Husten, was hilft?

Der Hustenvorgang selbst stellt einen wichtigen Schutzmechanismus des menschlichen Organismus dar, wobei der neuronalen Hypersensitivität bei der Auslösung des Hustenreflexes eine bedeutende Rolle zukommt.
Die Sensitivität nimmt generell im Kindes- und Jugendalter zu und ist bei Mädchen und Frauen stärker ausgeprägt als beim männlichen Geschlecht. Im hohen Lebensalter wird wieder eine Abnahme der Hustenreflexsensitivität beobachtet.

Mukoziliäre Clearance

Die Schleimhaut der nahezu gesamten luftleitenden Atemwege ist mit einem mehrreihigen Flimmerepithel ausgekleidet, das unterschiedliche Zelltypen aufweist. Diese sind auf einer Basalmembran sitzend lokalisiert und dadurch vom darunter liegenden Bindegewebe (Lamina propria) abgegrenzt. Die häufigsten vorkommenden Typen sind Flimmer- und Becherzellen, wobei Erstgenannte an ihrer Oberfläche Zellfortsätze (Kinozilien) tragen. Die Aufgabe der Becherzellen besteht – zusammen mit den serösen und mukösen Drüsen des Schleimhautbindegewebes – in der Schleimproduktion und Filmbildung an der Epitheloberfläche. Staubpartikel und Krankheitserreger, die auf der Schleimschicht bzw. an den Zilien haften bleiben, können mittels Kinozilienbewegung sowie Zilienschleim in Richtung Rachen abtransportiert und anschließend verschluckt oder abgehustet werden. Diese Form von Aufreinigung wird als mukoziliäre Clearance bezeichnet.

Anhaltender Husten als Reinigungsmechanismus und somit Abwehrprozess des Bronchialsystems tritt dann in Erscheinung, wenn die mukoziliäre Clearance gestört ist, beziehungsweise kann durch unterschiedliche Stimuli ausgelöst werden.

Physikalische Reize:

  • thermische Irritatoren (kalte Luft)
  • mechanische Reize wie eingeatmete Fremdpartikel (Zigaretten-)Rauch, Staub, Luftverunreinigung, aspirierte Fremdpartikel und forcierte Exspiration

Chemische Reize:

  • Substanzen: Capsaicin, Zitronensäure, destilliertes Wasser
  • körpereigene bzw. mikrobielle Entzündungsmediatoren: Bradykinin, Tachykinin, Prostaglandin E2
  • toxische Gase

Erkältungshusten

Die klassische Unterscheidung zwischen trockenem oder verschleimtem Husten allein ist laut Leitlinien nicht mehr so bedeutsam, da für das therapeutische Vorgehen die Hustendauer, die in akut, subakut und chronisch eingeteilt wird, entscheidender ist.
Therapiert wird der virale Erkältungshusten mit reizstillenden oder sekretlösenden ­Substanzen chemischen oder pflanzlichen Ursprungs in unterschiedlichen Darreichungsformen (z. B. Sirup, Lösung, Kapsel, Brausetablette, Lutschtablette).

Antitussiva

  • pflanzliche Antitussiva: Eibisch, Isländisches Moos, Spitzwegerich
  • chemische Antitussiva: Kodein, Dihydrokodein, Noscapin, Dextromethorphan, Pentoxyverin

Expektoranzien

  • pflanzliche Expektoranzien: Myrtol, Cineol, Speiköl, Thymian, Efeu, Primelwurzel, Senegawurzel, Süßholz
  • chemische Expektoranzien: Ambroxol, N-Acetylcystein, Guaifenesin

In der Behandlung bewährt haben sich auch Einreibungen von Brust und Rücken mit Menthol, Kampfer, ätherischen Ölen und dem traditionellen Hausmittel Leinöl. Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Substanzen, die aus organischen Molekülen wie Alkohole, Ester, Ketone oder Terpene bestehen und über das limbische System das vegetative Nervensystem sowie über die Hypophyse die Immunmodulation be­einflussen können. Die duftenden Viel­stoffgemische aus Nadel­bäumölen (z. B. Weißtanne, Latschenkiefer, Zirbelkiefer, Douglasfichte) verfügen über krampf- und schleimlösende, desinfizierende sowie reinigende Effekte und sind beliebte Substanzen in Diffusern, Duftlampen (zur Raumluftdesinfektion), Brustsalben, Massageölen oder Badezusätzen. Ätherische Öle aus Pflanzen wie beispielsweise Eukalyptus, Thymian, Teebaum, Oregano, Basilikum, Pfefferminze, Zitrone, Ravintsara, Niauli sind weitere wertvolle Unterstützer in der Linderung und Prophylaxe von Erkältungskrankheiten. Die Öle dürfen nie unverdünnt auf Schleimhäute oder in die Augen oder Ohren getropft werden. Bei Kindern< 2 Jahren ­sollten keine kampfer- und ­mentholhaltigen Salben und Inhalationen zur Anwendung kommen, da bereits geringe Mengen ­Verkrampfungen des Kehlkopfs auslösen können.

Beispiele für chronischen Husten stellen ­unter anderem der substanzvermittelte und der psychogene Husten dar.

Medikamente als Husten-Initiatoren

Medikamente können als Nebenwirkung Reizungen des Respirationstraktes aufweisen und somit einen chronischen Husten provozieren. Als typisches Beispiel gilt die Wirkstoffklasse der ACE-Hemmer, die durch Hemmung des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE) einerseits zu einer Verminderung der Angiotensin-II-Produktion als Angiotensin I und andererseits zu einer Hemmung von Abbau und Kumulation von Entzündungsmediatoren (Bradykinin, Prostaglandine) führt. Angiotensin II vermittelt über die Angiotensin-Rezeptoren (AT1 und AT2) vasokonstriktorische Effekte, wodurch der periphere Blutgefäßtonus sinkt und der Blutdruck abnimmt. Als Mono- bzw. Kombinationstherapeutika zählen die ACE-Hemmer in der antihypertonen Behandlung häufig zu den Mitteln der ersten Wahl. Der Reizhustenals Nebenwirkung ergibt sich aufgrund des verminderten Abbaus von Bradykinin und Prostaglandinen, die den trockenen Husten über eine direkte Sensibilisierung der Hustenrezeptoren verursachen. Dieser unerwünschte Effekt kann in den ersten drei Behandlungsmonaten bei bis zu einem Drittel aller Patient:innen beobachtet werden und ist nicht dosisabhängig. Bei auftretendem Husten sollte der ACE-Hemmer abgesetzt und gegen ein anderes Medikament laut Indikation ausgetauscht werden.

Psychogener Husten

Husten kann auch durch psychische Störungen oder emotionale bzw. soziale Probleme ausgelöst werden. Die Vocal Cord Dysfunction (VCD), die durch einen langen Krankheitsverlauf mit Unterbrechungen charakterisiert ist, kann psychischen und/oder physischen Stress zur Ursache haben und tritt häufig gemeinsam mit Asthma bronchiale auf. Klassische Symptome wie Atemnot, Husten und Pfeifen entstehen durch inspiratorische Adduktion der Stimmbänder.

Eine Behandlung des Hustens ist notwendig, da dieser eine Reihe von Folgeerkrankungen bei Patient:innen verursachen kann:Rippenfrakturen durch Asthmaattacken, epileptische Anfälle, Hustensynkopen, Blutungen an den Konjunktiven, Epistaxis, ­gastroösophagealer Reflux, Petechien-Blutungen, mediastinale Emphyseme, Kopf- und Brustschmerz sowie Harninkontinenz.