Was tun bei Rhinosinusitis?

Entzündliche Erkrankungen der Mukosa der Nasennebenhöhlen und der angrenzenden Nasenschleimhaut werden gemeinsam unter dem Terminus Rhinosinusitis zusammengefasst, da bei praktisch jeder Sinusitis eine begleitende entzündliche Veränderung der Nasenschleimhaut (Rhinitis) stattfindet.
Je nach Dauer wird zwischen akuter, akut rezidi­vierender und chronischer Verlaufsform differenziert.

Häufige Verlaufsformen: akut-akut rezidivierend-chronisch

Die akute Rhinosinusitis tritt meist als Folge eines viralen Infektes des oberen Respirationstraktes auf und ist durch nasale Obstruktion, Schmerzen im Gesicht- und Kopfbereich, Druckgefühl, eitrige Sekretion sowie Riechstörungen charakterisiert. Fieber, Abgeschlagenheit, Schlafstörungen, Zahnschmerzen oder Husten sind weitere mögliche Begleitsymptome der akuten Verlaufsform, die bis zu 12 Wochen dauern kann und normalerweise spontan beziehungsweise mit supportiver Therapie komplikationslos ausheilt. In seltenen Fällen kann sich durch Schleimhautschwellung und Sekretstau sekundär eine bakterielle Rhinosinusitis entwickeln, die durch ein ­Andauern der Symptome > 10 Tage und ­Verschlimmerung der Symptomatik in ­Kombination mit hohem Fieber gekennzeichnet ist.

Die rezidivierende akute Rhinosinusitis ist durch wiederkehrende Episoden (mindestens 4 innerhalb eines Jahres) der akuten Nasennebenhöhlenentzündung charakterisiert. Es kommt zur vollständigen Ausheilung zwischen den erneuten Erkrankungen.

Die chronische Rhinosinusitis zeichnet sich durch > 4 Episoden pro Jahr inklusive anhaltender Symptome ab und dauert länger als 12 Wochen. Sie ist nicht zwingend als Folgeerkrankung der akuten Rhinosinusitis zu verstehen, sondern wird als eigenes Krankheitsbild mit unterschiedlichem Verlauf, Schweregrad und unterschiedlicher Prognose definiert und tritt auch im Zusammenhang mit Allergien, Asthma bronchiale, Entzündungen in der Kieferhöhle oder einer Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure auf. Es werden Phänotypen ohne nasale Polyposis und mit nasaler Polyposis unterschieden, meist in Kombination mit einer verstärkten Gewebebildung und schleichender Obstruktion, wobei Störungen des Immunsystems, Bildung von Enterotoxinen oder Fehlbesiedlungen mit Staphylococcus aureus als mögliche Ursachen diskutiert werden.

Therapieoptionen

Zur Linderung der unangenehmen Schmerzen im Rahmen der Nasennebenhöhlenentzündung kommen Analgetika und Antiphlogistika zum Einsatz, wobei aufgrund der entzündungshemmenden Eigenschaft der Wirkstoff Ibuprofen – neben Acetylsalicylsäure – bevorzugt eingesetzt wird. Bei eventuellen Kontraindikationen gegenüber den beiden erwähnten Substanzen kann auch Paracetamol zur Anwendung kommen.

Dekongestiva wie die lokal wirkenden α-Sympathomimetika (z. B. Xylometazolin, Oxymetazolin, Tramazolin, Naphazolin, Phenylephrin, Ephedrin) verfügen über vasokonstriktorische Effekte auf die Blutgefäße der Nasenschleimhaut, lassen diese abschwellen, verbessern den Sekretabfluss und ermöglichen dadurch eine freiere Atmung. Die Vertreter dieser Substanzklasse dürfen nicht öfter als 3-mal täglich und für maximal 7 bis 10 Tage angewendet werden, da ein längerer oder dauernder Gebrauch zur reflektorischen Anschwellung der Mukosa sowie Chronifizierung der Beschwerden führt. Eine Kombination der lokalen Vasokonstriktoren mit Dexpanthenol als Schleimhautschutz kann sinnvoll sein. Mögliche Nebenwirkungen stellen lokale Reizungen, Überempfindlichkeit, Unruhe, Herzklopfen, Tachyphylaxie (bei Langzeitgabe), Rhinitis sicca (bei Missbrauch), Konvulsionen (bei Überdosierung) und Blutdrucksteigerung bei Langzeitgabe dar. Zentrale Erregung, Erbrechen, Apnoe und Bewusstlosigkeit können als unerwünschte Wirkungen bei Säuglingen auftreten. Der Konservierungsstoff Benzalkoniumchlorid sollte in Präparaten nicht mehr vorhanden sein, da er allergenes sowie zytotoxisches Potenzial zeigt, konzentrations- und zeitabhängig die Mukosa schädigen und die Zilientätigkeit bis hin zum irreversiblen Stillstand hemmen kann.

Zur Befeuchtung der Nasenschleimhaut können Salzlösungen in Form von Nasensprays und -tropfen verwendet werden, die den Schleim dünnflüssiger gestalten, den Sekret­abfluss erleichtern und eventuell pflegende Zusätze wie Dexpanthenol, Hyaluronsäure, Aloe vera oder ätherische Öle enthalten. Neben isotonen Lösungen sind auch hypertone Präparate am Markt erhältlich, die aufgrund des erhöhten Salzgehaltes der Flüssigkeit über einen schleimhautabschwellenden Effekt verfügen. Bei längerfristiger Anwendung ist allerdings eine Austrocknung zu befürchten und eine solche deshalb nicht empfehlenswert.

Phytotherapeutische Sekretolytika können bei verstärkter Sekretbildung den festsitzenden Schleim in den Nebenhöhlen lösen, das Druckgefühl im Stirnbereich lindern und dadurch den Abfluss anregen bzw. unterstützen. Myrtol, Cineol, Speiköl sowie Kombinationen aus Ampfer, Schlüsselblume, Eisenkraut, Gelbem Enzian und Holunder zeigen gute Wirkung sowie Verträglichkeit in der Rhinosinusitis-Therapie. Als mögliche Nebenwirkungen sind gelegentliche Magen-Darm-Beschwerden (Magenschmerzen, Übelkeit), Erkrankungen des Immunsystems und Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (Hautausschlag, Hautrötung, Juckreiz) möglich.

Auch die Inhalation warmer Dämpfe mit Zusätzen von ätherischen Ölen wie Eukalyptus, Kiefern-, Fichtennadel, Pfefferminze und eventuell Campher (Cave Kontraindikationen!) verfügen über durchblutungsfördernde sowie entzündungshemmende Effekte.

Sowohl bei der allergisch bedingten Rhinosinusitis als auch bei der rezidivierenden und chronischen Variante können ärztlich verordnete topische Glukokortikoide ­(Fluticason, Mometason) zur Anwendung kommen und eine Verbesserung der Gesamtsymptomatik (Gesichtsschmerzen) bewirken.

Eine verordnete systemische Glukokortikoid-Therapie kann bei chronischer Rhinosinusitis mit Polypen die Notwendigkeit einer Operation hinauszögern, allerdings ist mit typischen Steroid-Nebenwirkungen wie gastrointestinalen Beschwerden, Schlafstörungen oder Cushing-Syndrom zu rechnen.

Neben ausreichender Zufuhr von Flüssigkeit (Kräutertee, Wasser) und genügend Schlaf ist als weitere unterstützende Therapie­option die Stärkung des Immunsystems mit Phytotherapeutika (z. B. Echinacea, Kapland-Pelargonie, Holunder, Zistrose), Vitaminen (C, D) und Mineralstoffen (Zink, Selen) empfehlenswert.