Schwangerschaft: Auf Vitaminhaushalt und Scheidenflora achten

In der Zeit der Schwangerschaft macht der weibliche Organismus viele Veränderungen durch. Sie erstrecken sich auf alle Zellen und Gewebe, betreffen das ­Gewicht, das Blutvolumen, den Hormonhaushalt, den Gastrointestinaltrakt und den gesamten Stoffwechsel. Die ­Gewichtszunahme beträgt bei einer dem Energiebedarf angepassten Ernährung 11 bis 16 kg. Der Anstieg ist im ersten Schwangerschaftsdrittel gering, in den anderen beiden Dritteln liegt er allerdings bei rund 500 g wöchentlich. Der Anstieg ist durch das Gewicht des Fötus, der Plazenta und des Uterus, aber auch durch die Erhöhung des Körperwassers bedingt. Letztere beträgt bis zu acht Liter, davon sechs Liter extrazellulär und zwei Liter intrazellulär. Das Blutplasmavolumen steigt zwischen der 10. und ­12. Schwangerschaftswoche an und liegt im letzten Drittel um 30-40 % über jenem einer Nichtschwangeren. Das Erythrozytenvolumen steigt um etwas mehr als 20 % an.1

Veränderungen im Hormonhaushalt verlaufen plazentabedingt. Zu ihren Syntheseprodukten zählt Proteohormone wie Choriongonadotropin (HCG, human chorionic gonadotropin), das für die Aufrechterhaltung der Gelbkörperfunktion sorgt. Weiters zählt dazu das humane plazentare Laktogen (HPL). Es erhöht den Glukosespiegel und verbessert damit die Versorgung des Fötus, fördert die Entwicklung und das Wachstum von Gewebe. Ab der 12. Woche werden auch die Steroidhormone Östrogen und Progesteron produziert, um die Entwicklung eines geburtsfähigen mütterlichen Genitals sicherzustellen. Die Östrogene bewirken außerdem ein Wachstum der Brüste und des Uterus, eine verstärkte Retention von Natrium und Wasser sowie einen Anstieg der Lipoproteine.1

Ein wesentlicher Aspekt für den Alltag der Schwangeren sind die Veränderungen im Stoffwechsel. Der Proteinstoffwechsel verläuft in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln anabol, weshalb eine Mehrzufuhr von 10 g Eiweiß pro Tag notwendig ist. Die Fettzufuhr muss nicht erhöht werden, wichtig ist aber die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren für das Wachstum des Fötus und die spätere frühkindliche Entwicklung. Bei Vitaminen kommt es zu einem deutlichen Mehrbedarf an Vitamin A (+38 %), Vitamin E (+17 %), Vitamin B1 (+20 %), Vitamin B2 (+25 %), Vitamin B6 (+58 %), Vitamin B12 (+17 %), und vor allem Folat (+50 %). Auch der Vitamin-C-Bedarf ist leicht erhöht. Im Fall von Vitamin D wird zu einer Supplementierung geraten, um die erwünschte Zufuhr zu erreichen. Der Bedarf an Kalzium ist nicht erhöht, aber ohnehin schwer zu erreichen. Der Eisenbedarf ist um 100 % höher, jener von Zink um 43 % und jener von Jod um 15 %. Außerdem ist eine adäquate Magnesiumzufuhr wichtig, weil es zwischen einem Mangel an diesem Mineralstoff und Wadenkrämpfen, Frühgeburten, Gestose und vorzeitigen Wehen einen Zusammenhang gibt.1

Die Schwangerschaft hat auch starke Auswirkungen auf das Darm-Mikrobiom. Es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen erwünschten und unerwünschten Spezies. Manche Experten gehen sogar so weit, zu sagen, dass die Darmflora von Schwangeren jener von Patienten mit dem metabolischen Syndrom ähnlich ist, also völlig aus dem Gleichgewicht. Hier ist es also wichtig, gegenzusteuern und mit probiotischen Keimen und einer ausgewogenen Ernährung die Darmflora wieder ins Lot zu bringen. Denn eine Imbalance hat auch noch andere Auswirkungen: Nur eine gesunde Darmflora sorgt auch für eine gesunde Scheidenflora. Ist das Mikrobiom des Darms beeinträchtigt, erhöht sich das Risiko für Vaginosen und Scheidenpilze. Studien zeigen es auch: Zusammensetzung und Stabilität des vaginalen Mikrobioms sind in der Schwangerschaft suboptimal.2 Gerade in der Schwangerschaft ist das Auftreten von Scheidenpilzen daher ein gehäuftes. Mit Milchsäurebakterien ist es aber möglich, das Scheidenmilieu zu stabilisieren und anzusäuern, damit sich die Pilze wie auch andere Bakterien nicht so einfach vermehren können.

 

Literatur:

1 Hahn A et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

2 Romero R et al., Microbiome. 2014