AUSTROMED Kolumne: Gut versorgt mit Medizinprodukten

Stellen Sie sich vor, Sie benötigen ein herkömmliches Pflaster, Sie gehen in die Apotheke und dort teilt man ­Ihnen mit, dass Pflaster ausverkauft sind und in nächster Zeit nicht lieferbar. Oder noch schlimmer, Sie benötigen dringend einen Herzschrittmacher, kommen ins Krankenhaus und dort erzählt man Ihnen, Herzschrittmacher sind gerade nicht zu haben oder schlicht und ergreifend zu teuer für Sie. Ein unvorstellbares Szenario? In Österreich ja! Ohne Medizinprodukte jedoch wäre eine moderne medizinische Versorgung auch hierzulande nicht möglich. ­Medizinprodukte bilden einen fixen Bestandteil unseres täglichen Lebens und sind ein wesentlicher Grundpfeiler der heutigen Medizin. Ein Pflaster oder eben ein Herzschrittmacher sind zwei von 400.000 Medizinprodukten, die in der medizinischen Diagnostik, Behandlung und Prävention eine wichtige Rolle spielen.

Erstattungsfähigkeit und Mehrklassenmedizin

Die AUSTROMED-Mitglieder setzen sich dafür ein, dass allen Österreicherinnen und Österreichern eine optimale Versorgung mit Medizinprodukten ermöglicht wird. Deshalb fordert die AUSTROMED auch eine deutliche Transparenz bei der Erstattungsfähigkeit von Medizinprodukten – konkret die Schaffung einer klar niedergeschriebenen und publizierten Verfahrensordnung zur Erlangung der Erstattungsfähigkeit durch die Krankenkassen. Des weiteren ist es den Medizinprodukte-Unternehmen ein großes Anliegen, dass den Patienten ein rascher Zugang zu modernsten Therapien und medizinischen Neuentwicklungen ermöglicht wird. Stetige Investitionen in Forschung und Entwicklung von neuen, innovativen oder optimierten Produkten gewährleisten Versorgung nach aktuellen Standards. Damit ermöglichen Medizinprodukte, dass wir gesund altern und möglichst lange agil bleiben. Deshalb muss, im Bedarfsfall, jeder Bürger unabhängig von Einkommen und sozialem Status Anspruch auf die notwendige Gesundheitsversorgung haben. 

Es steht jedoch zu befürchten, dass Österreich durch das Mitte des Jahres von Bund, Ländern und der Sozialversicherung präsentierte Papier zur Gesundheitsreform auf eine Mehrklassenmedizin zusteuert. Grundsätzlich ist eine gemeinsame Planung der Gesundheitsversorgung durch Bund, Länder und die Sozialversicherung zu begrüßen. Doch durch die geplante Bindung des Gesundheitssystems an „virtuelle Finanztöpfe“ sehen die Vertreter der ­AUS­TROMED die medizinische Versorgung gefährdet. Wird die auf acht Jahre geplante Koppelung der Gesundheitsausgaben an eine fiktive Steigerung des Brutto­inlandsprodukts von 3,6 Prozent umgesetzt, stellt sich für die AUS­TROMED die Frage, ob etwa in Zeiten einer ­Finanzkrise dann notwendige medizinische Eingriffe nicht getätigt werden, weil kein Geld dafür da ist? In der präsentierten Einigung heißt es außerdem, dass eine patienten- sowie bedarfsorientierte und zwischen allen Sektoren abgestimmte Versorgung sicherzustellen ist. Muss eine medizinische Leistungen auch dann noch erbracht werden, wenn dieseAusgaben-Obergrenze bereits erreicht wurde?

Billigbieter sind nicht immer Bestbieter

Was den heimischen Medizinprodukte-Unternehmen zunehmend Sorge bereitet, ist die Neupositionierung im Einkauf von Medizinprodukten, die sich seit geraumer Zeit erkennen lässt. Geht es nach aktuellen Ausschreibungsbedingungen, wird es für österreichische Unternehmer immer schwieriger, an Ausschreibungen beispielsweise der Krankenhaus-Verbünde teilzunehmen. Diese Situation kann aber weder im Interesse der Verbünde noch in jenem der Patienten sein, da durch die fehlende Flexibilität eines gesunden Lieferantenmix die Versorgungssicherheit der Patienten immer weniger gegeben wäre. Die AUSTROMED fordert daher die Verantwortlichen auf, sich vom Billigstbieterdenken wegzubewegen. Denn der Billigstbieter ist in den wenigsten Fällen auch der Bestbieter.