Refluxkrankheit: Symptome, Auslöser, Linderung

Die Abkürzung GERD bezeichnet die gastroösophageale Refluxkrankheit („gastroesophageal reflux disease“), die definitionsgemäß mindestens einmal pro Woche zu Beschwerden durch Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre und den damit verbundenen unangenehmen Symptomen sowie Läsionen führt. Sie gilt mit einer 10–30%igen Prävalenz weltweit als die häufigste magensäureassoziierte Erkrankung.

Diese 4 Buchstaben stehen als Überbegriff für die erosive Refluxösophagitis verschiedener Schweregrade (ERD): die nichterosive Refluxkrankheit (NERD), den hypersensitiven Ösophagus, extraösophageale Manifestationen, weitere Komplikationen der GERD, funktionelle Refluxbeschwerden und den Barrett-Ösophagus.

Während bei der ERD die Beschwerden vor allem durch die Magensäure verursacht wird und bereits Schleimhautläsionen (Erosionen, Ulzera) endoskopisch nachweisbar sind, ist dies bei der NERD keineswegs der Fall, hier spielen jedoch andere Faktoren, wie beispielsweise Gallensäuren, eine Rolle.

Typische Symptome wie Sodbrennen, das meist ein hinter dem Brustbein aufsteigendes Brennen mit Schmerzen verursacht, Regurgitationen sowie saures Aufstoßen führen die Liste der durch GERD verursachten Beschwerden an. Husten, Asthma, laryngeale Anzeichen wie Heiserkeit, Stimmprobleme oder Globusgefühl sowie dentale Erosionen sind weitere klassische pathophysiologische Merkmale. Auch Oberbauchschmerzen, die eher an einen Reizmagen beziehungsweise Ulkus denken lassen, oder Schlafstörungen können durch Reflux bedingt sein und sollten tunlichst abgeklärt werden.

Das Krankheitsbild kann weiters von bestimmten Arzneistoffgruppen verursacht oder verstärkt werden, die in der Anamnese berücksichtigt werden müssen. Dazu zählen: Kalziumantagonisten, Nitropräparate, Theophylline, Beta-Agonisten, Benzodiazepine, pfefferminzhaltige Präparate sowie Arzneimittel zur postmenopausalen Hormonersatztherapie. Weiters können Acetylsalicylsäure, NSAR, Bisphosphonate, Doxycyclin, Eisensulfat und Ascorbinsäure eine toxische Ösophagitis provozieren.

Ebenso kann eine Gravidität bei etwa 40–80 % aller Frauen für gastrointestinale Komplikationen, insbesondere GERD, verantwortlich sein. Die Erkrankung kann zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft auftreten und reicht von gelegentlichen, tolerablen Refluxbeschwerden bis hin zu gravierenden Läsionen der Speiseröhre.

Eine Selbstmedikation kann erfolgen, sofern keine Alarmsymptome wie

  • Schluckbeschwerden (mit oder ohne Begleitung von Schmerzen),
  • Hinweise auf gastrointestinale Blutungen,
  • Fieber,
  • starke, kolikartige Schmerzen,
  • Grunderkrankungen wie Diabetes oder koronare Herzkrankheit
  • oder Hinweise auf eine Hiatushernie vorliegen.

Antazida, Alginate und Tamarindensamen

Antazida neutralisieren als rezeptfreie – zum Teil kombinierte – basische Aluminium-, Kalzium- und Magnesiumverbindungen die Magensäure im Magensaft und führen binnen kurzer Zeit zur Linderung der Symptome. Die Wirksamkeit wird durch ihre Neutralisationskapazität pro Dosiseinheit quantifiziert und liegt zwischen 10 und 30 mmol HCl pro Dosiseinheit. Je nach Füllungszustand hält die ­Wirkung der Antazida im Magen zwischen 30 Minuten (bei leerem Magen) und ­2–3 Stunden (bei gefülltem Magen) an. Aluminiumhaltige Präparate können durch Hemmung der Magenentleerung sowie Adsorption von Gallensäuren Obstipation als Nebenwirkung verursachen, während Verbindungen mit Magnesium – osmotisch bedingt – eher abführend wirken. Bei Niereninsuffizienz dürfen Antazida nur kurzzeitig sowie in niedriger Dosierung eingesetzt werden. Antazida verfügen über ein vielfältiges Interaktionspotenzial, da sie die Resorption vieler Arzneistoffe durch Veränderung des gastrointestinalen pH-Wertes oder durch Adsorption beeinträchtigen können. Eine zeitverzögerte Einnahme weiterer Medikamente (mindestens 2 Stunden Abstand) ist empfehlenswert. Die Bioverfügbarkeit bestimmter Arzneistoffe wie Levodopa oder Metoprolol kann jedoch mittels Antazida verbessert werden.

Alginate und die darin enthaltenen Polysaccharide, wie sie in Präparaten gegen Sodbrennen eingesetzt werden, bilden bei Kontakt mit der Magensäure eine gelartige Schutzschicht und somit eine starke Barriere gegen Reflux.
Die in manchen Produkten enthaltenen Tamarindensamen verfügen über gute mukoadhäsive Eigenschaften, wodurch die Schleimhäute vom Rachen bis zum Magen schützend ausgekleidet und Rückflusssymptome gelindert werden. Auch Kombinationen der bereits erwähnten Therapeutika sind erhältlich und verfügen über einen additiven Effekt.

Protonenpumpenhemmer sind in einer Dosierung von 20 mg pro Tablette auch ohne ärztliche Verschreibung erhältlich und können zur kurzfristigen Therapie (maximal 4 Wochen) eingesetzt werden. Unerwünschte Wirkungen wie zentralnervöse Störungen (Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel), gastrointestinale Störungen (Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Obstipation, Durchfall), Hautausschläge, reversibel erhöhte Leberenzyme, reversible Beeinträchtigungen von Seh-, Hör- und Geschmackssinn sind jedoch auch bei kurzzeitiger Einnahme nicht ausgeschlossen.

Phytotherapeutisch werden Malvenblüten sowie -blätter und die darin zwischen 5 und 10 % vorkommenden Schleimpolysaccharide in Form von Infusen zur Behandlung von Refluxsymptomen eingesetzt. Eine Anwendung über mehrere Wochen hinweg ist empfehlenswert.

Ergänzende Tipps

Als nichtmedikamentöse Maßnahmen sollten folgende Tipps von refluxgeplagten Patienten umgesetzt werden:

    • Reduktion von Übergewicht, um den Druck auf den Ösophagussphinkter zu minimieren
    • Meiden von Nahrungsmitteln, die Beschwerden hervorrufen: Schokolade, Süßspeisen, Kaffee, scharf gewürzte Speisen, Zitrusfrüchte, fettreiche Lebensmittel, kohlensäurehaltige Getränke
    • Verzicht auf spätabendliche, üppige Mahlzeiten
    • Höherstellen des Kopfendes des Bettes (beziehungsweise Verwendung eines 2. Kissens)
    • Verzicht auf Alkohol und Zigaretten
    • Reduktion von Stress und gezielter Einbau von Entspannungseinheiten im Alltag

Literatur:

  • Aktories K, Förstermann U, Hofmann FB, Starke K (Herausgeber), Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11., überarbeitete Auflage
  • S2k-Leitlinie 021/013 „Gastroösophageale Refluxkrankheit“