Trockene Nase?

Hauptsächlich durch Infekte, Luft­trockenheit oder Schadstoffe verursacht, können auch Hitze oder Kälte, das Arbeiten in Reinraumbedingungen oder in staubiger Umgebung, Tabakrauch, zu geringe Flüs­sigkeitsaufnahme, mechanische Reizun­gen, hormonelle Umstellungen (Wechsel­jahre, Schwangerschaft), anatomische Veränderungen oder fortgeschrittenes Al­ter für trockene und gereizte Nasenschleimhäute sorgen. Nebenwirkungen von Arzneimitteln, der Missbrauch von abschwellenden Nasentropfen oder Drogen (Kokain), Sauerstofftherapie, Radiotherapie vor allem im Kopfbereich, vorangegangene Operationen im Nasen- oder Nebenhöhlenbereich oder Schlafapnoe (insbesondere in Verbindung mit der Verwendung von CPAP-Geräten) kommen ebenfalls in Frage.

Eine eindeutige Definition der „trockenen Nase“ existiert nicht, HNO-Spezialist:innen verwenden oft den – ebenso nicht ­genau definierten – Begriff „Rhinitis sicca“ (im ICD-10-Klassifizierungssystem ­unter: J31.0 – „Chronische ­Rhinitis“) für eine chronische Entzündung, die mit Trockenheit und Hypotrophie der Nasenschleimhaut einhergeht. Die Symptome können variieren und reichen vom subjektiven Gefühl einer trockenen Nase mit Brennen und Juckreiz über nasale ­Obstruktion bis hin zu sichtbaren Ver­krustungen und Geruchsstörungen.
Komplikationen können sich in Form von rezidivierendem Nasenbluten oder einer Septumperforation manifestieren. Neben einer eingeschränkten Lebensqualität ­werden auch Infektionen der oberen Atemwege begünstigt, da durch die Austrocknung der mukoziliäre Transport und die epitheliale Barriere in der Nase geschädigt werden.

Eine trockene Nase bzw. Rhinitis sicca kann ebenso Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung sein: In Frage kommen etwa Infektionskrankheiten wie Syphilis oder Tuberkulose, Schilddrüsenerkrankungen und rheumatische oder immunologische Erkrankungen, zum Beispiel

  • Sarkoidose
  • Granulomatose mit Polyangiitis, früher als „Wegener-Granulomatose“ bezeichnet
  • Sjögren-Syndrom (chronisch-progressive Autoimmunerkrankung [Kollagenose]exokriner Drüsen unbekannter Ursache, die zum Versiegen der Sekretion von Speichel-, Tränen- und Talgdrüsen führt).

Spezielle Krankheitsbilder

Im Zusammenhang mit dem Symptom „trockene Nase“ mit Borkenbildung begegnet man in der Literatur auch folgenden individuellen Krankheitsbildern:

Rhinitis sicca anterior: Diese chronische Entzündung betrifft vor allem die Nasenvorhöfe bzw. vorderen Teile der Nasenscheidewand und ist – neben einem Trockenheitsgefühl – vor allem durch Jucken und die Bildung von dünnen, trockenen Krusten gekennzeichnet.

Atrophische Rhinitis: In der primären Form handelt es sich um eine chronisch fortschreitende Erkrankung der Nase unklarer Genese mit Atrophie von Schleimhäuten, Schleimdrüsen und Nasenmuscheln. Es formieren sich grün-gelbe Belege und Borken im Nasenlumen, die in Verbindung mit bakterieller Besiedelung (immer, aber nicht nur allein: Klebsiella ozaenae) einen für die Erkrankung charakteristischen faulig-süßlichen Geruch ausströmen können. Weitere Bezeichnungen dieser zumeist irreversiblen, gegebenenfalls mit erheblicher sozialer Isolation verbundenen Krankheit sind „Ozäna“, „Coryza foetida“ oder „Stinknase“. Die – zumeist weiblichen – Patient:innen leiden auch unter Kopfschmerzen und gegebenenfalls Geruchsverlust. Die sekundäre Form ist meist Folge von Operationen (siehe unten), Bestrahlungen oder von rheumatischen oder immunologischen Erkrankungen (siehe oben).

Empty Nose Syndrome: Streng genommen handelt es sich hier um eine sekundäre atrophische Rhinitis, die nach operativer Entfernung oder Verkleinerung der ­Nasenmuscheln bzw. einer Korrektur der Nasenscheidewand auftreten kann. Symptome sind Trockenheit, Borkenbildung, das Gefühl, keine Luft zu bekommen, und Hyposmie.

Trockene Nase im Alter

Physiologische Veränderungen im Alter (u. a. Schleimhautatrophie, weniger Becherzellen, verminderte mukoziliäre Clearance, vermindertes Körperwasser) tragen zu einem Austrocknen der Nasenschleimhäute bei älteren Patient:innen bei. Darüber hinaus kann eine Vielzahl an Arzneimitteln eine trockene Nasenschleimhaut begünstigen, darunter etliche Anticholinergika (z. B. Trospium, Oxybutynin) oder solche mit anticholinergen Nebenwirkungen (z. B. Amitriptylin), ACE-Hemmer, α- (z. B. Tamsulosin) und β-Blocker, Antihistaminika der 1. Generation, Retinoide, orale Kontrazeptiva oder PDE-5-Hemmer wie Sildenafil. Für alle Altersgruppen gilt: Beim übermäßigen Gebrauch von lokalen α-Sympathomimetika zur Schleimhautabschwellung droht nach dem Absetzen ein Rebound-Effekt („Privinismus“, Rhinitis medicamentosa), daher sollten solche ­Präparate keinesfalls länger als zehn Tage angewendet werden.

Behandlung und Vorbeugung

Neben der bestmöglichen Vermeidung bzw. Verbesserung der Umgebungsfaktoren ist eine suffiziente Befeuchtung der Nasenschleimhäute essenziell. Dies beinhaltet sowohl lokale Maßnahmen (Nasenduschen, -spülungen, -sprays, -salben, Inhalationen) als auch eine etwaige Befeuchtung der Umgebungsluft sowie eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme und den Ausgleich etwaiger Vitamin- oder Nährstoffmängel. Bereits gebildete Krusten können gut mittels Nasenduschen bzw. -spülungen gelöst werden oder gehören in die Hände von HNO-Spezialist:innen, besonders im Zusammenhang mit oben erwähnter atrophischer Rhinitis. Schädliche Faktoren wie Nasenbohren müssen eingestellt und abschwellende Nasentropfen abgesetzt werden. Vermutet man eine bestimmte Dauermedikation als Ursache, empfiehlt sich jedenfalls ärztliche Rücksprache, da die ständig trockene bzw. ­verstopfte Nase die Compliance erheblich beeinträchtigen kann. Bestehende Grunderkrankungen wie etwa Allergien müssen behandelt werden, der Vollständigkeit halber sei auch darauf hingewiesen, dass bei übergroßen Nasenhöhlen eine chirurgische Intervention nötig sein kann.

Am Markt gibt es eine Vielzahl an ­Präparaten zur Befeuchtung der Nasenschleimhaut, in den meisten Fällen handelt es sich um (Meer-)salzhaltige Zubereitungen, mit oder ohne weitere befeuchtende und/oder pflegende Zusätze wie Dexpanthenol, Hyaluronsäure, Aloe vera oder ­Ectoin. Iso- und hypertone salzhaltige Spülungen, Sprays und Inhalationen schwemmen zähen Schleim, Verkrustungen, Allergene, Toxine, Schmutz und Entzündungsfaktoren aus und verbessern die mukoziliäre Clearance. Sie eignen sich auch als Zusatztherapie bei chronischer Rhinosinusitis, allergischer Rhinitis, Schwangerschaftsrhinitis usw. Nasensalben mit Salz, Dexpanthenol oder diversen Ölen verhindern das Austrocknen der Schleimhaut in den vorderen Nasenabschnitten, Dexpanthenol wirkt zusätzlich wundheilungsfördernd. Nasenöle in Sprayform oder als Tropfen bleiben gut haften und eignen sich genauso zur Schleimhautpflege: Häufige Bestandteile sind Sesamöl, Vitamin A, Vitamin E oder diverse ätherische Öle.