OA Dr. Maximilian Marhold, PhD
Clinical Research Unit (CRU), Klinische Abteilung für Onkologie, Universitätsklinik für Innere Medizin I, Medizinische Universität Wien
Den Abschluss des ASCO Meetings 2019 zum Thema Brustkrebs machte eine aufschlussreiche Session mit Studien im metastasierten Setting (mBC) am Dienstagvormittag.
In SOPHIA testeten Kollegen den Her2-gerichteten Antikörper Margetuximab gegen Trastuzumab, jeweils mit Chemotherapie in der dritten Therapielinie. Patientinnen konnten bei Einschluss demnach bis zu zwei Her2-gerichtete Therapielinien erhalten haben, inklusive Pertuzumab. Die Ergebnisse zeigten ein signifikant verbessertes PFS um knapp einen Monat (5,8 vs. 4,9 Monate, HR 0,76). Patientinnen mit Her2-IHC-Score 3+, mehr Metastasen und Vorliegen des CD16A-Genotyps erfuhren mehr Benefit von Margetuximab. Overall-Survival-Daten können für Ende 2019 erwartet werden, bis dahin muss aufgrund des minimalen PFS-Benefits abgewartet werden, welche Rolle Margetuximab in der klinischen Praxis spielen wird.
Pyrotinib/Capecitabin versus Capecitabin/Placebo (chinesischer PHENIX trial) erbrachte in Trastuzumab- und Taxan-vorbehandelten Patientinnen ein signifikant besseres PFS (rund 11 Monate vs. 4 Monate, HR 0,2, ORR 69%). Fraglich ist, ob diese auf den ersten Blick starken Ergebnisse (EMILIAs PFS für TDM-1 war 9,6 Monate) bei dieser Kontrollbehandlung ernst genommen werden können. Der bessere Komparator wäre wohl T-DM1 oder ein anderer Tyrosinkinaseinhibitor gewesen, da anzunehmen ist, dass kein Onkologe seine metastasierte Her2-positive Patientin ohne Her2-gerichtete Therapie lässt. Zudem waren keine T-DM1 vorbehandelten Patientinnen inkludiert (in China nicht erhältlich).
Ein deutlich besseres Studiendesign präsentierte die Phase-III-Studie NALA: In ihren Ergebnissen ergab sich ein signifikanter zweimonatiger PFS-Benefit von Neratinib vs. Lapatinib, jeweils in Kombination mit Capecitabin (8,8 vs. 6,6 Monate). Auch wenn vergleichende Daten zu Trastuzumab+Capecitabin fehlen, sind die Ergebnisse für den klinischen Alltag von Interesse.
Ein OS-Update zur „practice-changing“ IMpassion130-Studie zeigte erneut eindrucksvoll die Rolle von kombinatorischer Immuntherapie (Atezolizumab/nab-Paclitaxel) für die Behandlung des PD-L1-positiven triple-negativen Brustkrebs (PFS 7,5 vs. 5 Monate, HR 0,62; OS 25 vs.18 Monate, HR 0,71). Der Therapieeffekt blieb limitiert auf die PD-L1-positive Kohorte (weiterhin kein signifikanter Benefit in der ITT-Population).
In einer Phase-II-Studie mit Eribulin+Pembrolizumab im Hormonrezeptor-positiven (HRpos) Setting zeigte sich gegenüber Placebo kein PFS-Vorteil durch den Zusatz von Pembrolizumab, das gilt für die ITT-Population und enttäuschender Weise auch für die PD-L1-positive Population.
Der AKT-Inhibitor Capivasertib zeigte gegen Placebo jeweils in Kombination mit Fulvestrant im selben Setting in der Phase-II-Studie FAKTION einen beeindruckenden und signifikanten Benefit im PFS (HR 0,58, 10,3 vs. 4,8 Monate). Phase-III-Daten und Daten nach vorheriger Behandlung mit CDK4/6-Inhibitoren sind hier von großem Interesse, um den potentiellen Benefit von Capivasertib besser abschätzen zu können.
Den Abschluss machten die praxisverändernden Daten aus MONALEESA-7 für prämenopausale Frauen mit metastasiertem HRpos Brustkrebs: Für den Ribociclib-Arm zeigte sich gegenüber endokriner Therapie alleine ein signifikanter OS-Benefit (70% vs. 46% Survival nach 42 Monaten Follow-up; HR 0,71). Da es sich um die erste Phase-III-Studie mit OS-Benefit für einen CDK4/6-Inhibitor handelt, muss Ribociclib derzeit als neuer Standard für prämenopausale Frauen in diesem Setting angesehen werden. Es bleibt abzuwarten, ob Palbociclib und Abemaciclib mit positiven OS-Daten nachziehen werden. In Österreich läuft zur Generierung von „Real World Data“ zum Einsatz von Ribociclib eine Phase-IV-Studie (REACH-AUT), die derzeit rekrutiert (Patienteneinschlüsse über Kontakt zum Autor erbeten, maximilian.marhold(at)meduniwien.ac.at) und ebenfalls am ASCO-Meeting präsentiert wurde.