Kongressvorschau: 48. ÖGU Jahrestagung

ÖGU-Präsident Prim. Dr. Andreas Pachucki gibt Einblick, was den Kongressteilnehmern zum Thema „Akute und chronische pathologische Veränderungen der großen Sehnen“ geboten wird.

Warum ist das Thema „große Sehnen“ so wichtig, dass es Hauptthema des Kongresses ist?

Über Sehnenverletzungen, Überlastungen und degenerative Veränderungen gibt es deutlich weniger Forschungsergebnisse als beispielsweise über die Verletzungen und Veränderungen des Knochens. Zu pathologischen Veränderungen an großen Sehnen kommt es häufig bei Sportlern, sportlich aktiven Menschen und manuellen Arbeitern. Die Behandlung derartiger Veränderungen ist heute noch sehr unterschiedlich, dies beginnt bei der Dauer der Ruhigstellung nach Einrissen und Teileinrissen sowie entzündlichen Prozessen. Weiters gibt es seitens der Industrie verschiedenste Fixationssysteme, um gerissene oder von Knochen ausgerissene Sehnen so stabil zu fixieren, dass eine früh funktionelle Therapie möglich ist. Für die sogenannten Ansatztendinosen, das heißt die entzündlichen Veränderungen im Bereich der Sehnenansätze, hat sich neben den klassisch konservativen Behandlungsmethoden wie beispielsweise Infiltrationen und physikalische Therapie, Dehnungsübungen etc. in den letzten Jahren die Stoßwellentherapie als Therapie der Wahl etabliert.
Für den Patienten selbst führen Sehnenverletzungen häufig zu lebenslangen Beschwerden und Invalidität, deshalb ist dieses Thema als Hauptthema eines großen Kongresses sehr gut geeignet.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen und Probleme, was sind die wichtigsten Ansatz- und Diskussionspunkte, von denen Sie sich am Kongress viel versprechen?

Hier möchte ich zunächst einmal die Sehnenverletzungen ansprechen. Sehnen reißen nur selten in sich, sondern reißen im Regelfall vom Knochen aus. Hier gibt es verschiedenste Techniken, die Sehne am Knochen wieder zu fixieren. Diese Systeme sind allesamt durchaus innovativ und sollten nunmehr einer ersten Evaluierung unterzogen werden, das heißt, ich erwarte mir zunächst, dass in der Diskussion herausgearbeitet wird, welche Fixationstechniken am stabilsten sind und eine möglichst frühe Mobilisierung ermöglichen. Weiters erwarte ich mir durch internationale Forschungsbeiträge eine deutliche Erweiterung des Wissensstandes um die Abläufe der Sehnenheilung, die Adaptierung von Sehnen auf Belastung und Minderbelastung, auf Dehnung und Zug sowie den Einfluss von Stammzellen auf die Sehnenheilung etc. Faktum ist, dass wir heute beispielsweise über die Heilung von Knochenbrüchen sehr viel wissen, über die Heilungsvorgänge an den Sehnen deutlich weniger, somit besteht hier aus meiner Sicht ein deutlicher Aufholbedarf.

Welche Entwicklungen bzw. Veränderungen erwarten Sie auf diesem Gebiet?

Ich erwarte mir insofern Änderungen, als durch entsprechende Prävention, das heißt vermehrtes Wissen um Training, Aufbau, Veränderung von Sehnenstärke und Dehnungsverhalten, zunächst die Gefahr von Verletzungen verringert werden kann. Weiters erwarte ich mir eine Verbesserung in der Behandlung von degenerativ bedingten schmerzhaften Tendinosen, beispielsweise durch eine Verbesserung der Durchblutungssituation, wie wir sie nachweislich durch die Stoßwellentherapie erreichen können. Bei den frischen Verletzungen, seien sie nun gedeckt oder offen, erwarte ich mir wie bereits oben erwähnt eine Verbesserung der Fixationssysteme, damit die verletzten Gliedmaßen möglichst früh wieder bewegt und belastet werden können. Dabei spielen eben die Medizinprodukte eine wesentliche Rolle, die zuletzt entwickelten Produkte für die Refixation von Sehnen ermöglichen meist eine minimal-invasive Operationstechnik, das heißt nur geringfügige Freilegung der verletzten bzw. ausgerissenen Sehnen und trotzdem eine stabile Refixation mit der Möglichkeit einer funktionellen Nachbehandlung.

Was wünschen Sie sich persönlich für die nächsten drei bis fünf Jahre?

Ich persönlich wünsche mir, dass wir unsere ärztliche Tätigkeit weiterhin mit bestem Wissen und Gewissen ohne wesentlichen politischen Eingriff unter dem Vorwand ökonomischer Notwendigkeiten ausführen können.