Krankenhausinfektionen: Dranbleiben!

Tatsächlich lassen sich diese Infektionen aufgrund unwirksamer Antibiotika nicht mehr angemessen behandeln. Personalengpässe verschärfen die Situation in österreichischen Krankenhäusern, da Kapazitäten für eine rasche Diagnostik und Behandlung zunehmend eng werden. Erstmals wurden gemeinsam mit dem Institut für Höhere Studien (IHS) auch die finanziellen Konsequenzen aufgezeigt. Antibiotika sind in der Medizin und in modernen Behandlungsverfahren unverzichtbar. Mit ihrem breiten Einsatz geht jedoch auch ein zunehmendes Vorkommen von resistenten Mikroorganismen einher. In einer aktuellen Studie mit Daten aus Österreich wurde gezeigt, dass weltweit mittlerweile jährlich knapp fünf Millionen Todesfälle mit antibiotikaresistenten Erregern in Zusammenhang gebracht werden können.

Empfehlungen alleine reichen nicht aus

Besonders häufig treten infolge einer nosokomialen Infektion Harnwegsinfektionen, Sepsis, postoperative Wundinfektionen oder Lungenentzündungen auf. Ursache ist häufig mangelhafte Hygiene oder die Nicht-Einhaltung präventiver Maßnahmen. Mit Ausnahme von Rahmengesetzgebungen und organisatorischen Empfehlungen gibt es derzeit auch keine bundesweit verbindlichen Hygienestandards, die Patienten vor den Gefahren nosokomialer Infektionen schützen oder ihnen transparente Auskunft über tatsächlich umgesetzte Maßnahmen und die Hygienequalität in den jeweiligen Gesundheitseinrichtungen geben“, betont Sonja Reinberger, Sprecherin der AUSTROMED-Branchengruppe Desinfektion & Hygiene.

Prävention spart Mehrkosten

Jedes zehnte Bett auf einer Intensivstation ist aktuell mit einem Patienten mit einer Gesundheitssystem-assoziierten Infektion belegt, obwohl nosokomiale Infektionen durch optimierte Hygienemaßnahmen effizient vermieden werden könnten. Und das ist nicht immer mit großem finanziellem Aufwand verbunden, denn dazu gehören auch durchaus kostengünstige Maßnahmen wie etwa die Händehygiene bei Personal, Patienten und Besuchern sowie wirksame Medizinprodukte zur Desinfektion in Gesundheitseinrichtungen, die von qualifiziertem Personal in den Häusern implementiert werden müssen.

Österreichs Krankenhäuser werden jährlich mit 131.000 zusätzlichen Behandlungstagen und damit verbundenen 281 Millionen Euro Mehrkosten aufgrund von Gesundheitssystem-assoziierten Infektionen belastet. „Diese Zahlen beziehen sich dabei lediglich auf den stationären Bereich, da es mangels valider Informationen derzeit gar nicht möglich ist, die realen Auswirkungen auf das gesamte, nationale Gesundheitswesen zu berechnen. Österreichs Krankenanstalten leiden so stark wie nie zuvor unter Personalmangel, vor allem im Pflegebereich. Die aktuellen Zahlen aus dem Institut für Höhere Studien (IHS) zeigen nicht nur die Kosten dieser Komplikationen, sondern auch wichtige Bettenkapazitäten, die dadurch gebunden werden. Dieser Entwicklung gilt es entgegenzuhalten“, sagt Dr. Christoph Klaus, stellvertretender Sprecher der AUSTROMED-Branchengruppe Desinfektion & Hygiene.

Forderungen an die Politik

Die Plattform „Kampf gegen Krankenhauskeime“, die von der AUSTROMED unterstützt wird, hat es sich zum Ziel gesetzt, das Thema verstärkt in den gesundheitspolitischen Diskurs zu bringen. Sie fordert von der Gesundheitspolitik konkrete Maßnahmen:

  1. Stärkung der Patientenrechte: Aktuell liegt es an den Patienten, zu beweisen, dass ein Fehlverhalten seitens des Gesundheitspersonals vorliegt, aus dem eine Infektion entstanden ist. Eine Änderung zum Gefährdungshaftungstatbestand ist erforderlich. Weiters werden Qualitätsstandards als Schutzgesetze benötigt.
  2. Mehr Transparenz: Leistungen von Hygieneteams müssen transparent erfasst und dargestellt werden. Zusätzlich müssen Patienten darüber informiert werden, in welcher Einrichtung des Gesundheitswesens sie mit einem niedrigen oder erhöhten Risiko einer nosokomialen Infektion konfrontiert sind.
  3. Verbindlicher Personalschlüssel und Ausbildung: Es bedarf verbindlicher Vorgaben, für wie viele Betten eine Hygienefachkraft (HFK) in einem Krankenhaus für eine optimale Betreuung erforderlich ist. Zudem sollten diese Fachkräfte mit den entsprechenden Ressourcen und Kompetenzen ausgestattet werden. Ein Ausbildungskonzept liegt bereits vor, es fehlt jedoch seit Jahren eine Verordnung, die eine gesetzeskonforme Ausbildung ermöglicht.
  4. Stärkung der Gesundheitskompetenz der Gesellschaft: Es ist wichtig, dass jeder Einzelne Präventionsmaßnahmen kennt und umsetzen kann, um Risikofaktoren zu minimieren und in Folge Infektionen zu reduzieren.