Gesundheit als Ziel: Zwischen Realität und Utopie

Noch leben die Österreicher durchschnittlich um 1,3 Jahre kürzer gesund als andere EU-Bürger. Und das, obwohl das Land bei den Gesundheitsausgaben an fünfter Stelle innerhalb der EU rangiert. Das soll – geht es nach Gesundheitsminister Alois Stöger – bald anders werden: Die Einhaltung der Gesundheitsziele sollte dazu führen, dass wir bald gesünder leben und auch älter werden. Die verlautbarten Ziele sind ressortübergreifend und reichen von der Vorsorge über Umwelt, Bewegung und Ernährung bis hin zur sozialen Gerechtigkeit und zur psychosozialen Gesundheit.
Erarbeitet wurden die Ziele von einem 30köpfi gen Fachgremium, dem neben Vertretern der Bundesministerien für Gesundheit, Arbeit und Soziales, Wirtschaft, Familie und Jugend, Sport, Unterricht sowie dem Lebensministerium unter anderem auch Gewerkschaft, Hauptverband, Wirtschaftsund Arbeiterkammer, Industriellenvereinigung und Armutskonferenz, Ärzte- und Apothekerkammer, Liga für Kinderund Jugendgesundheit oder Österreichischer Seniorenrat, Patientenanwaltschaft und ARGE Selbsthilfe, Städte- und Gemeindebund angehörten. Zusätzlich hatten auch die Bürger die Möglichkeit, via Internet ihre Wünsche und Vorschläge in die Debatte einzubringen.

Viel Wind um nichts?

Alleine schon dieses weite Spektrum der Diskutanten mit ihren sehr breit gefächerten Interessen macht klar, dass das Ergebnis nur an der Oberfläche bleiben konnte und sich jeder Konkretisierung bewusst enthielt. Und genau darin liegt laut Kritikern auch die große Schwäche des Programms. Eine Schwäche, die Stöger durchaus bewusst ist. Daher hat der Minister bereits für den Herbst konkrete Umsetzungsmaßnahmen angekündigt. Diese sollen nun in einer Vereinbarung des Bundes mit Ländern und Sozialversicherungen ausverhandelt werden. Die Ziele sind – so meint der Minister – dennoch ein wichtiger erster Schritt, um ein „gesundheitsförderliches Klima und entsprechende Rahmenbedingungen“ zu schaffen. Er ist sich aber auch bewusst, dass Gesundheit nicht verordnet werden kann, sondern nur durch Beteiligung aller entsteht. Und hier setzen auch die Kritiker an: Je mehr „Laien“ an diesem Prozess beteiligt werden, desto unkonkreter das Ergebnis und die Maßnahmenvorschläge. Und auch die ressortübergreifenden Ziele lassen in der Umsetzung einen weiten Spielraum offen, denn wir alle wissen, dass der Einfl uss des Gesundheitsressorts auf Einkommensverhältnisse, Lebensumstände und Bildungsbeteiligung eher gering ist. Neue Kooperationsformen zwischen Ministerien und ein verbrieftes Mitziehen der Länder sind unumgänglich, aber ebenso praxisfern.