AUSTROMED Herbstgespräche 2015: Mehr Mut zur Innovation

Die diesjährigen AUSTROMED Herbstgespräche stellten einmal mehr das Thema „Kosten, Nutzen und Zukunft von Innovationen im Gesundheitswesen“ in den Mittelpunkt der Diskussion, denn immer noch wird das Thema in der Öffentlichkeit einseitig wahrgenommen. „Eine echte Trendwende ist gefragt. Es muss unser Ziel sein, dass nicht bei, sondern mithilfe von Medizinprodukten Einsparungen erzielt werden können“, betont AUSTROMED Präsident Mag. Friedrich Thomasberger.
Dass die Voraussetzungen dafür durchaus gegeben sind, zeigt Dr. Thomas Czypionka, Leiter des Forschungsbereichs Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik am Institut für Höhere Studien (IHS), in seiner Keynote deutlich auf: Die demografische Entwicklung und der Umstand, dass gerade die ältere Bevölkerung durchaus bereit und fähig ist, in ihre Gesundheit zu investieren, machen das Gesundheitswesen zu einem stark wachsenden Wirtschaftsfaktor. Gefordert ist die Politik, Prioritäten zu setzen, denn gesundheitsökonomische Entscheidungen müssen immer in einem Interessenskonflikt zwischen dem Zugang zu den Leistungen, der Qualität und den Kosten gefällt werden.

Bürokratie behindert Forschung

Dr. Michaela Fritz, Vize-Rektorin für Forschung und Innovation der Medizinischen Universität Wien, ortet in Österreich eine gewisse Technologiefeindlichkeit, die nicht ohne Folgen für die Forschungsbudgets und damit für die Innovationskraft des Landes bleiben kann. Der Druck zur Akquise von Fördergeldern kombiniert mit einer Reihe bürokratischer Hürden trifft auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, wie etwa das Austrian Institute of Technology (AIT). DI Manfred Bammer, Head of Business Unit „Biomedical Systems“ am AIT, plädiert für mehr Selbstbewusstsein: „Gute Ideen gibt es hierzulande viele. Wir sollten nicht länger neidvoll auf ausländische Entwicklungshochburgen blicken, sondern selbst aktiv werden.“
Mag. Bernhard Wurzer, stellvertretender Generaldirektor des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger, ist überzeugt, dass in Österreich kontinuierlich mehr Geld für Innovationen im Gesundheitsmarkt zur Verfügung stehen wird: „Gesundheit hat sich für viele Unternehmen in den letzten Jahren zu einem interessanten Markt entwickelt. Die Sozialversicherungen haben auch die Aufgabe, darauf zu achten, was mit den zur Verfügung stehenden Mitteln finanziert werden kann.“
Einigkeit herrschte am Podium darüber, dass Österreich innerhalb der EU bei Innovationen noch die Nase vorne hat, dieser Vorsprung aber bald verspielt sein könnte, wenn nicht bald ein innovationsfreundlicheres Klima geschaffen wird. Gefordert wird daher einhellig mehr Mut von der Politik.