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Im Rahmen des POST-ADA/EASD-Wrap-up präsentieren österreichische ExpertInnen Highlights von der 73. Jahrestagung der American Diabetes Association (ADA) und der 49. Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD).
Am Rande der Veranstaltung standen uns die ReferentInnen für Kurz-Statements zu aktuellen Fragestellungen in der Diabetologie zur Verfügung:
Prim. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Drexel
Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Prager
Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer
Univ.-Prof. Dr. Hermann Toplak
Univ.-Prof. Dr. Thomas C. Wascher
Priv.-Doz. Dr. Christoph Saely
Dieses Video wurde mit freundlicher Unterstützung der Firma MSD ermöglicht | ![]() |
Interview mit Professor Francesco Montorsi zur erektilen Rehabilitation in voller Länge
Aus der Forschung – personalisierte Medizin
Aus der Forschung berichtete Univ.-Prof. Dr. Bernhard Metzler u. a. über Copeptin, dass beispielsweise bei Infarktpatienten als neuer Prognosemarker untersucht wurde: Bei niedrigen Copeptinwerten war das Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz geringer. Copeptin ist mit Vasopressin (antidiuretisches Hormon, ADH) verwandt, das in Stresssituationen ausgeschüttet wird und mit Wasserretention und Vasokonstriktion an der Blutdruckregulation beteiligt ist. Im Unterschied zu Vasopressin ist Copeptin ex vivo stabil und kann daher leichter bestimmt werden. Bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom verbesserte Copeptin gemeinsam mit Troponin die Ausschlussdiagnose eines akuten Infarkts und ist am besten Weg in die Klinik. Ein anderer Marker, Galectin-3, wurde von Univ.-Prof. Dr. Burkert Pieske als Bindeglied zwischen Forschung und personalisierter Medizin in der Kardiologie genannt, insbesondere bei diastolischer Herzinsuffizienz, für die derzeit – anders als bei systolischer Herzinsuffizienz – keine spezifische Therapie verfügbar ist. Basierend auf der ALDO-DHF-Studie, die im letzten Jahr am ESC-Kongress vorgestellt wurde, weiß man zumindest, dass die Aldosteronrezeptorblockade mit Spironolacton zu einer Verbesserung der diastolischen Funktion führt. Die Rationale für den Einsatz dieser Substanz liegt darin, dass hohe Aldosteronspiegel mit kardialer und vaskulärer Fibrosierung einhergehen, die durch Blockade des Rezeptors gebremst werden kann. Ein interessanter neuer Ansatz besteht darin, anhand des Biomarkers Galectin-3 jene Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz herauszufiltern, bei denen die Aldosteronspiegel besonders hoch sind, und die daher mit höherer Wahrscheinlichkeit von der Therapie profitieren dürften.
Unselige Kombination: Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Der Vorhof schlägt unkoordiniert, der Herzrhythmus ist unregelmäßig, für den Betroffenen geht damit eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit bereits ohne Vorliegen einer Herzinsuffizienz einher. Liegen die beiden „kardiovaskulären Epidemien des 21. Jahrhunderts“ kombiniert vor, nimmt die Leistungsfähigkeit weiter ab und die Mortalität steigt. Der Focus der Präsentation von Univ.-Prof. Dr. Xaver Roithinger lag auf der Pulmonalvenenisolation, die bei 50–90 % der Patienten mit konventionell therapierefraktärem Vorhofflimmern einen stabilen Sinusrhythmus erzielen kann. Der Eingriff ist vor allem dann erfolgreich, wenn der linke Vorhof strukturell intakt ist. Fibrosierungen und Narbengewebe verschlechtern den Therapieerfolg. Narbengewebe lässt sich zwar durch Abtasten des Vorhofmyokards während der Ablation feststellen, patientenfreundlicher wäre es aber, wenn diese Information schon vor dem Eingriff verfügbar wäre. Hierzu gibt es erste Ansätze aus den USA, die zeigen, dass Vernarbungen des Vorhofs mit Kernspintomografie soweit charakterisierbar sind, dass eine bessere Patientenselektion bereits vor dem Eingriff möglich ist.
Gefährliche Liaison: Herzinsuffizienz und Diabetes
Herzinsuffizienz ist aufgrund der Häufigkeit und des progredienten Verlaufs ein gravierendes Problem: Die europäische kardiologische Gesellschaft (ESC) geht von 28 Millionen Betroffenen in Europa aus. Laut Univ.-Prof. Dr. Gerald Maurer leiden in Österreich etwa 300.000 Patienten an der Erkrankung, die jährlich 27.000 Krankenhausaufnahmen verursacht. Gefährlich ist die Assoziation zwischen Herzinsuffizienz und Diabetes. So ging bereits aus der SOLVD-Studie im Jahr 1991 hervor, dass 50 % der Patienten mit Herzinsuffizienz und noch normaler Glukosetoleranz im Verlauf von 5 Jahren einen Diabetes entwickeln. Die Rate steigt, wenn bereits bei Diagnose der Herzinsuffizienz ein erhöhter Nüchternblutzucker vorliegt. Für die Praxis bedeutet das, dass etwa zwei Drittel der Patienten mit Herzinsuffizienz in einer Ordination bereits an einem latenten oder manifesten Diabetes leiden. In Österreich haben Tagungen der AG Herzinsuffizienz dafür ein Bewusstsein schaffen können. Auf dem diesjährigen internationalen Herzinsuffizienz-Kongress der ESC in Lissabon wurden epidemiologische Daten der PARADIGM-HF-Studie vorgestellt, die in 47 Ländern geführt wurde und einmal mehr zeigte, dass die „gefährliche Liaison“ zwischen Herzinsuffizienz und Diabetes ein globales Problem ist. Die Studie inkludierte mehr als 8.000 herzinsuffiziente Patienten, die bereits eine Krankenhauseinweisung hinter sich hatten. Wie Professor Maurer auf der ÖKG-Pressekonferenz berichtete, war bei knapp der Hälfte dieser Patienten ein Diabetes bereits klinisch manifest (HbA1c ≥ 6,5 %), bei etwa 40 % lag eine gestörte Glucosetoleranz vor (HbA1c: 5,7–6,4 %). Nur einer von sechs Patienten mit Herzinsuffizienz hatte einen normalen HbA1c-Wert. Letztlich untersucht die Studie eine neue Substanzklasse, den Neprilysin-Inhibitor LCZ696 im Vergleich zum ACE-Hemmer Enalapril – Daten zur Wirksamkeit werden erst erwartet. Gängige Therapien bei Herzinsuffizienz wie moderne Beta-Blocker, Angiotensinrezeptorblocker oder ACE-Hemmer reduzieren zugleich auch die Diabetes-Inzidenz. Umgekehrt besteht das Problem, dass Antidiabetika die Herzinsuffizienz verschlechtern können oder eine raschere Progression bewirken. Eine klare Kontraindikation besteht für Glitazone. Andere insulinsensitivitätssteigernde Substanzen wie Metformin oder Sulfonylharnstoffe werden mittlerweile differenziert betrachtet, abgesehen von schwerer Herz- oder chronischer Niereninsuffizienz wird die Indikation heute großzügiger gestellt. Darüber hinaus liegen erste Daten für Gliptine vor, die zeigen, dass sie dem Herz nicht nur nicht schaden, sondern möglicherweise sogar einen protektiven Effekt entfalten. In diesem Kontext wurde von Professor Maurer Vildagliptin genannt, das in Lissabon mit der VIVIDD-Studie ebenfalls als „late-breaking abstract“ vorgestellt wurde und bei Diabetikern mit Herzinsuffizienz die linksventrikuläre Auswurffraktion verbesserte.
Initiative für ein gesundes Österreich
Leistungskürzungen und Rationierungen
Der Vizepräsident der österreichischen Ärztekammer, Dr. Johannes Steinhart, sieht die Patientenversorgung in Gefahr: „Bei der von Ländern und Sozialversicherungen geplanten so genannten Gesundheitsreform handelt es sich lediglich um den Versuch, das Gesundheitssystem zu verstaatlichen und gnadenlos einzusparen. Satte 11 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren einfach eingespart werden. Das kommt einem Kahlschlag unserer Patientenversorgung gleich. Nicht zuletzt ist Bundesminister Stöger für diesen Angriff auf das österreichische Gesundheitswesen verantwortlich. 11 Milliarden Euro einsparen, das würde bedeuten: für 1 Jahr alle Spitäler Österreichs sperren oder 3 Jahre alle Spitäler Wiens oder 30 Jahre alle Krankenhäuser im Burgenland.“
Bereits jetzt ist der Zustand der Patientenversorgung in Österreich mehr als bedenklich –die Spitalsambulanzen sind täglich überfüllt, die Anzahl an Kassenordinationen geht durch Sparmaßnahmen des Hauptverbandes der Sozialversicherungen zurück und in den vorhandenen Kassenordinationen gibt es immer mehr bürokratische Schikanen, zum Beispiel hinsichtlich der chefärztlichen Bewilligungen. Steinhart: „Dies alles wird dazu führen, das in Österreich eine Zweiklassenmedizin überhand nimmt.“
A propos Krankenhäuser: selbstverständlich soll auch hier gespart werden – im Rahmen der Gesundheitsreform sollen Spitäler oder einzelne Abteilungen zusammengelegt oder sogar geschlossen werden – dies wird die medizinische Versorgung dramatisch verschlechtern.
Dr. Harald Mayer, Vertreter der angestellten Ärzte in der Ärztekammer: „Unsere Spitalsärzte, die jetzt schon eine der höchsten Burn-out-Rate haben, werden noch mehr arbeiten müssen – dies kann und wird sich auf die Betreuung jedes einzelnen Patienten negativ auswirken. Viele in österreichischen Krankenhäusern ausgebildete Jungmediziner gehen ins Ausland, weil sie dort bessere Arbeitsbedingungen erwarten.“
Gab es im Jahr 2000 noch 8.491 Vertragsärzte der sozialen Krankenversicherung (bei 8,011 Millionen Einwohnern), so waren es im Jahr 2011 nur mehr 7.616 (bei einer Bevölkerungszunahme auf 8,41 Millionen Einwohnern)!! Damit fehlen derzeit in Österreich 1.309 Kassenstellen. Anders ausgedrückt: Im Jahr 2000 kamen auf einen Vertragsarzt 943 Einwohner, im Jahr 2011 bereits 1.105 Einwohner! Vor allem ländliche Regionen werden in den nächsten Jahren von einem akuten Hausarztmangel bedroht sein. Litten in den letzten Jahren vor allem die Hausärzte insbesondere am Land an Nachwuchsmangel, droht nun zusätzlich durch die geplante Gesundheitsreform und der damit einhergehenden Systemumstellung eine Gefährdung der gewohnt guten wohnortnahen Versorgung.
Steinhart: „All diese negativen Auswirkungen einer jahrelangen falschen Politik spüren die Patienten täglich am eigenen Leib. Dieser Reformversuch wird und muss scheitern, egal ob dieser Entwurf gesetzlich umgesetzt wird oder nicht. Das hat die Vergangenheit mehrfach bewiesen. Wir Ärzte haben schon immer mit allen demokratisch möglichen Mitteln für eine hohe Qualität in der Patientenversorgung gekämpft und werden dies auch weiterhin tun, wenn notwendig auch mit entsprechenden Kampfmaßnahmen.“
Durch die Einführung der e-card im Jahr 2005 hat sich der administrative Aufwand in den Ordinationen extrem gesteigert – zu Ungunsten des Arzt-Patientenkontaktes, der seither trotz des zeitlichen Mehraufwandes jeden Arztes zu kurz kommt. Patienten sitzen ihrem Arzt zwar länger gegenüber, der Arzt muss sich aber vor allem mit dem Eintragen von Daten in das Computersystem beschäftigen. Interessant auch, dass die Krankenkassen trotz angeblicher administrativer Erleichterungen noch immer einen ähnlichen Beschäftigtenstand aufweisen wie vor e-card-Einführung.
Spardiktat gefährdet Patientenversorgung
Die Ausgaben für das Gesundheitssystem sollen an das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) gekoppelt werden, mit einer Deckelung von 3,6% des BIP. Auf diese Weise sollen bis 2016 rund 3,4 Milliarden Euro und bis 2020 knapp elf Milliarden Euro eingespart werden. Bei sinkendem BIP würde noch weniger Geld für die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung vorhanden sein. „Aber gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten neigen die Menschen eher dazu, krank zu werden und benötigen daher ärztliche Betreuung. Und was auch selten erwähnt wird: BIP-Werte sind schwer oder gar nicht prognostizierbar.
Steinhart: „Die Maßnahmen, die die Gesundheitsreform beinhaltet, sind in ihren Konsequenzen der Bevölkerung klar darzustellen und nicht, wie es unsere Politik tut, zu verschweigen. Die Ausdünnung der Leistungen wird zu einem marktwirtschaftlich orientierten Leistungsangebot führen – das ist weder fair noch sozial oder gerecht. Dieser Weg führt unweigerlich zu Rationierungen und zur Entwicklung eines privaten Gesundheitsmarktes. Damit wird eine „Zwei-Klassen-Medizin“ etabliert. Wer es sich leisten kann, wird sich auch weiterhin im Krankheitsfall alle seine medizinischen Leistungen in der Privatmedizin beschaffen.“
Einsparungsmaßnahmen im Gesundheitssektor sind möglich und notwendig – Leistungen sollten dort erbracht werden, wo sie bei gleicher Qualität am günstigsten sind. Auch das „Hausarztmodell“ und die Etablierung moderner niedergelassener Strukturen wie zum Beispiel Gruppenpraxen würden die enormen Leistungszuwächse an Spitalsambulanzen eindämmen. All diese Maßnahmen könnten und würden auch zu einer Kostenreduktion führen, allerdings niemals in solch einem Ausmaß, wie derzeit von der Regierung vorgeschlagen – solche Kostenreduktionen sind nur unter Leistungskürzungen umsetzbar. Umso spannender wird es ein, wo Bundesminister Stöger die Leistungen herzaubern wird, wenn kein Geld vorhanden ist!“
Große Umfrage in der Bevölkerung
Kann es wirklich im Sinne der Patienten sein, dass gerade auf dem Gebiet der Gesundheit radikale Sparmaßnahmen stattfinden sollen? Das Fachmedium Ärzte Krone und Krone Gesund & Familie wollen sich nun für die Anliegen der Patienten einsetzen – mit Hilfe des beiliegenden Fragebogens soll der Stellenwert der ärztlichen Versorgung eruiert werden. Bitte ermuntern Sie Ihre Patienten, den Fragebogen auszufüllen!
Der Fragebogen ist auch online abrufbar
Wir werden Anfang nächsten Jahres ausführlich über die Ergebnisse der Befragung berichten.
Ihre Meinung an:
h.noebauer(at)medmedia.at
Quiz Teilnahmebedingungen
Teilnahmeberechtigt sind Mitglieder der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK-Arztnummer erforderlich), die als Nutzer der Internetseite www.medmedia.at registriert sind und mit der MedMedia MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH, Wien, in keinem Dienstverhältnis stehen.
Für die Reihung der Quiz-Teilnehmer in der “Hall of Fame” ist es erforderlich, dass Sie Ihren Namen angeben.
Die Gewinner des Doktor vs. Doktor Diabetes Quiz 2012 werden unter allen Teilnehmern ermittelt, welche die Quiz-Fragen im Zeitraum 20.09.2012 –20.11.2012 (jeweils 9.00 Uhr) richtig beantwortet haben; es zählt die für die Beantwortung benötigte Zeit. Die Gewinnpreise können nicht in bar abgelöst werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mit der Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, abgestimmt auf Ihre fachlichen Interessen und auf Widerruf, medizinische Informationen des Verlages per Mail-Newsletter zu erhalten.