse. Allerdings gibt es dazu noch keine Hustenpräparate in Österreich.

Ein wirksames Expektorans ist auch das Öl des Speik-Lavendels (Lavandula latifolia, Breitblättriger Lavendel). Es hat auch entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften. „Verantwortlich dafür ist das Zusammenwirken der drei Hauptkomponenten Cineol, Campher und Linalool, was zu einer raschen Besserung der Symptomatik und einer Verkürzung des Krankheitsverlaufes führt“, verweist Kubelka auf die positiven Wirkungen.

Bei Husten ist auch die Applikationsform der Inhalation empfohlen. Kubelka rät allgemein dazu, dabei die Konzentration ätherischer Öle gering zu halten, „da es sonst zur Schädigung des Flimmerepithels kommen kann“. Außerdem sollte die Temperatur nicht zu hoch und die Anwendung bei Kindern mit großer Vorsicht erfolgen. Welche Pflanzen und Pflanzeninhaltsstoffe kann man bei Husten zur Inhalation einsetzen? Kubelka: „Die Kamille kann ebenso verwendet werden wie Thymian, Pfefferminze, Anis, Koniferenöle (z. B. Latschenkieferöl) und Eukalyptus.“

 

Literatur:

* Blaschek W, Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

 

Winterzeit: Achtung bei chronischer Bronchitis!
Hauptgrund für eine chronische Bronchitis ist das Zigarettenrauchen. Im Winter haben die Betroffenen verstärkt Probleme. Das liegt daran, dass die Kälte die Schleimhäute reizt und es zu einer Minderdurchblutung kommt. Durch die leichte Abkühlung des Organismus setzen sich Rhinoviren und Co. leichter in den Atemwegen fest. Sind diese bereits vorgeschädigt, wie das bei der chronischen Bronchitis der Fall ist, dann bietet sich den Viren gleichsam ein offenes Fenster.