COPD – Gut Luft!

Lungenkarzinom und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) – verursacht durch Rauchen oder Umweltgifte – sind Krankheiten, die weltweit zunehmen. Sobald sie diagnostiziert werden, sind die Heilungschancen für die Patienten bereits stark limitiert. Biomarker helfen, diese Krankheiten bereits in einem sehr frühen Stadium zu erkennen. Mit weiterer klinischer Diagnostik können Risikopatienten frühzeitig medizinisch beraten beziehungsweise einer Therapie zugeführt werden.

Hohe Dunkelziffer

In Österreich sind möglicherweise mehr als 25 Prozent der über 40-Jährigen von COPD betroffen – in vielen Fällen ohne es zu wissen. Dr. Hendrik Ankersmit vom Christian Doppler Labor Diagnose und Regeneration von Herz- und Thoraxerkrankungen forscht in diesem Zusammenhang zum Thema erhöhter HSP27-Spiegel im Serum von COPD-Patienten. Demnach löst Sauerstoffmangel aufgrund von COPD induzierter Inflammation/Hypoxie erhöhte Werte des Hitzeschockproteins HSP27 aus. „In einer Studie mit ‚gesunden Rauchern’ konnten wir nachweisen, dass von 94 Rauchern mit einer normalen Lungenfunktion bereits 56 % einen pathologischen radiologischen Befund in einem High Resolution Expiration/Inspiration CT auswiesen. Erstaunlich war, dass alle Patienten eine normale Lungenfunktion hatten, das Serum HSP27 hatte jedoch eine signifikante Korrelation mit der radiologischen verifizierten Pathologie“, erklärt Ankersmit. Nun wären nach Ansicht des Forschers vor allem große Diagnostikfirmen aufgefordert, Interesse für diese frühzeitige Form der Serum-basierten COPD-Diagnose zu zeigen.Während der Lungenfunktionstest keinerlei Auffälligkeiten in jungen Rauchern aufwies, konnte durch HSP27 bereits eine beginnende radiologische Veränderung nachgewiesen werden. Mit HSP27-Bestimmungen im Rahmen von Gesundenuntersuchungen könnten COPD-anfällige Patienten kostengünstig identifiziert werden. Eine weitere Abklärung mittels HR-CT, kombiniert mit einer ärztlichen Beratung würde ein zunehmendes Bewusstsein für diese Volkserkrankung schaffen. Im Übrigen weisen auch Patienten mit einem Lungenkarzinom erhöhte HSP27-Werte im Serum auf.

Medikamentöse, rehabilitative und chirurgische Lösungen

Das Lungenemphysem, eine Form der chronisch-obstruktiven Bronchitis, zählt weltweit zu den häufigsten Lungenerkrankungen. Dabei entstehen in den Alveolen durch zerstörte Zwischenwände Blasen, die dem gesunden Lungengewebe den Platz zum Atmen rauben. Für betroffene Patienten ist der Leidensdruck hoch, eine deutlich eingeschränkte Leistungsfähigkeit und damit Lebensqualität ist die Folge. Für die Therapie der COPD stehen medikamentöse, rehabilitative und chirurgische Lösungen zur Verfügung. Letztere umfassen vor allem die chirurgische Lungenvolumenreduktion und die Lungentransplantation, in jüngerer Zeit auch vermehrt die bronchoskopische Lungenvolumenreduktion.
„Die in Österreich angewandten pharmakologischen und nicht pharmakologischen Verfahren zur Therapie der COPD entsprechen durchaus dem internationalen State of the Art“, weiß Doz. Dr. Arschang Valipour, Facharzt für Lungenkrankheiten und Intensivmedizin in Wien. „Vor allem die inhalative Dauertherapie mit bronchienerweiternden Medikamenten ab dem Zeitpunkt der Diagnose sowie später antiinflammatorische Medikamente gelten im pharmakologischen Bereich als Mittel der Wahl. Auf nicht pharmakologischem Gebiet kommen die pulmonale Rehabilitation, diverse Impfungen, die Raucherentwöhnung und die Sauerstofftherapie zur Anwendung“, ergänzt der COPD-Experte.

Langzeitsauerstoff-Therapie

Im Falle einer starken Schädigung des Lungengewebes entsteht bei manchen Patienten eine Unterversorgung mit Sauerstoff. Um Organschäden vorzubeugen, muss in vielen Fällen im fortgeschrittenen Stadium von COPD dem Körper künstlich Sauerstoff zugeführt werden. Sauerstoffbehälter für zu Hause werden von einigen Herstellern in unterschiedlichen Ausfertigungen angeboten und individuell auf die Bedürfnisse des Patienten eingestellt. Für den ambulanten Gebrauch stehen ebenfalls unterschiedliche Systeme zur Verfügung, zum Beispiel Flüssigsauerstoffsysteme oder Sauerstoffkonzentratoren, die den Sauerstoff aus der Raumluft gewinnen. Die Sauerstofftherapie verzögert oder verhindert die Entstehung von Folgeerkrankungen und erhöht damit die Lebensqualität. Auch die Mortalitätsrate wird damit erheblich gesenkt. In Kooperation mit der Österreichischen Lungenunion und der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie hat die Österreichische Apothekerkammer österreichweit 26 Sauerstofftankstellen eingerichtet, wo mobile Tanks kostenlos aufgeladen werden können.

Chirurgische Lungenvolumenreduktion

Im fortgeschrittenen Stadium einer COPD kommen laut Valipour invasive Verfahren zur Anwendung. Für die Behandlung eines Lungenemphysems wäre eine Lungentransplantation besonders effizient. Sie kann jedoch nur angewandt werden, wenn außer der COPD keine Begleiterkrankungen bestehen – was selten der Fall ist. Von der durchaus respektablen Zahl von Lungentransplantationen, die jährlich durchgeführt werden, gehen aus diesem Grund nur sehr wenige auf das Konto von COPD-Patienten.
Mehrfach konnte in Studien nachgewiesen werden, dass eine chirurgische Lungenvolumenreduktion das Fortschreiten der Erkrankung vehement reduzieren kann. Dabei werden die besonders stark erkrankten Lungenareale entfernt. Die Komplexität des Eingriffes bringt jedoch ein erhöhtes Risiko von Komplikationen mit sich, was die chirurgische Lungenvolumenreduktion mittlerweile nur in Ausnahmefällen zur Therapie der ersten Wahl macht. Nicht chirurgischen Therapien wie der bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion (BLVR) wird meist der Vorzug gegeben. „Die Verfahren der BLVR sind mittlerweile gut untersucht und haben durchaus einen hohen Stellenwert in der klinischen Routine“, weiß Valipour. „Die Ventiltherapie wird dabei am häufigsten angewandt, während andere Lösungen noch in der Erprobungsphase sind, doch demnächst werden wohl auch die Coils und eventuell auch Dampf- und Schaumtherapien Teil der klinischen Routine werden.“ Der Experte kann sich dabei auf eine Reihe hochwertiger Medizinprodukte verlassen, die sich durchwegs auf CE-Zertifizierungen stützen und einen sehr hohen Standard aufweisen.

BLVR

Bei der BLVR werden im Rahmen einer Bronchoskopie kranke Lungenareale verkleinert, was zu einer Ausdehnungsmöglichkeit der gesunden Areale führt. Dadurch wird die Atemnot des Patienten reduziert und die Leistungsfähigkeit verbessert, die Lebensqualität steigt wieder.
Bei diesem Eingriff wird – meist in Vollnarkose – ein Bronchoskop über die Luftröhre bis in die Bronchien eingeführt. Je nach Typus werden dann ein Hydrogelschaum, Wasserdampf, sogenannte Coils oder Ventile eingeführt. Die sogenannte polymerische Lungenvolumenreduktion bedient sich eines Bioklebers, eines Hydrogelschaums, der in den erkrankten Arealen lokale Entzündungen auslöst und sie damit zum Schrumpfen bringt. Bei der Dampfablation verödet heißer Dampf das betroffene Gewebe, das ebenfalls durch Schrumpfung sein Volumen reduziert. Coils sind Spiralen, von denen zehn bis 20 Stück pro Lungenflügel implantiert werden. Sie werden in gestreckter Form eingeführt, ziehen sich in der Lunge wieder zusammen und falten so die kranken Lungenareale zusammen, um Platz für gesunde zu machen.
Während Lösungen mit Schaum, Wasserdampf und Coils irreversibel sind, kann die Lungenvolumenreduktion mit endobronchialen Einwegventilen auf die größten Erfahrungswerte verweisen und ist reversibel, wenn es zu Problemen kommt oder die Wirkung nicht zufriedenstellend ist.

Nachholbedarf

Obwohl die Patientenzahlen der COPD nach wie vor erschreckend hoch sind, herrscht Nachholbedarf den Informationsstatus der Erkrankung betreffend. „Die Methoden zur bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion bedürfen einer breiteren Anwendung in Österreich“, konstatiert Valipour. „Auch in Sachen Bewusstseinsbildung besteht einiger Nachholbedarf und in der Erstellung eines systematisch strukturierten Netzwerkes, um alle Patienten nach gleichen Standards behandeln zu können. Während die medikamentöse Therapie einen zufriedenstellenden Standard erreicht hat, mangelt es in Österreich im internationalen Vergleich noch an ambulanten Rehabilitationsstrukturen. Außerdem haben wir keine suffizienten ambulanten Betreuungsnetzwerke für COPD-Patienten, denn das scheitert vorerst wie so oft an den Kosten, die erst in der Folge durch weniger stationäre Aufenthalte reduziert werden“, meint Valipour abschließend.