5 Jahre CART-Erfahrung bei r/r DLBCL an der Meduni Wien

Seit 2018 stehen zwei zugelassene Anti-CD19-CAR-T-Zellprodukte zur Behandlung von PatientInnen mit rezidiviertem oder refraktärem (r/r) diffus großzelligem B-Zelllymphom (DLBCL) zur Verfügung. An der Medizinischen Universität Wien wird die Therapie seit 2016 in Studien und seit der Zulassung auch in der Routineversorgung angeboten. Im Rahmen unseres Abstracts präsentierten wir die bisherige Erfahrung unseres Zentrums mit der Therapie und damit auch erstmals klinische Daten eines österreichischen CAR-T-Zellzentrums. Die 34 analysierten PatientInnen mit r/r DLBCL waren im Median 60 (Range: 33-79) Jahre alt und mit 3 (Range: 1-12) Linien vortherapiert. Bei der Hälfte der PatientInnen inkludierte die Vortherapie eine autologe Stammzelltransplantation, ein Drittel war auf die letzte Therapie refraktär gewesen. Die Zeit zwischen Erstdiagnose und CAR-T-Zellinfusion betrug im Median 23 (Range 8-267) Monate. Zum Zeitpunkt der CAR T-Zellverabreichung hatten 29% (n=10) der PatientInnen ein klinisches Stadium III/IV, 56% (n=19) ein Stadium I/II, 12% (n=4) waren durch die verabreichte Bridging-Therapie in eine komplette Remission gekommen. Das primäre Gesamtansprechen (CR+PR) nach CAR-T-Zelltherapie betrug 62% (n=21), 35% (n=12) erreichten eine komplette Remission (CR), 27% (n=9) eine partielle Remission. Das progressionsfreie Überleben (PFS) nach 12 bzw. 24 Monaten betrug 29% bzw. 15%, das Gesamtüberleben (OS) 64% bzw. 31%. Ein Cytokine Release Syndrome (CRS) Grad ≥3 trat bei 2 (6%) PatientInnen auf, 6 (18%) PatientInnen erhielten Tocilizumab. Wir untersuchten das Ansprechen in Anhängigkeit der zunehmenden Zentrumserfahrung und fanden eine Verbesserung des Outcomes für PatientInnen, welche nach Oktober 2019 behandelt worden waren (12-Monate-PFS: 32% vs. 22%, p=0,14; 12-Monate-OS: 85% vs. 50%, p=0,04). In einer explorativen Analyse hinsichtlich prognostisch relevanter Faktoren bei CAR-T-Verabreichung ließen sich eine erhöhte LDH (Hazard Ratio für PFS: 2,48 [95%CI: 1,04-5,09], p=0,04) und das Alter ≤ 60 Jahre (Hazard Ratio für OS: 2,88 [95%CI: 1,04-7,93], p=0,03) als solche identifizieren.

Zusammenfassend stellen Anti-CD19-CAR-T-Zellen eine neue Therapieoption für PatientInnen mit r/r DLBCL dar und verbessern die Prognose der PatientInnen gegenüber konventioneller Chemotherapie ab der 3. Linie. Unsere Daten hinsichtlich Ansprechen und Nebenwirkungen decken sich mit jenen anderer Zentren bzw. Konsortien (z.B. CIBMTR, REF: Pasquini et al., Blood Adv 2020). Die zunehmende Erfahrung mit der Therapie und die Identifikation von Prognosefaktoren vor CAR-T-Zelltherapie könnten die Patientenselektion weiter verbessern. In diesem Zusammenhang sei vor allem auf den Selektionsalgorithmus des österreichischen CAR-T-Zellnetzwerks hingewiesen (REF: Greinix et al., MEMO 2020).

OeGHO 2021, ORAL „BEST SUBMITTED ABSTRACTS“
Philipp Wohlfarth, Wien: CD19 CAR T-Zelltherapie bei r/r DLBCL – 5 Jahre Erfahrung an der Medizinischen Universität Wien